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Die Yangtze Kreuzfahrt als Video

Material sichten und auswählen, zu einem Video verarbeiten, Titel und Abspann anfügen – das alles dauert mehrere Abende, aber irgendwann ist man dann fertig und kann alles noch einmal Revue passieren lassen.

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Die lange Nacht

P1080856Heute bekommen wir die 6 Stunden Zeitdifferenz zurück, die wir auf der Hinreise verloren haben. Das bedeutet: obwohl wir kurz nach Mitternacht in Hongkong starten und schon im Morgengrauen in Frankfurt landen, hat die Nacht dennoch 12 Stunden. Genug Zeit, um ein wenig zu dösen, denn mit „Cathay Pacific” reist es sich sehr angenehm, wozu auch das umfassende Bordprogramm mit allerlei Spielfilmen in deutscher Synchronisation beiträgt.

Und weil die Triple-Seven ein relativ großes Flugzeug ist, brauchen sie in Frankfurt gleich zwei Kofferbänder. Zuerst wird noch zwischen Business Class und Economy Class unterschieden, dann heißt es aus dem Lautsprecher, die Koffer kämen in allen Klassen entweder hier oder da. Wir sind ja zu zweit, aber was tut ein Einzelreisender in so einem Fall?

Unsere Reisegruppe ist schon sehr klein geworden. Einige haben verlängert, einige sind gegen Aufpreis mit Lufthansa geflogen. Noch ein paar letzte Wünsche für eine gute Heimreise, dann … verlaufen wir uns im Frankfurter Flughafen, denn ausgerechnet der Wegweiser zum SkyTrain ist ausgefallen. Schließlich erreichen wir aber doch noch unseren ICE nach Nürnberg. Erster Klasse.

再见中国 (Auf Wiedersehen China)

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Tipp: das Video zur Reise will jetzt erst einmal bearbeitet sein, und das kann bei der Vielzahl der Einzeleindrücke natürlich etwas dauern.

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Wolkenkratzerinsel

P1080754Hongkong liegt auf einer Insel vor dem Festland. Aber weil der Platz dort für 8 Millionen Menschen nicht reicht, haben sie zwischenzeitlich auch das gegenüber liegende Festland besiedelt und wetteifern nun, wer die höheren Wolkenkratzer baut. Derzeit hat der Stadtteil Kowloon die Nase vorn beziehungsweise oben, denn der ICC Tower ist 484 Meter hoch und hat damit dem „nur” 412 Meter hohen IFC Tower auf der Insel den Rang abgelaufen.

Wer aber in Hongkong ganz hoch hinaus will, muß auf den Peak fahren. Wahlweise mit der Standseilbahn oder auf der Straße. Für uns ist letzteres Programm, schließlich sind wir ja eine Rundreisegruppe und den Bus gewohnt. Oben hat man eine phantastische Aussicht auf die Wolkenkratzer beiderseits der Wasserstraße.

P1080810An der Südseite der Insel gibt es, man glaubt es kaum, einen fast menschenleeren Badestrand. Und ein Hochhaus mit einem Loch in der Mitte, damit der dahinter hausende Drache weiter ungehindert Zugang zum Meer hat. Chinesen sind sehr abergläubisch.

Hongkong ist chinesisch und heißt „Duftender Hafen”. Damals duftete der von einer noch kleineren Insel geschützte Fischerhafen nach Sandelholz, heute eher nach Diesel und Fischküche. Denn zur Linken befindet sich das „Jumbo”, das größte schwimmende Restaurant der Welt, bekannt aus einem der frühen James Bond Streifen. Und zur Rechten wohnen die „Boat People” auf ihren Schiffen.

Reicht ein halber Tag für Hongkong? Natürlich nicht. Und so buchen wir gleich noch den Nachmittagsausflug dazu, denn der lokale Reiseführer ist unterhaltsam und spricht vor allem auch fließend deutsch, denn er ist in Deutschland aufgewachsen. Und so kann endlich die Frage geklärt werden, warum man heutzutage nach Beijing statt nach Peking reist: Peking ist Kantonesisch, die Sprache der Südchinesen, mit der die Europäer vorwiegend zu tun hatten. Heute pflegt man hingegen Mandarin, also nordchinesisch, zu sprechen.

Unser Guide kennt Ecken seiner Heimatstadt, die wir ohne seine Hilfe sicher nicht gefunden hätten. Den schönen Hong Kong Park etwa, dem sich eine Voliere mit frei fliegenden Papageien und anderen Vögeln anschließt. Die älteste anglikanische Kirche der Stadt. Die enge Altstadt mit ihrem Lebensmittelmarkt. Und schließlich die schier endlosen Rolltreppen durch das Viertel, das sich Soho nennt: South of Hollywood Street.

