Tiefer gehts nimmer

Wir befinden uns auf 428 Meter unter dem Meeresspiegel. Nirgendwo auf der Erdoberfläche gelangt man trockenen Fußes noch tiefer hinab. Hinzu kommt, daß das Wasser des Toten Meeres durch seinen extrem hohen Salzgehalt außergewöhnlich viel Auftrieb verleiht, man kann auf dem Rücken liegend die Arme hinter dem Kopf verschränken. Oder schwimmend Zeitung lesen, was einige Spaßvögel auch tun. Nicht um der Nachrichten willen, sondern als Erinnerungsfoto, versteht sich.

Der Reisetag begann heute mit einem griechisch-orthodoxen Gottesdienst, denn wer wollte den jordanischen Griechen die Ausübung ihres Glaubens verdenken, nur weil sich in ihrer Kirche die apartesten Bodenmosaiken befinden? Die wir zunächst zwischen all den Füßen allerdings vergeblich suchen. Doch dann heißt es endlich: alle müssen ‘raus, um gleich danach mit Ticket wieder eingelassen zu werden. Natürlich herrscht um die berühmte, inzwischen von den schützenden Teppichen befreite Karte des Gelobten Landes herum ein heilloses Gedränge.

Den rechten Überblick zu finden fällt auch an einer anderen Stelle schwer: hier oben auf dem Berg Nebo durfte der greise Moses noch einen Blick erhaschen auf das Land, in dem Milch und Honig flossen und das er am Ende seines Lebens aber doch nicht mehr betreten durfte. Heute allerdings trüben Dunst und Wüstenstaub den Blick, und es herrscht ein heftiges Sturmgebraus hier oben.

Eine Stunde später und gute tausend Meter tiefer suchen wir bei brüllender Hitze eine weitere biblische Stelle auf, nämlich jene, wo Jesus von Johannes dem Täufer in die Fluten des Jordan getaucht wurde, der seinerzeit sicher noch deutlich mehr Wasser führte als heute.

Und dann erreichen wir Aqaba am Roten Meer. Es kommt nicht alle Tage vor, daß man bergauf fahren muß, um ans Meer zu kommen. Morgen werden Beduinenzelte unser Nachtlager sein, ob es dort Internet gibt, steht noch in den Sternen.

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.