Hoch hinaus und tief hinunter

S2200007Österreichische oder Schweizer Seilbahnbetreiber könnten von den Chinesen noch viel lernen, über den Betrieb eines Sessellifts nach touristischen Gesichtspunkten etwa. Die Fahrgäste sollten – wen interessiert schon die atemberaubende Aussicht? – während der Fahrt mit Musik und allerlei Ansagen beschallt werden. Auch empfiehlt es sich, einen Fotografen zu engagieren, der alle vorbei schwebenden Sessel samt Insassen ablichtet und die Fotos nach oben überträgt, so daß man sie, kaum angekommen, gleich erwerben kann. In der Bergstation richte man einen Hallo-Markt ein und ermutige die Händler, den Ankommenden sofort irgendwelches Zeug unter die Nase zu halten, das sie bitteschön kaufen sollen. Weiters engagiere man eine Trachtengruppe, die sich mit den Touristen von den Touristen fotografieren läßt, natürlich gegen Geld. Enorm umsatzträchtig scheinen auch rote Wunschbändchen zu sein, da sie bereits zu tausenden an den Bäumen hängen.

Den Hallo-Händlern entronnen schaffen wir es aber dennoch, in Ruhe die einzigartige Landschaft zu genießen: hinter den typischen Karstkuppen zeigen sich weitere, und dahinter nochmal welche, je weiter weg desto mehr im Dunst verschwimmend. Was für ein grandioser Anblick!

Für den Nachmittag ist der Besuch einer Tee-Plantage angesetzt, samt Zeremonie. Natürlich würden sie gerne sehen, daß wir den gekosteten Tee anschließend im Laden käuflich erwerben.

P1080596Das dauert zum Glück nicht sehr lange, denn als eigentliche Attraktion des heutigen Tages lockt die Schilfrohrflöten-Höhle, eine typische Karsthöhle mit Tropfsteinen, die in diesem Fall geradezu gigantisch sind. Man hat sie effektvoll beleuchtet, mal in grün, mal in rot oder blau tauchen immer wieder neue Säulen, Vorhänge und wunderliche Formen vor uns auf. Schließlich erreichen wir eine riesige Halle im Fels, deren Decke sich für eine eindrucksvolle Filmprojektion eignet. Ohne Worte wird hier die geologische Geschichte der Höhle erzählt, vom Jurameer über die Dinosaurier bis zum Entstehen all dessen, was wir hier nun an Formen bewundern können.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Nach einem Spaziergang durch ein typisches Dorf und dem Abendessen im Hotel unternehmen wir noch einen Bummel durch den ebenso wasserreichen wie effektvoll beleuchteten Stadtpark von Guilin. Mitten im See gibt es einen kleinen Pavillon. Wohin führen eigentlich die Türen in den Ecken? Über der einen steht 女 (Damen), über der anderen 男 (Herren). Aha, eine Halle der Harmonie, wie man hierzulande euphemistisch zu sagen pflegt.

Category: Allgemein, China 2014
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