Unvergeßlich wird uns auch die Fahrt mit der Doppeldecker-Straßenbahn bleiben – sie bewegt sich allerdings so behäbig durch den dichten Verkehr, daß „man sich bei der Ankunft neu rasieren möchte”, meint unser Guide Michael.

Abgekämpft vom vielen Herumlaufen freuten wir uns über eine Erholungspause im Hotelzimmer, ehe nun die endgültige Abreise näher rückt. Um 8 Uhr soll der Transfer zum Flughafen starten.

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Open Air Musical

Die Show, die wir gestern abend erleben durften, ist von keinem Geringeren inszeniert als dem chinesischen Regisseur Zhang Yimou, der auch für die Eröffnung der olympischen Spiele in Peking verantwortlich zeichnet. Die „Bühne” ist mehrere Quadratkilometer groß, denn sie bezieht einige der umliegenden Karstkegel in das Bühnenbild mit ein. Während vor uns die Flußfischer ihre roten Netze im Rhythmus der Musik heben und senken, wechseln in einem Kilometer Entfernung die Bergkuppen passend von weiß auf rot oder blau oder grün, eine Farbenorgie ohnegleichen. Dann wiederum werden sie – begleitet von Sound, der sich wie Donnergrollen anhört – von hinten angestrahlt, und es zucken Blitze über den vorher noch sternenklaren Himmel. Wie machen die das nur?

P1080698Das Gewitter ist echt. Und mit seinen zuckenden Blitzen und dem Donner ergänzt die Landschafts-Show in einer Weise, die wohl nicht jeder der täglichen Aufführungen zuteil wird.

Jetzt kommen die Ochsengespanne auf die Bühne. Und gleich danach die Kormoranfischer, je zwei der großen Vögel auf einer Bambusstange balancierend. Auch die Zugtiere und Vögel sind natürlich echt. Draußen auf dem Fluß haben sie die Bambusflöße längst durch welche aus bunten Plastikrohren ersetzt, und anstelle des Ruders treibt sie ein Außenborder an. Auch einen der Kormoranfischer haben wir gestern am Anleger getroffen, fünf Yuan für ein Foto von ihm, für zehn Yuan hätte er uns seine Vögel sogar kurzzeitig geliehen.

Die Bühne ist eine Wasserfläche, die sich optisch bis an die fernen Hügel erstreckt. Thema ist eine Hochzeit, der Bräutigam kommt in einem Kahn angefahren. Wie prächtig sie alle gekleidet sind! Sie singen im Chor, sie schwenken Fackeln, und gegen Ende der Show tritt ein glitzerndes Lichtmännchen nach dem anderen hervor, gewiß mehr als hundert, und zu jedem noch ein Spiegelbild im Wasser. Schlußapplaus gibt es keinen, das ist in China nicht üblich. Stattdessen wird eine Leinwand mit dem Abspann hochgefahren – die Bühnenshow eines Filmregisseurs halt.

S2220001Für heute steht Fliegen auf dem Programm, das Ziel heißt Hongkong. Vorher bummeln wir noch ein wenig durch den Stadtpark und sehen den Einheimischen beim Kartenspielen und Musizieren zu. Da wir einen so interessierten Eindruck machen, darf die Liebste sich sogar an einer 二胡 (Erhu), dem zweisaitigen chinesischen Streichinstrument, versuchen.

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Schlangenschnaps

P1080692Ich habe eigens noch einmal nachgeschaut. Nein, es wächst uns noch keine Schlangenhaut. Auch keine Giftzähne. Obwohl wir heute den ersten Schlangenschnaps unseres Lebens getrunken haben, serviert auf dem Boot, mit dem wir auf dem Li Fluß die berühmte Karstlandschaft durchfuhren. Wie so eine Schlange schmeckt? Eigentlich kaum anders als gewöhnlicher Sliwowitz. Wahrscheinlich haben sie die schuppigen Tiere in der dickbauchigen Apothekerflasche schon hundertmal neu aufgegossen.

Im Vergleich dazu erwies sich eine andere alkoholische Spezialität der Region als echte Entdeckung. Sie wird aus dem Duftblütenstrauch (Osmanthus) gewonnen und schmeckt fruchtig-zimtig, mit einem Wort: köstlich.

