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Heimflug

Unsere letzten beiden Flüge stehen unmittelbar bevor. Die Zwischenlandungen mitgezählt, werden wir in Kürze das Dutzend voll machen: von Frankfurt nach São Paulo, dann ins Pantanal-Städtchen Cuiabá und wieder zurück nach São Paulo, weiter nach Rio de Janeiro und ausnahmsweise nicht zurück nach São Paulo, sondern direkt nach Manaus, dem Zentrum der Amazonas-Region. Von dort über Santarém und Bélem nach São Luís, der Einflugschneise in die Lençois. Es folgte drei Tage später ein Flug von São Luís über Fortalezza nach Reçife sowie mit 5 Stunden Wartezeit ein weiterer nach Salvador de Bahia. Das macht nach Adam Riese 11 Flughäfen und 11 Flugbewegungen, denen jetzt Nummer 12 und 14 folgen, denn die 13 wird von der TAM traditionell nicht vergeben. 14 Flüge in 18 Tagen, das soll uns erst einmal jemand nachmachen.

Unser letztes Ziel in Brasilien heißt – na? – São Paulo. Da lohnt es sich doch, die richtige Aussprache zu lernen. Ein „ão“ kommt unter anderem auch im brasilianischen Wort für Friseursalon (Salão) vor, und so ungefähr spricht es sich auch: nasal.

Zwischen der oberen und der unteren Stadt gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert einen Aufzug, der 15 Centavos kostet, etwa 5 Cent. Wahrscheinlich haben sie einfach vergessen, die Preise anzupassen. Wieder hinauf dann weitere 15 Centavos, denn außer stark verwitterten Gebäuden, einer der 365 Kirchen der Stadt und einer Markthalle gibt es unten nicht allzu viel zu sehen.

Umbú-Saft schmeckt übrigens fast noch besser als Graviolasaft, wir gehören jetzt quasi zu den Stammgästen der Saftbar am Terreiro de Jesus. Stammgäste wissen nämlich, wie viel sie zahlen müssen: drei R$, also etwa einen Euro, für eine Portion frisch gepreßte Köstlichkeit, die fast drei Bescher füllt.

Auch im Ulysses sind wir inzwischen Stammgäste, auch wenn wir uns heute auf einen letzten Caipirinha beschränken, denn unser Airport Transfer sollte – nach Intervention unsererseits – schon um 15.40 statt um 16.00 Uhr starten. Tatsächlich stand der Fahrer dann bereits um 14 Uhr auf der Matte, etwas irritiert von unserer „Verspätung“.

Wer von Salvador de Bahia fliegt, muß gut zu Fuß sein. Schon bei der Ankunft wurden wir den gesamten Terminalflügel entlang geführt bis zu dessen äußerstem Ende und dann an der anderen Gebäudeseite entlang wieder zurück, stets auf Sichtweite der nach uns Ausgestiegenen. Heute befindet sich unser Gate ganz am Ende desselben Flügels, wird dann aber geändert auf eines ganz vorne. So bleiben die Passagiere trainiert.

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Afro-brasilianisches Flair

Aus dem Flugzeug erhaschen wir noch einen letzten Blick auf die Lençois, ehe uns einige Stunden später die drittgrößte Stadt Brasiliens, San Salvador, mit einem Regenschauer empfängt. Ein zusätzlicher Grund, sich auf die Pousada des Arts zu freuen, denn die Atmosphäre hier ist wirklich einzigartig. Wohin man auch schaut, bestimmen Kunst und Kunsthandwerk das Bild. Und wir haben eine Terrasse mit Meerblick. In einem Stadthotel!

In San Salvador wird mehr für den Erhalt der alten Bausubstanz getan als anderswo, zwar gibt es auch hier Häuser, die man besser Ruinen nennen müßte, aber auch viele, die im alten Stil wiederhergerichtet sind. Wir haben eine historische Führung gebucht und sind eine recht kleine Gruppe, zwei Touristen plus Reiseleiter. Und der weiß viel zu erzählen, über die Besiedlung der Region, die Sklaverei, die verschiedenen kirchlichen Orden und natürlich über deren Kirchen, von denen wir die schönste und wichtigste auch von innen anschauen. Rund eine Tonne Gold soll hier verarbeitet worden sein, und die Zahl der Engel ist Legion.

Salvador de Bahia von Rainer Göttlinger auf Vimeo.

