Zu Besuch beim Neanderthaler

Vor gut 150 Jahren fanden Arbeiter in der Feldhofer Grotte im Neandertal (das damals noch Neanderthal hieß) ein Skelett von außergewöhnlicher Form: dicke Überaugenwülste, fliehende Stirn, gedrungener Körperbau. Es gehörte, wie sich herausstellte, zu einer ausgestorbenen Seitenlinie der Gattung Mensch.

Nicht nur die Höhle, die ganze Felsenschlucht ist verschwunden, fiel den Steinbrucharbeiten zum Opfer. Lange Zeit war noch nicht einmal mehr bekannt, wo genau der Neanderthaler 30.000 Jahre lang seiner Entdeckung geharrt hatte. Sicher hätte er sich etwas mehr Beachtung gewünscht. Vor ein paar Jahren schließlich suchte ein Archäologenteam nach dem damals weggeschaufelten Höhlenlehm und wurde fündig: ein darin enthaltener Knochen paßt exakt an das Skelett von 1856.

Dem Neanderthaler ist heute das gleichnamige Museum unweit der wiederentdeckten Fundstelle gewidmet. Er selbst beobachtet als lebensnahe Rekonstruktion, wie die Besucher den Weg durch die kurzweilig aufgebaute Ausstellung nehmen, die den langen Weg von ersten Hominiden bis in die heutige Zeit auf ein paar hundert Meter verkürzt. Einer seiner Brüder lehnt, mit Anzug und Krawatte bekleidet, lässig über die Brüstung. Er würde in unserer modernen Welt kaum auffallen.

Das originale Skelett, besser gesagt die Teile davon, die die Steinbrucharbeiter beiseite warfen, befindet sich heute nicht hier, sondern im Rheinischen Landesmuseum. Das fällt aber der spannenden Inszenierung halber gar nicht weiter auf.

Category: Ischia 2012
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