P1080680Die Landschaft um Guilin herum mit ihren markanten Felskuppeln ist der landschaftliche Höhepunkt der Reise. Immer spektakulärer werden die Formen, durch die sich der Fluß schlängelt. Wasserbüffel und Bambusboote sind nur noch selten an den Ufern zu sehen, dafür aber hunderte kleiner Ausflugsboote mit Außenborder. Vier Stunden dauert die Fahrt. Vier Stunden, in denen man kaum weiß, wohin man zuerst schauen soll: da ein Wasserfall, dort eine orangerote, weil überhängende Felswand. Über allem spannt sich ein blauer Himmel mit vereinzelten Schönwetterwolken, und es ist warm. Richtig angenehm warm. Ohne den kühlenden Fahrtwind wäre es heiß, denn unser Schiff fährt flußabwärts.

Am frühen Nachmittag legen wir in Yangshuo an, wo wir von hoffnungsvollen Hallo-Händlern freundlich empfangen werden. Im Hotel haben wir eine der Honeymoon-Suiten.

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Hoch hinaus und tief hinunter

S2200007Österreichische oder Schweizer Seilbahnbetreiber könnten von den Chinesen noch viel lernen, über den Betrieb eines Sessellifts nach touristischen Gesichtspunkten etwa. Die Fahrgäste sollten – wen interessiert schon die atemberaubende Aussicht? – während der Fahrt mit Musik und allerlei Ansagen beschallt werden. Auch empfiehlt es sich, einen Fotografen zu engagieren, der alle vorbei schwebenden Sessel samt Insassen ablichtet und die Fotos nach oben überträgt, so daß man sie, kaum angekommen, gleich erwerben kann. In der Bergstation richte man einen Hallo-Markt ein und ermutige die Händler, den Ankommenden sofort irgendwelches Zeug unter die Nase zu halten, das sie bitteschön kaufen sollen. Weiters engagiere man eine Trachtengruppe, die sich mit den Touristen von den Touristen fotografieren läßt, natürlich gegen Geld. Enorm umsatzträchtig scheinen auch rote Wunschbändchen zu sein, da sie bereits zu tausenden an den Bäumen hängen.

Den Hallo-Händlern entronnen schaffen wir es aber dennoch, in Ruhe die einzigartige Landschaft zu genießen: hinter den typischen Karstkuppen zeigen sich weitere, und dahinter nochmal welche, je weiter weg desto mehr im Dunst verschwimmend. Was für ein grandioser Anblick!

Für den Nachmittag ist der Besuch einer Tee-Plantage angesetzt, samt Zeremonie. Natürlich würden sie gerne sehen, daß wir den gekosteten Tee anschließend im Laden käuflich erwerben.

P1080596Das dauert zum Glück nicht sehr lange, denn als eigentliche Attraktion des heutigen Tages lockt die Schilfrohrflöten-Höhle, eine typische Karsthöhle mit Tropfsteinen, die in diesem Fall geradezu gigantisch sind. Man hat sie effektvoll beleuchtet, mal in grün, mal in rot oder blau tauchen immer wieder neue Säulen, Vorhänge und wunderliche Formen vor uns auf. Schließlich erreichen wir eine riesige Halle im Fels, deren Decke sich für eine eindrucksvolle Filmprojektion eignet. Ohne Worte wird hier die geologische Geschichte der Höhle erzählt, vom Jurameer über die Dinosaurier bis zum Entstehen all dessen, was wir hier nun an Formen bewundern können.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Nach einem Spaziergang durch ein typisches Dorf und dem Abendessen im Hotel unternehmen wir noch einen Bummel durch den ebenso wasserreichen wie effektvoll beleuchteten Stadtpark von Guilin. Mitten im See gibt es einen kleinen Pavillon. Wohin führen eigentlich die Türen in den Ecken? Über der einen steht 女 (Damen), über der anderen 男 (Herren). Aha, eine Halle der Harmonie, wie man hierzulande euphemistisch zu sagen pflegt.

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Vom Buddha-Berg zur Megacity

P1080494Chongqing ist eine Megacity. Mit 340 Meter hohem Wolkenkratzer. Mit einer Einschienen-Hochbahn, die durch Häuser fährt. Mit einem modernen Opernhaus und einer eleganten Schrägseilbrücke. Und mit ausgedehnten, dreißig Stockwerke hohen Wohnvierteln. Insgesamt sollen hier 34 Millionen Menschen leben.

Allerdings definieren sie das Stadtgebiet sehr großzügig, die abseits gelegenen Stadtteile sind eigentlich eigenständige Städte. Fuling etwa gehört dazu. Dazu mit einer Million Einwohnern gehört auch dazu. Die Stadt heißt wirklich so: Dazu. Wir verbrachten dort eine Nacht im Ramada Plaza, dem wohl feudalsten Hotel der Stadt. Uns war, als würden wir in einem modernen Schloß wohnen und speisen. Die Köche der Region haben den Ruf, besonders scharf zu würzen. Das erweist sich zwar als zutreffend, sie sollten aber genießbareres Fleisch verwenden.