In einer Saftbar probieren wir Säfte, von denen wir in Europa noch nie gehört, geschweige denn gekostet haben. Einer von ihnen wird aus der Kakaofrucht gewonnen, und zwar aus der weißen Masse, die die eigentlichen Kakaobohnen umschließt. Sie schmeckt nicht wie Kakao, sondern herb und süßlich zugleich. Der andere heißt Cupuaçu und ist ebenfalls aus einer Frucht. Açaí und Guarana, gemischt mit Orangensaft, soll wie Kaffee wirken, schmeckt aber natürlich völlig anders. Caja, Umbú und Graviola wollen wir morgen probieren, frisch gepreßt und für je 3 Real ein echtes Tropen-Schnäppchen.

Auf unserem Weg durch die historischen Altstadtgassen sehen wir noch vieles, ehe wir von der Terrasse unseres großzügigen Zimmers – wir haben sogar ein Himmelbett – gegen 17.30 Uhr den Sonnenuntergang genießen und den Tag dann in einem bahianischen Speiselokal abschließen, das eigentlich nur Einheimische besuchen: Bestellung mit Händen und Füßen.

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Kleine Lençois

Der Ort, wo wir in Gesellschaft von Gartenzwergen und Heiligenfiguren nächtigen und morgens mit einem heftigen Regenschauer überrascht werden, liegt an einem kleinen Fluß, der so nah am Meer gar nicht mehr klein ist, denn Ebbe und Flut bewegen das Wasser mal hin und mal her, je nach Tageszeit.

In einer halben Stunde wäre man mit dem Schnellboot am Atlantik, aber wir machen unterwegs mehrfach Pause.

An einer großen Sanddüne etwa, wo in einem Restaurant schon die Affen durchs Gebälk klettern und auf die eine oder andere halbierte Kokosnuß hoffen, auf deren weiches Fruchtfleisch sie ganz scharf sind. Zunächst einmal besteigen wir aber die Düne, die hier gerade im Begriff ist, ein Wäldchen zu überwandern. Von den bereits verschlungenen Bäumen sind stellenweise noch die obersten Äste zu sehen, trocken und ausgebleicht wie Knochen.

Natürlich gibt es auch hier wieder Lagunen, Sand und Wasser haben aber eine andere Farbe als drüben in den großen Lençois.

Es folgt der Leuchtturm, der eine schöne Aussicht verspricht – wenn denn oben auf der Balustrade nicht so ein Gedrängel wäre! Man wird quasi einmal im Kreis herum geschoben, hat dann aber auch alles gesehen, was es von da oben zu sehen gibt. Zur Belohnung gibt es unten ein Eis mit Açaí-Geschmack oder wahlweise einen Caipirinha mit Cashew-Früchten. Noch ein Blick zurück zum Leuchtturm: er ist jetzt ganz leer, warum müssen sie auch alle Touristen gleichzeitig hier anlanden?

Unten am Meer schlägt sich das Salz leider auch in den Preisen des Restaurants nieder, es gibt nur Gerichte von 75 Real aufwärts, also etwa 25 Euro. Kein Obst, kein Salat, keine Vorspeisen für den kleinen Hunger. Nichts für uns. Am Strand treiben die Wellen hübsche Muschelschalen zu kleinen Häufchen zusammen.

Die Pousada (Herberge) „Portas Amazonica“, die uns nach vierstündiger Rückfahrt erneut aufnimmt, hat den Flair der Kolonialzeit, über ihre Steinfußböden sind schon ganze Generationen gelaufen. Das ist aber auch schon alles, was den Touristen erfreut, Türen die sich nur mit Gewalt öffnen lassen, Steckdosen in die kein Adapter paßt, und falsch eingebaute Schlösser, die links statt rechts herum schließen, gehören ganz sicher nicht dazu. Ein Frühstücksraum voller nicht abgeräumter Tische auch nicht. Vom Kofferschleppen über diverse Treppen hinauf und hinab erst gar nicht zu reden. Immerhin versteht der Rezeptionist ein paar Brocken Englisch.

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Schwimmen in der Wüste

Die Lençois Maranhenses sind die wasserreichste Wüste der Erde. Zwischen ihren Dünen aus weißem Sand bilden sich in der Regenzeit Hunderte, ja Tausende von Lagunen. Ein Naturwunder zum Anschauen, aber auch zum Baden.

