Vierzig Jahrhunderte blicken auf euch herab, soll Napoleon beim Anblick der Cheopspyramide seinen Soldaten zugerufen haben. Zwischenzeitlich sind nicht nur zwei weitere hinzu gekommen, sondern der steinerne Riese war auch damals schon etwas älter als vom großen Korsen vermutet, so daß uns heute aus rund 150 Metern Höhe volle 46 Jahrhunderte anschauen.
Ein Foto mit Pyramide und Kamel? Nein, dann schon lieber ein Ritt auf demselben. Für 200 Pfund, etwa 10 Euro, wird das Klischee Realität: ringsum Wüste, am Horizont die drei Pyramiden, und dann auf dem Wüstenschiff ein Stück weit dem Sonnenuntergang entgegen.
Der läßt aber noch auf sich warten, denn es ist ja erst früher Vormittag. Einmal eine Pyramide der Länge nach abschreiten und dabei die letzten noch vorhandenen Decksteine bewundern, die ihr einst ein glattes Äußeres verliehen und heute fast komplett fehlen. Einmal dem Sphinx in die steinernen Augen sehen. Und hundertmal die Händler spüren lassen, daß man weder eine kleine Pyramide noch einen Modellsphinx noch ein Buch, eine Postkarte, ein T-Shirt, eine Tischdecke oder sonstwas kaufen möchte.
Im Stadtzentrum wartet derweilen das Ägyptische Museum auf uns. Kairo mag einst eine schöne Stadt gewesen sein, heute ist sie streckenweise ein Albtraum aus unfertigen, teils leer stehenden Backsteinbauten, deren Flachdächer oft als Schuttplatz herhalten müssen. Und manchmal auch als Ziegenstall. Nein, hier möchte man nicht wohnen, trotz der pharaonischen Nachbarschaft.
Das Museum versteht sich mehr auf das Verwahren als auf das Präsentieren. Es ist ja auch schon alt, und ein neues ist direkt bei den Pyramiden im Bau. Wir bewundern Statuen in allen Größen und allerlei Hausrat für die Ewigkeit, insbesondere die Funde aus dem Grab des Tut Anch Amun. Wenn bereits ein als Pharao farblos gebliebener, früh verstorbener Jugendlicher derart reich ausgestattet wurde, wie mögen da erst die verlorenen Grabschätze wirklich bedeutender Pharaonen ausgesehen haben?