Das Nachtleben findet in China auf der Straße statt. Auf einem Platz in der Nähe wird getanzt. Sie nennen es Oma-Opa-Tanz, es ist eine Mischung aus Paartanz und Line Dance. Die Musik dazu kommt aus irgend einem Lautsprecher.

Wir waren heute wieder bei den Steinskulpturen, dieses Mal galt es Steinstufen hinauf- statt hinabzusteigen. Glitschig waren sie dennoch, sogar noch mehr als gestern, als die Liebste ausglitt und sich dabei einige Blessuren an Knien und Ellbogen zuzog.

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Die Natur hier in Dazu hat etwas Meditatives, denn die tropischen Vögel zwitschern sehr laut, und im Grün ringsum zeigen sich allerlei unbekannte Pflanzen und Blüten. Ganz oben auf dem Hügel befinden sich einige Felsen, die man überdacht hat, um die hier eingemeißelten Buddha-Statuen zu schützen. Mitgenommen sehen sie trotzdem aus, die tausendarmige Gottheit hat im Laufe der Jahrhunderte die meisten ihrer Arme eingebüßt. Einige ihrer steinernen Kollegen zeigen sich gar kopflos.

Unser Weiterflug nach Guilin hat leider Verspätung. Um wie viel, steht noch nicht fest.

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Der Wald der Buddhas

Die Wasserwelt des Stausees liegt hinter uns. Gestern durften wir auf der Schiffsbrücke noch dem Steuermann über die Schultern sehen und später beim Abendessen mit dem Kapitän anstoßen. Die meiste Zeit verbrachten wir aber im Salon auf Deck 5, ganz vorne am Panoramafenster.

Der Stausee macht den Yangtze für Frachtschiffe bis 10.000 Tonnen befahrbar, entsprechend prosperieren die erschlossenen Städte. Dreißigstöckige Wohnhäuser sind ein normaler Anblick in China. Ab und zu überspannt auch eine elegante Bogenbrücke den Fluß.

P1080417P1080448Ist das mit den eleganten Wolkenkratzern Chongqing? Nein, es ist nur Fengdu, ein Vorort mit einer Million Einwohnern oder ein paar mehr. Das Ziel unserer Flußkreuzfehrt wird erst in den frühen Morgenstunden erreicht, dann heißt es Abschied nehmen vom Schiff, der freundlichen Schiffsbesatzung sowie dem „Cocktail des Tages”. Gestern hieß er „Red Pagode”, vorgestern „Long River”. Unseren heimlichen Vorrat an Tsingtao Bierdosen werden wir im nächsten Laden ergänzen, die Dose für 5 Yuan, also etwa 62 Eurocent.

In 大足石刻 (Dazu), dem nächsten Ziel unserer Reise, gibt es in einer kleinen Schlucht allerlei seltsame, in den Stein gemeißelte Figuren zu bewundern. Menschen mit Tierköpfen etwa. Ein Buddha, dem aus einer Quelle ständig Wasser auf den Kopf tropft – der ärmste ist schon ganz grün. Ein anderer mit den typisch femininen Gesichtszügen ist in Gesellschaft eines Mannes dargestellt, der ein Kind auf den Knien trägt. Die buddhistische Ikonographie ist der christlichen gar nicht so unähnlich.

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China oder Schottland?

Wasser, wohin man schaut. Links vom Schiff breitet sich ein See aus, in den Hügeln dahinter hängen Nebelfetzen, es fällt sanfter Regen, und die Morgenluft fühlt sich recht frisch an. Zur Rechten erstreckt sich ein breites grünes Ufer, und ein Weg zieht sich zum Ort auf dem Hügel hinauf. Und ein Stück weiter links – was ist das denn? Eilean Donan Castle? Eine 25 Meter hohe Betonmauer umschließt einen Felsen, zu dem eine Hängebrücke hinüber führt. An den Felsen lehnt sich eine Pagode mit roten Dächern an.

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S2170021Das ist 石寶寨 (Shibaozhai), die angelehnte Pagode. Noch vor wenigen Jahren überragten der Felsen und das Kloster einen kleinen Ort am Ufer des Yangtze. Heute stünde der Fuß der Pagode zeitweise im Wasser des Stausees, hätte man nicht um den ganzen Felsen herum die bewußte Mauer errichtet. Nirgendwo wird die drastische Veränderung der Landschaft deutlicher als an diesem kleinen ummauerten Stück Land, das einst ein Hügel war und zu dem man heute hinabsteigen muß, während ringsum kein Haus und kein Baum verblieben sind. Und auch kein Fluß. Nur ein riesiger See, dessen Wasserspiegel zudem im Jahresverlauf um mehr als 20 Meter schwankt. Dabei sind wir hier schon gute 300 Kilometer vom Dreischluchtendamm entfernt!