Dorthin zu kommen ist freilich nicht ganz einfach. Mit dem Verkehrsflugzeug gelangt man nur bis São Luís. Von dort sind es viereinhalb Stunden Busfahrt bis Barreirinhas, wo es gilt, in dünentaugliche Allradfahrzeuge umzusteigen. Die müssen wiederum erst einmal per Fähre ein Flüßchen überqueren, ehe sie nach 40-minütiger Fahrt über abenteuerliche Sandpisten den Rand der Wüste erreichen. Zu Fuß geht es die erste Düne hinauf und … aaaah: zu unseren Füßen breitet sich, welch ein kurioser Kontrast, eine grünblau schimmernde Lagune aus. Hier Wellen aus Sand, dort Wellen aus Wasser, aus bemerkenswert klarem Wasser sogar, dazu Sonne pur, also rasch die Klamotten abgestreift und hinein ins angenehm temperierte Wasser!

Freilich reizt auch das Besteigen der Dünen, denn hinter dem nächsten Sandhügel folgt sogleich die nächste Lagune, dann wieder eine Düne, dann eine Lagune und so weiter und so weiter, hundert Kilometer weit oder mehr. Ganz so weit wollen wir dann doch nicht laufen, zumal man im weichen Sand auch nur sehr mühselig vorankommt. Lieber noch in einer anderen Lagune schwimmen! Und dann ist es auch schon an der Zeit, den Sonnenuntergang hinter der Dünenwelt zu beobachten.

Der grandiose Anblick, den die Dünen-Wasser-Welt bietet, entschädigt für alle Strapazen und auch für die vorausgegangene Nacht, denn die Unesco-geschützte Altstadt von São Luís ist samstags eine einzige Freiluft-Diskothek. Vor jeder Kneipe spielt eine Samba-Kapelle, und sie versuchen sich gegenseitig an Lautstärke zu übertrumpfen. So etwas wie Sperrstunde scheint hier vollkommen unbekannt zu sein, und so dauert der ohrenbetäubende Krach bis halb sechs Uhr morgens, an Schlaf ist nicht zu denken. Un dann fehlt beim Frühstück um 7 Uhr auch noch der Kaffee, zum Glück wird er schon bald nachgereicht.

Die Regierung hat eine neue Straße zum Nationalpark bauen lassen. Das freut die Ärmsten der Armen, und sie bauen ihre meist unverputzten Krawitschen direkt an diese Straße, wahrscheinlich weil es nur dort Strom gibt für den Fernseher. Unbeaufsichtigt herumlaufende Kleinkinder und Landstraßentempo passen aber nicht zusammen, deshalb pickeln die Leute Schlaglöcher in die Autostraße oder betonieren Schwellen quer über die Fahrbahn, die nur im Schrittempo überquert werden können. Brasilien!

Die Lençois Maranhenses waren der Grund, warum wir überhaupt nach Brasilien gereist sind. Morgen gibt es hier noch eine Bootsfahrt den besagten Fluß hinab zum Meer, danach wartet als letzte Station das Städtchen San Salvador auf uns.

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Ein Opernhaus im Regenwald

Die Amazonas-Metropole hat ihre besten Zeiten lange hinter sich, aber die einstige koloniale Pracht ist zwischen verwitternden Fensterrahmen, bröckelndem Putz und dicken Kabelbündeln im Straßenbild durchaus noch wahrnehmbar. Und es gibt hier ein Opernhaus, das Teatro Amazonas von 1896. Das sieht wiederum gar nicht heruntergekommen aus, sondern erstrahlt frisch renoviert. Natürlich möchten wir es auch von innen sehen und buchen eine halbstündige Führung.

Auf der Bühne wird gerade geprobt, denn heute abend soll ein öffentliches Konzert stattfinden. Die Musik und der eigenwillig-exotische architektonische Schmuck erschaffen hier eine einzigartige Atmosphäre, die sich auch in das obere Foyer hinein fortsetzt. Der Engel im Deckengemälde richtet – wie die Mona Lisa – den Blick immer zum Beobachter, egal an welcher Stelle man steht. Die Wände zieren Gemälde mit Bezug zur Region: eine Flußlandschaft mit Schiff, ein Jaguar, das Liebespaar aus der brasilianischen Version von Romeo und Julia. Die Hölzer für das Parkett wurden, obschon Manaus ja von üppigem Tropenwald umgeben ist, aus Europa importiert, vermutlich verschmähen amazonische Termiten die gute deutsche Eiche.

