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Oh mia bella Napoli


Das als besonders schön besungene Neapel ist heute eine recht heruntergekommene Schönheit, mit engen Gassen und bröckelnden Fassaden. Mit Mühe finden wir den Weg zu einem der bedeutendsten archäologischen Museen der Welt: im Museo Nazionale di Napoli befinden sich die Originalfunde aus Pompeji. Was für eine Pracht: Mosaiken mit einer unglaublichen Vielfalt an Motiven, vom kämpfenden Alexander dem Großen bis zum friedlichen dahin schwimmenden Entenpaar, vom Leoparden bis zum Nilpferd oder Krokodil, die ganze römische Lebenswelt wird hier so wieder greifbar, wie sie sich den Ausgräbern am originalen Fundort einst präsentierte. Es gibt Gefäße aus Bronze und Glas, dreibeinige Tischchen, Schlösser und Schlüssel und .. eine Abteilung, die Jugendliche erst ab 14 betreten dürfen, der gezeigten Obszönitäten wegen: tönerne Figuren mit gigantischem Phallus, und zum Bettgestell aus römischer Zeit bietet das Wandmosaik auch gleich die passenden Anregungen.

Besondere Faszination geht auch von den lebensgroßen Bronzestatuen aus dem Haus der Papyri aus: ihre Augen sind weiß hinterlegt, was den Gesichtern eine ungeahnte Lebendigkeit verleiht. Hoffentlich wird man irgendwann die Fülle an griechischer und römischer Dichtkunst entziffern können, die sich in der Bibliothek der Villa erhalten hat.

Unser Weg führt uns noch zum Duomo und verschiedenen anderen Kirchen, dann geht es zurück zum Hafen, mit dem Schnellboot auf die Insel die wir morgen leider werden verlassen müssen, und mit dem öffentlichen Linienbus hinauf zum Hotel.

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Hotel-Erlebnisse

Der typische, weißbesockte deutsche Ischia-Tourist gilt als ausgestorben. Und doch, am Nachbartisch versucht ein Gast dem Kellner seinen Wunsch begreiflich zu machen: „due ovos, äh, ove, prego!” Der Kellner versteht nur Bahnhof. „Two eggs, please” versucht es der Gast auf englisch. Da, endlich erhellt sich das Gesicht des italienischen Bediensteten: „ah, ich verstehe, Sie möchten zwei Eier?”

Im Vorspeisen-Buffet steht unter anderem ein Schüsselchen mit Krautsalat. Da ich Krautsalat mag, lade ich mir etwas davon auf. Aber der Krautsalat ist weder knackig noch schmeckt er nach Kraut. Es scheint sich eher um etwas Nudeliges zu handeln, angemacht wie Salat mit einer Prise schwarzem Pfeffer. Pfeffer? Die dunklen Körnchen sind immer am Ende des Nudelstreifens, und immer paarweise. Das ist kein Pfeffer, das sind – Augen! Ich rufe den Kellner und erfahre, daß ich winzige Fische esse. Eine Köstlichkeit, aber definitiv nicht aus Kraut.

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Zu Fuß gen Süden

Wir haben uns für den Westen der Insel entschieden, wegen der berühmten Sonnenuntergänge. Sant’Angelo, der schönste Ort, liegt im Süden. Aber zum Glück ist Ischia nicht sehr groß, und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg dorthin. Es ist ja auch eine malerische Landschaft hier mit Zitronenbäumen, Weingärten, riesigen Bougainvilleahecken, rot blühenden Ohrenkakteen und natürlich Pinien entlang der Straße hinab zu den Klippen, wo die Häuser zum Teil in den Tuffstein hinein gemeißelt wurden.

Für den etwas beschwerlicheren Rückweg gibt es den Linienbus – wenn er denn fährt. Als wir an der Haltestelle eintreffen, sitzt der Bus schon voller Leute, nur der Fahrersitz ist leer, und das bleibt er auch. Entwertete Tickets gelten nur 90 Minuten, und die ersten 15 sind schon um. Und dann trifft ein anderer Bus ein, alles steigt um, und die Fahrt beginnt.

Es gibt hier zwei Buslinien, die eine („CD“) umrundet die Insel im Uhrzeigersinn, die andere in Tanzrichtung. Schon 15 Minuten später sind wir wir im Hotel. Jetzt haben wir uns einen Limoncello verdient, original ischianisch und mit 32 Umdrehungen. Ob im Uhrzeigersinn oder in Tanzrichtung, wird sich noch herausstellen.

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La Mortadella

Wer kennt eigentlich William Walton? Wir kannten ihn jedenfalls nicht, bis wir diesen wunderschönen Garten besuchten, den er seiner zweiten Heimat geschenkt hat.

