Tiefblicke

Die Gemeinde Grindelwald und der frühere US-Präsident Trump scheinen denselben Berater zu haben, denn hier steht überall „Grindelwald First“. Gemeint ist aber natürlich die Bergbahn zur Firstalm samt zugehöriger Bushaltestelle. Heute wollen wir aber zur einzigen in diesem Urlaub noch nicht befahrenen Bahn, nämlich zum Pfingstegg.

Eigentlich ist das Pfingstegg ja ein Nachmittagsziel, denn es liegt im Schatten des Mättenbergs. Das macht aber nichts, denn das eigentliche Ziel ist heute der Weg zur Bäregg-Alm, hoch über dem Tal der Weißen Lütschine mit der Gletscherschlucht. Und dort oben scheint die Sonne bereits am Morgen hin. Man muss also nur dem Bergpfad folgen, der um die steile Flanke des Mettenbergs herumführt, immer so, dass man glaubt, die nächste Ecke wäre die Schlüsselstelle, wo man endlich aus dem Bergschatten heraustritt. Aber dann erblickt man von dort doch nur wieder eine weitere Schattenpassage. In einem ständigen Auf und Ab zieht sich der Weg unter steilen bis überhängenden Felspartien dahin, atemberaubende Tiefblicke auf die Schlucht unter uns inklusive.

Und dann, endlich, erreichen wir die Stelle, wo sich zugleich der Blick weitet und die Sonne scheint. Tief unten zeigt sich ein See mit milchig-grünem Wasser, und gleich daneben ein Wasserfall, dessen Wasser im Wind zerstiebt, bevor es unten ankommt. Der Weg, der nun vor uns liegt, wäre vor 150 Jahren noch dem Rand des Gletschers gefolgt. Heute erblickt man hier statt des ewigen Eises nur noch einen riesigen Felstrog, dessen Flanken zerbröselnd hinunter stürzen oder bereits schon gestürzt sind. Denn der See tief unten ist erst vor ein paar Jahren durch einen gewaltigen Felssturz entstanden.

Man könnte hier oben noch ein ganzes Stück weiter laufen, ohne dass die grandiose Sicht noch wesentlich grandioser würde, also lassen wir uns auf einem Bänkli nieder und genießen Blick und Sonne, bis uns der fortgeschrittene Tag wieder zurück zum Pfingstegg und ins Tal lockt.

Category: Allgemein, Schweiz 2021
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