Teatro Amazonas von Rainer Göttlinger auf Vimeo.

Schade, daß wir heute abend nicht mehr hier sein werden. Andererseits waren die Proben so schaurig, daß das zumindest im Hinblick auf den Kunstgenuß kein großer Verlust sein dürfte.

Was bleibt uns, abgesehen von der Rio Negro Kreuzfahrt und dem Opernhaus, in besonderer Erinnerung? Natürlich unsere Ankunft vor nunmehr drei Tagen zur mitternächtlichen Stunde, als sich gleich mehrere Fernsehkameras auf die ankommenden Passagiere richteten. Natürlich galt die Aufmerksamkeit nicht uns, sondern dem mit uns gereisten Weltmeister in der Disziplin „Mixed Martial Arts”. Grundkenntnisse dieser in Deutschland völlig unbekannten Kampfsportart wären angesichts der drohend näherrückenden Front kreischender Jugendlicher mit gezückten Kameras durchaus nützlich gewesen, um uns und unserem Gepäck den Weg freizukämpfen. Von ohrenbetäubender Sambamusik begleitet entrannen wir schließlich der Ankunftshalle.

Es dürfte auf der Welt nur wenige Länder geben, in denen ein Inlandsflug vier Stunden dauern kann. Wir hatten das Vergnügen auf der Strecke von Rio nach Manaus. Und mit der GOL, der innerbrasilianischen Linie, ist Fliegen auch ein bißchen wie Bahn fahren. Einschließlich Verspätungen. Man bekommt auch nichts zu essen und zu trinken, erst recht nicht, wenn es von Flughafen zu Flughafen nur jeweils eine Stunde dauert. Dafür kann man aber – ebenfalls bahn-typisch – einfach sitzen bleiben bis zum Ziel. Und dieses Ziel heißt heute São Luís.

Die Pousada ist ein altes koloniales Herrschaftshaus mit dem Flair des Verfalls. Und WLAN auf allen Zimmern. Brasilianische Kontraste.

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Ein Fluß wie ein Marmorkuchen

Manaus liegt am Amazonas? Mitnichten. Die Stadt, die lange Zeit nur auf dem Wasserweg erreichbar war, ist ans Ufer des Rio Negro gebaut, aus dem einfachen Grund, weil es am Rio Negro keine Mücken gibt. Sein Wasser ist nämlich nicht nur, wie schon der Name vermuten läßt, nahezu schwarz, sondern auch reich an Huminsäuren. Und das mögen die Plagegeister nicht.

Das Wasser des Solimões hingegen, der wenige Kilometer von Manaus entfernt zusammen mit dem Rio Negro den Amazonas bildet, hat eher die Farbe von Milchkaffee. Wo die beiden zusammenfließen, entsteht zwischen den stark kontrastierenden Farben eine scharfe Grenze, die wir mit dem Flußschiff mehrfach überqueren.

Am Rio Negro von Rainer Göttlinger bei Vimeo.

Dieses Schiff, die Alberto Filho II, war in den letzten drei Tagen unser Zuhause. Seit ein paar Stunden sind wir nun wieder in jenem Teil Brasiliens, der Anschluß ans Internet hat. Aber beginnen wir mit dem Anfang.

Victoria

Den Rio Negro flußaufwärts fahrend, ereilt uns ein tropischer Gewitterschauer, der die Stühle nur so über das Deck fegt. Naß wird aber niemand, und schon bald bricht die Sonne wieder durch. Wir laufen auf Holzstegen ein paar hundert Meter in den Regenwald hinein, der an dieser Stelle meterhoch unter Wasser steht. Am Ende des Steges warten Victoria-Seerosen, das sind jene, deren Blätter wie Kuchenformen aussehen.

Dem Fußmarsch folgt ein Bootsausflug mit Piranha-Angeln. Dieses Mal habe ich mehr Glück, mein heftig zappelnder Raubfisch ist am Bauch nicht gelb wie die anderen, sondern rot. Geholfen hat es ihm aber nicht, hihi.

Hängematten

Das Flußschiff hat keine Kabinen, geschlafen wird in Hängematten an Deck. Zum Glück haben wir das Besteigen einer solchen schon geübt und auch den Trick erfahren, wie man sich bequem darin bettet: nur wer schräg liegt, kann auch gestreckt liegen. Das Stofftuch ist nämlich breiter als man glaubt. Solchermaßen sanft in den Schlaf geschaukelt verbringen wir die erste Nacht auf dem Wasser.

