Gesichtertürme und Würgefeigen

Wenn sich der geplante Flug um mehrere Stunden verschiebt, wird es mit dem abendlichen Silvesterdinner eng, kurz nach 9 Uhr sitzen wir endlich um unsere Tische herum, die sich aber so nah an den Lautsprechern befinden, daß wir uns erst gar nicht um ein Gesprächsthema zu bemühen brauchen. Dabei gäbe es so vieles, das man noch einmal Revue passieren lassen könnte. Auf der Bühne wechseln sich Apsara-Tänzerinnen mit Revuegirls und einer Band ab, die wohl zu tief in der 70er-Jahre Kiste gekramt hat. Es gibt Buffet mit leckeren Schaschlikspießen, kalten Shrimps und allerlei fremdartigen Köstlichkeiten.

Da am Neujahrsmorgen sehr frühes Aufstehen angesagt ist und die gestrige Körperpflege mangels Warmwasser entfallen mußte, empfehlen wir uns schon vor dem Finale in Richtung Zimmer und sehen uns das bombastische Feuerwerk von dort an.

P1090899Der gestrige Tag in Phnom Penh brachte uns zunächst mit der Kultur der Khmer in Kontakt, die vielen bronzenen und steinernen Zeugnisse im Nationalmuseum wurden uns von Reiseleiter Jürgen Bergmann gewohnt fachkundig näher gebracht. Anschließend ging es zu einer Schule für Apsara-Tanz, die Schülerinnen und Schüler führten eigens für unsere Gruppe ihr Können auf und wurden dafür mit reichlich Applaus bedacht.

Da wir unerwartet vier Stunden hinzugewonnen hatten, besuchten wir noch ein Foltergefängnis, das der Schreckensherrschaft von Pol Pot gewidmet war. Von mehreren zehntausend Insassen überlebten nur eine Handvoll, zwei von ihnen waren sogar anwesend.

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Heute nun stehen die Tempelbauten im Fokus, für deren touristische Nutzung eigens ein Flughafen erbaut wurde. Unser erstes Ziel, der Tempel Banteay Srei, ist relativ klein. Wer ihn ohne den Ansturm der ostasiatischen Massen erleben will, muß schon sehr sehr früh vor Ort sein. Dann ist auch das Licht am besten, und die kunstvollen Steinreliefs, die nach 1000 Jahren immer noch so aussehen als wären sie gerade erst fertig geworden, treten besonders plastisch hervor.

In Ta Prohm, dem zweiten Tempelbesuch des heutigen Tages, ist die koreanische Invasion inzwischen zwar spürbar angeschwollen, verteilt sich aber auch auf ein weit größeres Gelände. Trotzdem herrscht in einigen Durchgängen ein Gedrängel wie auf einem Jahrmarkt. Es ist aber auch zu verlockend, sich vor Baumriesen ablichten zu lassen, die das darunter befindliche Mauerwerk so malerisch vereinnahmt haben wie hier. Einige der monumentalen Steinbauten hat der Verfall aus der Senkrechten gekippt, andere sind schlichtweg schief gemeißelt, ihre Erbauer hatten es offenbar eilig. Angesichts der Dimensionen der Anlage muß das auch nicht verwundern.

Hier nun sehen wir zum ersten Mal auch jene Steintürme mit den riesigen, nach allen Richtungen schauenden Gesichtern.

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