Zunächst passieren wir aber den Lido von Forio, ein typischer Teutonengrill, der sich mit wenigen Ausnahmen – der Sand ist hier grünlich – kaum von den Stränden in Jesolo oder Rimini unterscheidet: Strandliegen und Sonnenschirme in der ersten, Ristorante an Ristorante in der zweiten Reihe. Kindergeschrei, das nur noch vom Straßenlärm übertroffen wird, je kleiner das Fahrzeug desto lauter.

Wir lassen diesen Ort, der sich so gar nicht mit unseren Vorstellungen von Urlaub deckt, nicht ganz so rasch hinter uns wie geplant, denn der erste Weg erweist sich als Sackgasse. Dem zweiten Versuch ist mehr Erfolg beschieden, immerhin bringt er uns über ein malerisches Sträßchen hinauf zum Eingang, der eigentlich für Autotouristen bestimmt ist. Das kommt davon, wenn man den Wegweisern folgt.

Andererseits ist es, wie sich zeigt, durchaus vorteilhaft, La Mortella von oben nach unten zu durchstreifen statt umgekehrt. Denn der untere Teil ist der deutlich attraktivere. Es gibt hier exotische Pflanzen und Bäume, Teiche und Wasserspiele, diverse Tropenhäuser sowie einen Sonnentempel mit Notenzitaten, denn Sir Walton war Komponist, einer der berühmtesten seines Landes. In einem Felsen inmitten des Parks ruht seine Asche.

Schweren Herzens verlassen wir diesen schönen Ort, denn es gilt den abendlichen Bustransfer zum Hotel nicht zu verpassen.

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Bei den alten Römern

Scavi heißt Ausgrabungen, die berühmteste Ausgrabungsstätte der Welt sind die Scavi von Pompeji, zu denen wir heute unterwegs sind. Wenn man auf einer Insel wohnt, führt der Weg dorthin zwangsläufig übers Meer. Leider kündigen sich Niederschläge an, aber während der Fahrt über den Golf und entlang der sorrentinischen Halbinsel bleibt es trocken und der Blick hinüber zum Vesuv erstaunlich klar. Das letzte Stück geht es mit dem Bus über Land, denn der berühmte Vulkanausbruch von 79 n.Chr. hat hie Küstenlinie um einige Kilometer verlagert.

Und die römische Provinzstadt unter meterhohen Ascheschichten begraben. Sie sind der Grund, warum die Gebäude so gut erhalten geblieben sind. Sogar einige der ehemaligen Bewohner hat man wiedergefunden, als Hohlraum den man mit Gips ausfüllen konnte, so daß sich Körper und sogar Kleidung in der erstarrten weißen Masse abzeichnen: Menschen im Augenblick ihres Erstickens oder Erschlagenwerdens, konserviert über zweitausend Jahre.

In der ausgedehnten antiken Stadt lassen sich diverse Wohnhäuser und Handwerksbetriebe ausmachen, eine Bäckerei etwa oder ein Verkaufstresen. Die Zimmer der Privathäuser gruppierten sich um einen Innenhof herum, hier ziert eine Bronzestatuette das Wasserbecken, dort zeigt ein kunstvolles Bodenmosaik die Alexanderschlacht, und in der etwas abseits gelegenen Mysterienvilla sind gar die Wände mit allerlei Motiven bemalt.

Was aber zweitausend Jahre nicht schafften, vollzieht sich nun innerhalb weniger Jahrzehnte: Pompeji verfällt. Fresken verblassen, Mauerwerk bröckelt und muß abgestützt werden. Auch sind immer mehr Häuser durch Eisengitter versperrt. Allein das Bordell hat man offen gelassen, denn dessen frivolen Bilderschatz will sich kein Tourist entgehen lassen.

Und dann entladen sich doch noch die dunkler gewordenen Wolken, der typische Geruch von Platzregen liegt in der Luft, und die Schirmverkäufer draußen auf dem Vorplatz machen ein gutes Geschäft. Unser dreistündiger Rundgang ist allerdings bereits zu Ende, wir hätten gut und gerne weitere drei Stunden mit Entdeckungen zubringen können.

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Unsere Flugbusschiffsreise

Selten mußten wir, um ans Ziel zu gelangen, so oft das Verkehrsmittel wechseln. Vom Mietwagen zum Flugzeug, dann mit dem Bus zum Schiff und von dort wieder in den Bus, natürlich in einen anderen, kleineren. Denn so groß ist die Insel ja nicht, daß ein großer Reisebus darauf Platz hätte. Zumindest wären die Straßen dafür viel zu schmal.