Manuel, der Medizinmann

Der folgende Morgen beschert uns die Begegnung mit einem verschmitzten kleinen Mann, der uns die Regenwald-Apotheke erklärt. Es braucht kein Portugiesisch, um seiner Schilderung der Wirkung eines Brech- und Abführmittels folgen zu können.

Hier im Urwald soll es übrigens einen Kobold mit rotem Haar und rückwärts gerichteten Füßen geben, der den Feinden seines Waldes üble Streiche spielt, man könne sich allerdings mit hinterlegtem Schnaps und Zigaretten sein Wohlwollen erkaufen. Leider führen wir keines von beiden mit uns.

Vier gleich aussehende Blätter, welches von ihnen ist giftig? Jeder bekommt Blatt für Blatt ein Stück zu kosten – sich zu drücken wäre eine Beleidigung – bis nur noch eines übrig ist. Dessen Gift benutzen die Indianer zum Fischfang, indem sie es einfach ins Wasser kippen und die gelähmten Fische anschließend einsammeln.

Medizinmann Manuel von Rainer Göttlinger auf Vimeo.

Flußdelphine

Es gibt Delphine im Rio Negro. Sie haben sich, 1.500 Kilometer vom Meer entfernt, dem Süßwasser angepaßt. Und anders als ihre Flipper-Verwandtschaft sind sie – rosa. Wenn man sie denn überhaupt zu sehen bekommt. An einem Futterplatz dürfen wir ihnen ganz nahe sein, will heißen im Wasser. Delphine mögen frischen Fisch, und mit einem solchen angelockt, lassen sie nicht lange auf sich warten. Der Mann, der sie füttert, bringt die Tiere dazu, uns ihre rosa Körper zu zeigen, wenn auch immer nur für Sekunden.

Kaiman

Womit fängt man eigentlich einen Kaiman? Mit der Taschenlampe! Leuchtet man ihm damit in die Augen, ist er so irritiert, daß er sich greifen läßt. Vorher gilt es natürlich, das nächtliche Ufer abzuleuchten, denn Kaiman-Augen reflektieren das Licht. Hier muß einer sein! Und dort gleich drei! Allerdings braucht es dann doch mehrere Versuche, bis unser Guide einen von ihnen zu fassen bekommt. Zwischenzeitlich sind dunkle Wolken aufgezogen, und es setzt leichter Regen ein. Wenn jetzt ein tropischer Wolkenbruch kommt, sind wir tropfnaß! Unangenehm für uns, fatal für jegliche Elektronik. Zum Glück kommen wir weitestgehend trocken am Schiff an. Samt unserem Kaiman. Ungefähr 80 Zentimeter lang ist er, und er sieht ob seiner Entführung nicht sonderlich glücklich aus.

Indianer

Wir werden vom Stammeshäuptling und seiner Sippe begrüßt, ins Gemeinschaftshaus geführt und in die indianischen Gebräuche eingeführt. Dann dürfen wir mit den Indianern tanzen, Thea mit einem buntbemalten jungen Krieger und ich mit einer barbusigen Schönheit samt Kind. Die Begegnung scheint auch den Indianern großen Spaß zu machen. Der Blasrohr-Schütze möchte immer und immer wieder seine grandiose Treffsicherheit vorführen, und der Panflötenspieler zieht sich rasch seinen Kopfschmuck wieder auf, als er die Kamera auf sich gerichtet sieht. Als wir uns nach einiger Zeit wieder zum Gehen wenden, lädt gerade eine ganz normal gekleidete Gruppe junger Frauen ein Boot aus. Ich erkenne meine Tänzerin wieder.

Indianer am Rio Negro von Rainer Göttlinger auf Vimeo.

Strand und Museum

Man könnte glauben, in einem großen See zu baden, es ist aber ein Fluß, wenn auch ein sehr breiter. Sein Wasser ist aus der Schwimmer-Perspektive wirklich bemerkenswert schwarz, aber angenehm temperiert. Mit einem Besuch im Kautschuk-Museum – Kulisse des Films „La Selva“ – enden unsere drei Tage Amazonien. Sie vergingen wie im Flug.

