Eine Pyramide bauen will geübt sein. Der Versuch, eine Plattform auf eine Plattform zu stellen und so weiter, ergab ein Gebilde, das man noch heute als „Stufenpyramide“ bewundern kann. Es geht aber auch ganz ohne Stufen, nur sollte man den Winkel nicht zu steil wählen, sonst geht einem die Statik flöten, und das Werk gleicht am Ende der „Knickpyramide“, die dem Pharao so wenig gefiel, daß er gleich einen Neubau in Auftrag gab, die „rote Pyramide“. Die gesamte Bauhistorie steht irgendwo südlich von Kairo herum, einzeln stehende Palmen und die untergehende Sonne formen daraus ein Gesamtkunstwerk.
Wie jede anständige Pyramide verfügt auch die zuletzt genannte über Kammern tief in ihrem Inneren, wer das Abenteuer sucht, darf sich durch den engen und steilen Zugang zuerst hinein und dann wieder hinaus quälen. Als Belohnung winkt ein Mittagstisch mit gefüllten Täubchen, Köfte, Auberginen, Süßkartoffeln und vielen anderen Köstlichkeiten, gereicht in einer kleinen Pension, wo man eigentlich keine Pension vermutet, mitten auf dem Land bei Dashur, zwischen Dattelpalmenhainen und Bewässerungskanälen.
Am Abend erwacht der sonst so stumme Sphinx für uns zum Leben. Mal rot, dann wieder blau und zwischendurch auch orange erstrahlen die drei Gizeh-Pyramiden, wenn der steinerne Wächter sie und ihre Bebauer erwähnt. Die moderne Technik verleiht ihm dabei ungeahnte polyglotte Fähigkeiten, heute zum Beispiel spricht er spanisch zu uns. Wenn es nur nicht so dunkel wäre im Zuschauerbereich! Man wüßte doch zu gerne, wo man das Gerät für den deutschen Begleitton leiser stellen kann.
Und dann heißt es Abschied nehmen. Vom Reiseleiter Mohamed Osman. Von den Mitreisenden. Und von einem faszinierenden Land voller Gegensätze.