In der Seitenmoräne des abgeschmolzenen unteren Grindelwaldgletschers hat man Arvenstämme gefunden, die der Gletscher offensichtlich bei einem nacheiszeitlichen Vorstoß mitgerissen hat. Es muss also an der Stelle, die in jüngster Zeit eisfrei geworden ist, dereinst ein Wald gestanden haben, was auf eine Epoche mit ähnlich warmem Klima wie heute hinweist, zur Zeit der Römer vielleicht.
Zwei der geborgenen Stämme sind im Grindelwald-Museum ausgestellt, zusammen mit einem Stereofoto, das der Ortspfarrer Nil im Jahr 1856 aufgenommen und im eigenen Labor entwickelt hat, also etwa zur Zeit des Höchststandes. Damals waren Kameras noch ausgesprochen klobige Apparate, die erst einmal dort hinaufgeschleppt werden wollten.
Der Tourismus steckte damals noch in den Kinderschuhen. Das Restaurant auf dem Faulhorn, heute einigermaßen bequem von der Bergstation der Firstbahn aus zu erreichen, bezwang man damals auf dem Rücken von Pferden oder Maultieren, die ganz feinen Damen ließen sich sogar in einer Sänfte hinauftragen.
Samuel Brawand, der Vater des bekannten Politikers und Bergführers, starb 1902 durch Blitzschlag, im Museum sind sein Pickel, sein Führerbuch und seine Sackuhr ausgestellt.
Um das Jahr 1900 herum entstanden die ersten technischen Aufstiegshilfen, zuerst schienengebundenene wie die Bahn auf die Kleine Scheidegg oder die Jungfraubahn, sowie der Wetterhornaufzug als erste Luftseilbahn der Welt. Rund 50 Jahre später folgten dann der Sessellift auf den First, den der Verfasser noch von seinem Urlaub in den 1980er-Jahren kennt, die Männlichen-Kabinenbahn von 1978 und in neuerer Zeit jetzt die Umlauf-Gondelbahnen mit Kapazitäten, die auch für den winterlichen Skibetrieb reichen.
Überhaupt, der Wintersport. Im Museum ist er anschaulich dokumentiert: die ersten Ski mit Seilzugbindung, Schlittschuhe, ein Bob, der legendäre Velogemel (Schlitten) für Herren, Damen, Kinder und den Postboten. Es waren vor allem englische Touristen, die sich über Abfahrtslauf, Eiskunstlauf, Curling und Bandy (Vorform des Eishockey) hinaus so allerlei unterhaltsame Wettbewerbe einfallen ließen, unter anderem das Eierblasen, zu dem es im Museum auch eine Illustration gibt.
Im Sommer wiederum waren es die Bergsteiger, die für Schlagzeilen sorgten. 1921 gelang die Erstbesteigung des Eiger über den Mittellegigrat, in den 1930er-Jahren widmete man sich dann dem „letzten Problem“ der Alpen, der berüchtigten Eigernordwand. Das Puch-Motorrad von 1932 des Österreichers Heinrich Harrer, einem der Erstbezwinger, ist eines der markantesten Ausstellungsstücke zu diesem Thema. Ein Nebenraum birgt diverse weitere Requisiten, kurze Hörspiele schildern die zugehörigen Ereignisse, und an der Wand hängen Zeitungsausschnitte, die einen noch heute erschaudern lassen. Denn nicht alle in der Todeswand Verunglückten konnten zeitnah gefunden und geborgen werden.
Typisch für ein Ortsmuseum sind weiterhin die Ausstattung einer Käserei, die Ski-Werkstatt von 1900, ein Bandwebstuhl von 1510, allerlei Handwerksgerät, die Feuerspritze von 1776, die Wasserturbine der Itramen-Säge, eine Klaverzither, ein altes Turmuhrwerk sowie etliche Wanduhren, das Modell im Maßstab 1:25 eines typischen Grindelwalder Hauses, eine Reisekamera 30×30 sowie die Goldene Schallplatte der Boss Buebe für ihr bekanntestes Stück „s‘Träumli“.
Ein besonderes Stück ist auch die mechanische Schreibmaschine „Smith Premier“ mit getrennten Typenhebeln für Groß- und Kleinbuchstaben.
Im Jahr 1910 entstand in Grindelwald ein Gewerbebetrieb, der auf die Herstellung von Limonade aus Gletscherwasser spezialisiert war. Etwa um dieselbe Zeit baute die Weltfirma Sauter AG in Grindelwald die ersten Zeitschalter. Die Bedingungen waren aber ungünstig, und die Firma verlegte ihren Sitz nach Basel.
Von der im 16. Jahrhundert abgebrochenen Petronella-Kapelle, die einst den Beginn eines hochalpinen Weges von Grindelwald hinüber ins Wallis markierte, existiert heute nur noch die Glocke, Grindelwalds wertvollstes Altertum, und auch die nur als Abguss, da das Original 1892 dem großen Grindelwalder Brand zum Opfer fiel.
Bis 1760 wurde in Grindelwald Marmor abgebaut, dann bemächtigte sich der vorstoßende Gletscher des Steinbruchs und gab ihn erst 1867 wieder frei.