Die Lobby des Le Rêve ist so groß wie anderenwärts das ganze Hotel und gleicht akustisch einer Kirche. Nur akustisch. Im Wasserbecken unter der großen Kuppel schwimmen Tausende von Rosenblättern und verbreiten einen angenehmen Duft. Der Speisesaal liegt eine Etage tiefer – und ist heute voller denn je, denn das Hotel ist voll besetzt, wegen Terrorgefahr wurden Urlauber von Sharm el Sheik nach hierher umquartiert. Jeder, der das Hotel betreten will, muß durch die Sicherheitsschleuse.
Nur die Spatzen nicht. Aber die betreten das Hotel ja auch nicht durch den Haupteingang, sondern fliegen in ganzen Scharen auf die Terrasse ein, um ein paar Krümel zu stibitzen. Der Rabe indes gibt sich weniger genügsam und stiehlt wie ein Rabe. Kaum verlassen Gäste ihren Tisch, um sich noch etwas vom Buffet zu holen, schon hat er eines ihrer Brötchen im Schnabel. Oder ein Portionspack Marmelade, das er mit großem Geschick aufmeißelt, um an den köstlichen Inhalt zu kommen. Besonders gerne taucht er seinen rabenschwarzen Schnabel auch in das Milchkännchen.
Überhaupt, diese Terrasse. Sie und die beiden Schwimmbecken verleihen dem Hotel das Erscheinungsbild eines Schlosses der Feudalzeit. Ein Schloß mit 400 Zimmern, von denen bei etwa 50 noch der Innenausbau fehlt. Im Vergleich mit jenen in Hurgada und an der Makadi Bay ist es aber ein Zwerg.
Heute steht der Wind so, daß wir die Beschallung eines der Ressorts von jenseits der Bucht abbekommen, immerhin geschätzte 5 Kilometer entfernt. Die Gäste dort werden ihre Heimreise wohl mit Hörschäden antreten. Und auch ein Schleppschirm samt Motorboot verirrt sich zu uns herüber. Ansonsten bleiben wir von Jetski- und Bananaboat-Vergnügen zum Glück verschont.
Wozu auch, gibt es doch einen Badeplatz mit Unterwasser-Animation in Form bunter Fische, die mich sofort als einen der ihren akzeptieren, trage ich doch seit November ebenfalls einen Streifen quer über den Bauch. Allerdings ist er nicht so schön gelb wie die Streifen der schwarzen Fische. Meine Liebste meint, es seien gelbe Fische mit schwarzen Streifen. Da wir uns nicht auf eine Version einigen können, schreibe ich halt von gelb-schwarz gestreiften Fischen. Auch ein Lionfish läßt sich blicken, der einzige, der sowohl im Wasser als auch auf der Infotafel zu sehen ist, draußen auf dem Jetty, dem langen Steg hinaus zur Rifflücke, wo baden erlaubt ist. Die diversen anderen Fische stehen nicht auf der Tafel, und die auf der Tafel stehen, zeigen sich nicht im Wasser. Das im übrigen bemerkenswert klar ist und auch nicht sonderlich warm. Macht aber nichts.
Übermorgen geht es schon wieder nach Hause. Zurück bleiben wehmütige Erinnerungen an ein Büffet voll der exotischsten Köstlichkeiten, man müßte 10 Gänge essen können, und das pro Mahlzeit. An einen ruhigen Strand, sonnig aber ohne die Hitze des Sommers. An freundliche und stets hilfsbereite Köche, Kellner und Zimmerboys. Und an offenen ägyptischen Weißwein. Wobei auch der Rose köstlich war, und der rote ebenso. An frisch gepreßte Fruchtsäfte, von denen es uns besonders die Guaven angetan hatten. An ein sehr geräumiges Zimmer. Nur Pyramiden haben wir keine gesehen. Zu weit weg von hier.