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Theater und Bibliothek

Waren wir hier nicht schon einmal? Der Treppenaufgang, die marmornen Balustraden, die Glasfenster und Wandgemälde mit den Allegorien der schönen Künste und der Kulturen – der gesamte Eindruck, den das Stadttheater von Rio de Janeiro vermittelt, erinnert doch irgendwie an die Alte Oper Paris. Das ist die mit dem Phantom, wir haben sie vor ein paar Jahren besucht. Der Architekt hat sie sich vor gut hundert Jahren zum Vorbild genommen und fern der europäischen Heimat einen faszinierenden Theaterbau erschaffen, den wir im Rahmen einer geführten Tour besichtigen dürfen.

Alles erscheint wie neu, denn zum Hundertsten hat man dem etwas heruntergekommene Haus den alten Glanz zurückgegeben, einschließlich der Vergoldungen innen wie außen.

Auf der Bühne proben Chor und Orchester das Werk, das in ein paar Tagen hier Premiere feiern wird: Carmina Burana. Man möchte, wenn man einmal im Rang Platz genommen hat, gar nicht mehr weitergehen. Ob sie auch Wagner spielen? Ja, selbstverständlich. Wir sind nämlich aus der Stadt der „Meistersinger von Nürnberg“, erkläre ich der Guida den Hintergrund meiner Frage. Völkerverständigung durch Musik.

Statt einer Tagestour vertrauten wir uns heute morgen einfach der Metro an: schnellste und zugleich preiswerteste Möglichkeit, von der Copacabana ins kulturelle Zentrum von Rio zu gelangen. Freilich wirkt die barocke Oper heute zwischen all den Hochhäusern etwas deplaziert, dieses Schicksal teilt sie mit dem Museu des Bellas Artes und der Nationalbibliothek, die wir beide ebenfalls besichtigen. Im Museum gibt es Abgüsse berühmter Skulpturen der griechischen und römischen Antike, denn Europa war ja zur Kolonialzeit viel weiter entfernt als nur ein paar Flugstunden. Und in der Bibliothek, wie nicht anders zu erwarten, Bücher über Bücher, denn von jedem je in Brasilien erschienenen Druckerzeugnis wird hier eine Kopie verwahrt.

In den beiden Gutenberg-Bibeln dürfe man allerdings nur digital blättern, erklärt man uns. Die Originale lägen sicher verwahrt im Tresor, und noch nicht einmal der Papst bekäme sie in die Hand.

Bisher nicht bis nach Rio herumgesprochen hat sich offenbar die Erfindung des Zebrastreifens, denn es führt kein solcher über die stark befahrene Hauptstraße in den Park gegenüber, wo wir noch einmal einen Blick auf den Zuckerhut hätten erhaschen können. Und so endet unser Aufenthalt in Rio mit einer kleinen Mahlzeit direkt an der Copacabana, bevor es mit Ziel Manaus zum Flughafen geht.

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Vom Corcovado zum Zuckerhut

Obwohl Rio de Janeiro eine ausgesprochen weitläufige Stadt ist, fällt der Blick doch immer wieder auf den Cristo Redentor. Das ist die riesige, 38 Meter hohe Statue auf dem Gipfel des Berges Corcovado. Und natürlich auf den Pão de Açucar, den fast 400 Meter hohen Zuckerhut, das Wahrzeichen von Rio.

Heute haben wir sie besucht, und zwar beide. An einem Tag. Und noch einiges anderes. Das schafft man natürlich nur mit einer geführten Tour. Die unsere startete heute morgen um 10 Minuten vor 9 Uhr, als der Redentor sich noch hinter mystischen Nebelschwaden versteckte. Das tat er heute allerdings fast den ganzen Tag.

Es führt eine Zahnradbahn hinauf und auch eine Straße, deren abenteuerliche Kehren im oberen Teil nur von den Bussen der Nationalpark-Verwaltung befahren werden dürfen, deshalb müssen wir auf halber Höhe den Bus wechseln. Ganz oben gibt es außer einer Steintreppe seit einigen Jahren auch einen Aufzug und, man glaubt es kaum, Rolltreppen, die wir aber links liegen lassen. Und dann stehen wir endlich oben bei ihm, zu dessen Füßen sich die wohl malerischste Millionenstadt der Welt ausbreitet.

