Lanzarote-Linienbus

Um an ein Ziel außerhalb des fußläufigen Aktionsradius zu kommen, kann man auf Lanzarote auch einfach den Linienbus nehmen, vorausgesetzt man weiß, wo man einsteigen und wo wieder aussteigen muss. Direkt vor dem Hotel haben wir zum Beispiel schon mehrfach den Bus 03 vorbeifahren sehen.

Die Website der hiesigen Verkehrsbetriebe listet zwar alle Linien auf, aber leider ohne jegliche Kartengrafik. Wie soll man da wissen, welche der vielen Linien eine Haltestelle hat, von der aus man das gewünschte Ziel dann fußläufig erreichen kann? Zum Beispiel das Museum Vulkanhaus in der Calle Jorge Luis Borges in Tahíche? Tante Google, die sich für gewöhnlich recht gut auf die Suche nach Nahverkehrsverbindungen versteht, behauptet kurzerhand, es gäbe keine Verbindung zu diesem Ziel. Und nun? Die bereits erwähnte Website empfiehlt eine App namens „Moovit”. Leider kennt die aber nur die Namen der Haltestellen und nicht wie Google auch Straßen und markante Ziele. In einem letzten Akt der Verzweiflung suche (und finde) ich die Buslinie in den Ort Tahíche und vergleiche deren Zwischenhalte mit der Google Karte. Und siehe da: es gibt eine Haltestelle ganz in der Nähe des Vulkanhauses, am Kreisel „Cruce César Manrique”, also quasi direkt vor der Museumstür. Warum nicht gleich so?

Was wir noch nicht wissen ist, in welche Richtung wir in den Bus einsteigen müssen: es könnte ja sein, dass er von hier die obere Straße ansteuert. Oder auch die untere, was ich für wahrscheinlicher halte. Auf der zugehörigen Haltestellentafel steht der 03er jedoch nicht. Und gegenüber, also in Fahrtrichtung bergauf? Ja, dort gibt es den 03er, und in drei Minuten soll der nächste kommen. Tatsächlich, ehe wir uns versehen, kommt er auch schon die steile Straße heraufgefahren.

Es stellt sich heraus, dass der Kreisverkehr vor dem Hotel die Endhaltestelle ist und der Bus, nachdem wir eingestiegen sind und unseren Obolus entrichtet haben, dieselbe Straße wieder hinunterfährt, die er zuvor heraufgekommen ist. Man kann hier also gar nicht falsch einsteigen. Falsch aus- oder umsteigen jedoch schon, deshalb üben wir das ganze heute erst einmal mit einem Ziel, das sich mit dem 03er auf direktem Weg erreichen läßt, und fahren nach Arrecife. Dort stolpern wir eher zufällig über ein kleines Tourismusbüro, wo eine freundliche Dame bereitwillig Auskunft gibt, wie das mit dem Umsteigen auf Lanzarote funktioniert: das Ticket gilt immer nur für den Bus, in den man gerade einsteigt, bei einer Umsteigeverbindung löst man im zweiten Bus einfach ein neues. Das ist viel überschaubarer als das von zuhause gewohnte Zonenwirrwarr. Die Fahrer nehmen übrigens nur Scheine bis maximal 10 Euro.

Arrecife ist eine Stadt, die zu besuchen sich nur lohnt, weil einem das zu der Erkenntnis verhilft, dass sich der Besuch nicht lohnt. Mit einer Ausnahme: das Stadtmuseum draußen auf der Festung muss man einfach erlebt haben. Es ist nicht sehr groß und verfügt nur über recht wenige Exponate, dafür aber gibt es in jedem der zahlreichen engen Räume mindestens drei wandhohe Texttafeln, an denen man sich stundenlang entlang lesen könnte, wenn man denn des Spanischen mächtig wäre. Aber jetzt kommt’s: weil das so ist, erhält jeder Besucher, der kein Spanisch versteht, vorab eine mündliche Einführung. Wir müssen uns lediglich einen Augenblick lang gedulden, bis wieder deutsch an der Reihe ist.

Arrecife wurde in der Vergangenheit oft von Piraten angegriffen, daher dieses Fort und die Kanonen. Die Piraten gibt es auch heute noch: dem Museum wurde jüngst die Kasse aufgebrochen.

Im Museum geht es um die Geologie und die Geschichte der Insel und um die ersten Siedler, von denen einer sogar noch leibhaftig im Museum weilt: als 2.200 Jahre alte Mumie. Erläutert und mit Exponaten untermauert wird auch die Herstellung diverser Naturstoffe: das Karminrot (E120) zum Beispiel, das sich noch heute in Lippenstiften, Gummibärchen und Campari findet, oder das Kardinalrot, das so teuer war, dass die Ehre des Tragens solcher Kleidungsstücke nur hochrangigen Vertretern der Kirche zukam. Auch Pottasche, der Grundstoff für Seife, wurde dereinst auf der Insel gewonnen.

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