Schwimmen in der Wüste

Die Lençois Maranhenses sind die wasserreichste Wüste der Erde. Zwischen ihren Dünen aus weißem Sand bilden sich in der Regenzeit Hunderte, ja Tausende von Lagunen. Ein Naturwunder zum Anschauen, aber auch zum Baden.

Dorthin zu kommen ist freilich nicht ganz einfach. Mit dem Verkehrsflugzeug gelangt man nur bis São Luís. Von dort sind es viereinhalb Stunden Busfahrt bis Barreirinhas, wo es gilt, in dünentaugliche Allradfahrzeuge umzusteigen. Die müssen wiederum erst einmal per Fähre ein Flüßchen überqueren, ehe sie nach 40-minütiger Fahrt über abenteuerliche Sandpisten den Rand der Wüste erreichen. Zu Fuß geht es die erste Düne hinauf und … aaaah: zu unseren Füßen breitet sich, welch ein kurioser Kontrast, eine grünblau schimmernde Lagune aus. Hier Wellen aus Sand, dort Wellen aus Wasser, aus bemerkenswert klarem Wasser sogar, dazu Sonne pur, also rasch die Klamotten abgestreift und hinein ins angenehm temperierte Wasser!

Freilich reizt auch das Besteigen der Dünen, denn hinter dem nächsten Sandhügel folgt sogleich die nächste Lagune, dann wieder eine Düne, dann eine Lagune und so weiter und so weiter, hundert Kilometer weit oder mehr. Ganz so weit wollen wir dann doch nicht laufen, zumal man im weichen Sand auch nur sehr mühselig vorankommt. Lieber noch in einer anderen Lagune schwimmen! Und dann ist es auch schon an der Zeit, den Sonnenuntergang hinter der Dünenwelt zu beobachten.

Der grandiose Anblick, den die Dünen-Wasser-Welt bietet, entschädigt für alle Strapazen und auch für die vorausgegangene Nacht, denn die Unesco-geschützte Altstadt von São Luís ist samstags eine einzige Freiluft-Diskothek. Vor jeder Kneipe spielt eine Samba-Kapelle, und sie versuchen sich gegenseitig an Lautstärke zu übertrumpfen. So etwas wie Sperrstunde scheint hier vollkommen unbekannt zu sein, und so dauert der ohrenbetäubende Krach bis halb sechs Uhr morgens, an Schlaf ist nicht zu denken. Un dann fehlt beim Frühstück um 7 Uhr auch noch der Kaffee, zum Glück wird er schon bald nachgereicht.

Die Regierung hat eine neue Straße zum Nationalpark bauen lassen. Das freut die Ärmsten der Armen, und sie bauen ihre meist unverputzten Krawitschen direkt an diese Straße, wahrscheinlich weil es nur dort Strom gibt für den Fernseher. Unbeaufsichtigt herumlaufende Kleinkinder und Landstraßentempo passen aber nicht zusammen, deshalb pickeln die Leute Schlaglöcher in die Autostraße oder betonieren Schwellen quer über die Fahrbahn, die nur im Schrittempo überquert werden können. Brasilien!

Die Lençois Maranhenses waren der Grund, warum wir überhaupt nach Brasilien gereist sind. Morgen gibt es hier noch eine Bootsfahrt den besagten Fluß hinab zum Meer, danach wartet als letzte Station das Städtchen San Salvador auf uns.

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.