Copacabana, Ipanema, Botafogo – Rios Stadtteile lesen sich wie die Choreographie einer Lateinformation. Der Zuckerhut ist nicht der einzige Monolith im Stadtgebiet, ganz sicher aber der am aufregendst geformte, vor allem aus der Perspektive des Redentor. Leider teilt man sich das Vergnügen der Aussicht auf die Hauptstadt des Samba mit Hundertscharen anderer Besucher.

Einer ausgedehnten Stadtrundfahrt folgt die Stärkung im Grillrestaurant Carretão nahe der Copacabana, das sich vor allem dadurch auszeichnet, daß es am Selbstbedienungs-Buffet kein Fleisch gibt. Das wird nämlich von den Kellnern direkt am Tisch vom großen Bratenspieß abgeschnitten. Ein Wink genügt, und der Teller füllt sich mit zwei oder drei Scheiben der jeweiligen Fleischsorte, eine köstlicher als die andere.

Nun wird es aber Zeit für den Berg der Berge. Mein Stativ muß leider unten bleiben, zu professionell. Aber die Kamera darf mit hinauf, und was sie zu sehen bekommt, ist erneut atemberaubend. Copacabana, Ipanema, Botafogo, Flughafen, Yachthafen. Und Wolken, die drüben um die Füße des Redentor spielen.

Was für ein Tag.

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Menschenleere Copacabana

Ein Traum wird wahr. Wir stehen am berühmtesten Strand der Welt, der Copacabana. Aber wo sind all die dunkelhäutigen Bikini-Schönheiten, für die dieser Strand so berühmt ist?

Der Grund ist schnell identifiziert: ein bedeckter Himmel, ein scharfer Wind und gerade einmal 18 Grad Außentemperatur. Da vergeht auch dem hartgesottensten Badegast die Lust am nassen Element. Nur ein paar Tauben kritzeln ihre Fußspuren in den kühlen Sand.

Heute morgen hatten wir sogar leichten Sprühregen, oben in den Favelas. Was ist eine Favela? Ein Ort des organisierten Verbrechens, das man als unbedarfter Tourist nur unter Verlust sämtlicher Habseligkeiten wieder verlassen kann? Mitnichten. In den Favelas leben Menschen, die zwar sehr arm sind, im Normalfall aber einer geregelten Arbeit nachgehen.

Man würde als Fremder aber nur schwerlich hinein- und erst recht nicht mehr hinausfinden, denn die planlos ineinander geschachtelten Häuser mit den schmalen Durchgängen, meistens treppauf oder treppab, bilden ein Labyrinth, in welchem sich nur Ortskundige zurechtfinden können. Unsere Tourbegleiterin etwa. Das Geld für die Tour fließt in Bildungsprojekte, die den Menschen dort neue Chancen eröffnen. Deshalb werden, mitten im Gewirr der kaum verputzten und zweifellos ohne Wasserwaage errichteten Häuser, interessierte Touristen auf einer großen Tafel in allen Sprachen willkommen geheißen.

Ohne unsere dunkelhäutige Begleiterin hätten wir uns kaum dort hinein gewagt. Eine unvergeßliche Tour.

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Von der Wildnis in die Großstadt

Für Tierbeobachtungen im Pantanal genügt es, einfach die Straße entlang zu fahren. Sie ist höhergelegt, denn in der Regenzeit steht hier alles 30 Zentimeter unter Wasser. Der Erdwall, auf dem die staubige Transpantaneira verläuft, hat links und rechts Gräben zurückgelassen, in denen sich nun die Wasservögel tummeln. Und die Kaimane. Ein hundert Kilometer langer Zoo, man braucht nur anzuhalten, was der Fahrer auch des öfteren tut. Leider spricht er nur brasilianisch, aber das tut der Sache keinen Abbruch.

Im sehr überschaubaren Flughafen von Cuiabá gibt es ein „Kilo-Restaurant“: man lädt sich auf den Teller, wonach einem der Appetit steht, berechnet wird dann das Gesamtgewicht. Ein Modell, das Schule machen sollte.

Der Flughafen von Rio de Janeiro ist zwar deutlich größer, aber ebenfalls überschaubar, was man von der Zwischenstation São Paulo nicht gerade behaupten kann. Wir werden abgeholt und im Taxi quer durch die quirlige Stadt gefahren, denn das Hotel liegt in der Nähe der berühmten Copacabana. Deshalb heißt es auch so. Zu sehen sind Meer und Zuckerhut allerdings nicht, auch nicht vom Pool oben auf dem Dach. Zu viele Hochhäuser ringsum.

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