Für die Bewohner des versunkenen Ortes haben sie neue Häuser gebaut, oben auf dem Hügel, zu dem ein „Halloweg” hinaufführt. Halloweg deshalb, weil es einem von links und rechts so entgegenschallt, denn natürlich brauchen die einstigen Bauern eine neue Existenz. Und die soll im Verkauf von Andenkenschund an Touristen bestehen.

Die Brücke schwankt unter den Füßen, als ob man betrunken wäre. Einen Vorteil hat der Schutzdamm ja: es ist ein Panoramaweg entstanden, der auf halber Höhe um die Pagode und das gelbe Eingangstor herum führt, ehe man am Ende dann etliche Stufen hinabsteigt, um sie nach Durchschreiten des Tores im Inneren der Pagode wieder hinaufzusteigen. Die Holzstufen sind steil, und eine chinesische Gruppe mit megaphon-bestückter Führerin ist uns dicht auf den Fersen, aber immerhin haben wir endlich ein Dach über dem Kopf.

Und natürlich gibt es auch viel an Figuren und Altären zu sehen. Oben auf dem Felsen steht ein Tempelchen und dahinter noch eines, dazwischen haben die Hallo-Händler ihre Stände aufgebaut, mit Spielzeugwaffen zum Beispiel. Eine kleine Brücke soll demjenigen, der sie mit drei Schritten überquert, Glück bringen. Bei den heutigen Wetterverhältnissen brächte einen der Versuch wohl eher mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus.

Die Legende erzählt, daß einst Reis aus einer Öffnung im Felsen quoll, um die Mönche zu ernähren. Als aber einer von ihnen die Öffnung heimlich zu vergrößern versuchte, versiegte die Quelle. Wie sehr sich die Legenden der Völker doch gleichen.

S2170049Ob mit Regenschutz oder ohne, man wird in jedem Fall naß bei so einem Ausflug, denn die regendichte Hülle treibt einem den Schweiß aus den Poren. Aber wir haben ja das Schiff in der Nähe, um uns für das Mittagessen trockenzulegen. Und um die vielen Eindrücke dieses Ausflugs zu verarbeiten. Für den Nachmittag ist eine Besichtigung der Kommandobrücke angesagt.

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Schluchten

P1080312Schleusenkammern sind nichts für Menschen mit Klaustrophobie, insbesondere wenn sich im Scheinwerferlicht die Tore schließen und das Wasser, begleitet von den schrillen Tönen der Schleusentechnik, zu steigen beginnt. Das Schiff steigt aber zum Glück mit, und als die oberen Decks schließlich über den Rand der riesigen Betonwanne hinausragen, öffnet sich das gewaltige Tor zur nächsten Kammer, um unser Schiff aufzunehmen und erneut einzuschließen. Insgesamt fünfmal dieselbe Prozedur, dann haben wir ziemlich genau 100 Meter Höhe gewonnen, und vor uns liegen 600 Kilometer Stausee. Vier Stunden hat das Schleusen gedauert.

Wir fahren die ganze Nacht hindurch, legen erst während des Frühstücks wieder an. Es gibt hier eine kleine Seitenschlucht. Früher gediehen auf dem fruchtbaren Talboden Pfirsiche. Heute leben die Menschen in den kargen Steilhängen ringsum, oder sie wurden umgesiedelt. Die obligatorische Tourbegleiterin auf dem kleinen Touristenboot weiß davon zu erzählen, allein ihr „Ingelis” ist etwas schwer verständlich, was vermutlich auch umgekehrt für die paar chinesischen Wörter gilt, die sie uns beizubringen versucht.

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Heute befahren wir weitere zwei eindrucksvolle Schluchten. Der Yangtze war hier früher ein reißender Fluß. Vergangenheit. Das gesamte Flußtal ist heute ein See von 600 Kilometern Länge. Ich rechne nach: wenn der alte Yangtze auf 600 Kilometer nur 100 Meter Höhe verloren hat, kann das Gefälle nicht sehr groß gewesen sein. Trotzdem taten sich die Schiffer schwer mit der Strömung. Jetzt nicht mehr.

S2160008Soeben hat es wieder angefangen zu regnen, das Schiff liegt für ein paar Stunden vor Anker, den Spaziergang verkneifen wir uns aber.

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