Beim Marmorbruch

In der Lodge kochen sich die Gäste ihr Frühstücksei selbst: man nimmt einen Halter, hängt ein rohes Ei hinein und dann alles zusammen in den Topf mit kochendem Wasser, stellt sich eine Eieruhr und merkt sich die Farbe seines Eierhalters. Wenn man dann zurückkommt, ist das Ei genau richtig gekocht. Oder verschwunden, weil ein anderer Gast irgend etwas damit angestellt hat. Im schlimmsten Fall nimmt man zwei vermeintlich gleich lang gekochte Eier heraus, geht damit zum Tisch – und stellt fest, dass eines von beiden noch roh ist. Wie mag das wohl zugegangen sein?

Grindelwalder Marmor gehört zu den schönsten und zugleich seltensten Gesteinen der Schweiz, er wurde vom Jahr 1740 an aus einem kleinen Marmorbruch links oberhalb der Gletscherschlucht abgebaut. Aber schon 30 Jahre später gab es ein Problem: das Jahr für Jahr weiter vorrückende Eis des unteren Grindelwaldgletschers bemächtigte sich des kleinen Steinbruchs und verhinderte so den weiteren Abbau. Als sich der Gletscher rund 100 Jahre später wieder zurückzog und die Stelle wieder freigab, fand man alles nahezu unverändert vor und konnte den Abbau noch für etliche Jahrzehnte fortsetzen, bis er dann um 1900 herum unwirtschaftlich wurde.

Aber wo genau befindet sich dieses interessante Natur- und Kulturdenkmal? Das Schild am Eingang der Gletscherschlucht verweist lediglich auf das Restaurant zum Marmorbruch. Fünf Minuten entfernt soll es sein, und das kleine Sträßlein führt steil bergan. Nach 20 Minuten sind wir oben, der Bruch befindet sich direkt hinter dem Gebäude. Man sieht deutlich die Schrotgräben, entlang derer die Blöcke aus dem Berg gepickelt wurden, sowie einige fertige und fast fertige Blöcke. Bis hierher soll das Eis vorgedrungen sein? Man kann es kaum glauben.

Etwas unterhalb dieser Stelle existiert noch der Stollen, wo weitere Blöcke bergmännisch aus der Tiefe geholt wurden. Ich wage mich so weit hinein, wie das Tageslicht reicht. Danach folgen wir noch ein Stück weit dem Weg entlang des oberen Schluchtrandes und über eine kleine Brücke, von der aus man herrliche Tiefblicke genießen kann.

Und dann ist dieser relativ kurze Ausflug auch schon wieder zu Ende, der Ortsbus 122 bringt uns zurück ins Zentrum und der 121er von dort an die Lodge.

Category: Allgemein, Schweiz 2021
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