Und nun genießen wir also endlich den ischianischen Sonnenuntergang … und den Wetterbericht, der für zuhause von strömendem Regen spricht. Den hatten wir heute morgen schon beim Abflug, und so war auch nichts zu sehen außer Wolken. Erst bei Ancona erhaschten wir einen ersten Blick durch die dicke Watteschicht.

Für morgen steht ein besonders geschichtsträchtiges Ziel auf dem Programm des fleißigen Kulturbloggers: die verschüttete und wiederentdeckte Römerstadt Pompeji.

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Zu Besuch beim Neanderthaler

Vor gut 150 Jahren fanden Arbeiter in der Feldhofer Grotte im Neandertal (das damals noch Neanderthal hieß) ein Skelett von außergewöhnlicher Form: dicke Überaugenwülste, fliehende Stirn, gedrungener Körperbau. Es gehörte, wie sich herausstellte, zu einer ausgestorbenen Seitenlinie der Gattung Mensch.

Nicht nur die Höhle, die ganze Felsenschlucht ist verschwunden, fiel den Steinbrucharbeiten zum Opfer. Lange Zeit war noch nicht einmal mehr bekannt, wo genau der Neanderthaler 30.000 Jahre lang seiner Entdeckung geharrt hatte. Sicher hätte er sich etwas mehr Beachtung gewünscht. Vor ein paar Jahren schließlich suchte ein Archäologenteam nach dem damals weggeschaufelten Höhlenlehm und wurde fündig: ein darin enthaltener Knochen paßt exakt an das Skelett von 1856.

Dem Neanderthaler ist heute das gleichnamige Museum unweit der wiederentdeckten Fundstelle gewidmet. Er selbst beobachtet als lebensnahe Rekonstruktion, wie die Besucher den Weg durch die kurzweilig aufgebaute Ausstellung nehmen, die den langen Weg von ersten Hominiden bis in die heutige Zeit auf ein paar hundert Meter verkürzt. Einer seiner Brüder lehnt, mit Anzug und Krawatte bekleidet, lässig über die Brüstung. Er würde in unserer modernen Welt kaum auffallen.

Das originale Skelett, besser gesagt die Teile davon, die die Steinbrucharbeiter beiseite warfen, befindet sich heute nicht hier, sondern im Rheinischen Landesmuseum. Das fällt aber der spannenden Inszenierung halber gar nicht weiter auf.

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Buddhas an der Mosel

Wer das liebliche Moselstädtchen erreicht, hat schon eine eindrucksvolle Fahrt entlang der Weinberge hinter sich, die diese Region prägen wie wohl kaum eine zweite. Das Gebäude selbst ist eine ehemalige Weinkellerei mit besonderer Architektur, aber das erscheint nebensächlich angesichts einer Ausstellung, mit der man hier ganz und gar nicht gerechnet hätte: Buddhas, Hunderte und Aberhunderte von Buddhas, in allen Größen und aus allen Materialien. Still und unaufdringlich sitzen sie da – der eine oder andere liegt auch – und meditieren.

Dieses Museum ist anders als die meisten. Hier gibt es keine Texttäfelchen in Augenhöhe, keine Landkarten, keine Daten und Zahlen, dafür aber unaufdringliche meditative Musik und eben die verklärt vor sich hin lächelnden Buddhafiguren. Wer wissen möchte, woher sie kommen, aus welcher Region und welcher Zeit, kann sich bücken und eine der Texttafeln zur Hand nehmen, aber es geht durchaus auch ganz ohne.

Sogar der Film im Untergeschoß, dem ehemaligen Gärkeller, kommt ohne Worte aus. Gezeigt werden Landschaften und die Menschen, die dort leben: Himalaya, Vietnam, der ganze ferne Osten. Tempel und Klöster in spektakulärer Kulisse, erdrot oder safrangelb gekleidete Mönche mit kahl geschorenen Schädeln, brennende Öllämpchen. Und auch hier wieder Buddha neben Buddha, etwa zweitausend sollen es sein. Aber wer wollte hier schon buchhalterisch nachzählen?

Drinnen lächeln die Buddhas, draußen lacht die Sonne. Also nichts wie hinauf zum Dachgarten. Hier möchte man sich am liebsten mit dazu setzen und über fernöstliche Weisheiten sinnieren, hier wo der Blick auf das Moselstädtchen und der vor ihm vorüber ziehenden Schiffe eine besinnliche Atmosphäre erschaffen, wie es sie auf der Welt kein zweites Mal mehr geben dürfte.

Der Abschied fällt schwer. Viele Besucher kommen wieder, am gleichen Tag (die Eintrittskarten bleiben einen Tag gültig) oder beim nächsten Moselurlaub. Und für die Zeit dazwischen gibt es an der Kasse Bücher, DVDs und eben die meditative Musik, die eigens für das Buddha-Haus in Traben-Trarbach komponiert wurde.

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