Der Tag des Abschieds ist gekommen. Um 12 Uhr soll das Zimmer geräumt sein, um 14:30 Uhr werden wir abgeholt und zum Aeropuerto César Manrique gebracht, von wo das Flugzeug um 17:45 Uhr gen München starten soll. Planmäßig. Wir müssen zum Gate TBD. Normalerweise tragen die Gates Nummern, aber vielleicht handhabt man das hier anders. Es steht ja auch „Flugsteige Türen” auf den Wegweisern, der international geläufige Begriff folgt erst in der zweiten Zeile. Wir fragen eine TUI Servicekraft. Die weiß auch nicht, wo das Gate TBD ist, geht aber dienstbeflissen jemanden vom Flughafenpersonal fragen: wir müssen durch eine Lücke zwischen den Schaltern hindurch, dann links, dann wieder rechts, dann durch die Sicherheitskontrolle … es ist der ganz normale Weg zu den Gates, der ruhig etwas deutlicher hätte angeschrieben sein können, so dass man ihn auch finden kann, wenn man seine Bordkarte in die Hand gedrückt bekommen hat und sich in der Schalterhalle umschaut.
Laptop und Tablet aus dem Bordrucksack nehmen, Smartphone Geld Gürtel und Armbanduhr ins Schälchen legen und dann allem Metallischen entledigt durch das Zaubertor treten kennt man ja – und erschrickt umso heftiger, wenn es trotzdem anschlägt. Wo noch könnte sich Metall versteckt haben? Es geht aber gar nicht um Metall, sondern ich wurde zufällig für eine Drogenstichprobe ausgewählt. Oder hat etwa der Derrick, den wir gestern noch auf dem Tablet gesehen haben und bei dem es um Drogenhandel ging, irgendwie auf die Hardware abgefärbt? Von allem, was in den Schälchen liegt, wird nun eine Wischprobe genommen, und auch meine Hände bleiben nicht verschont. Ab damit ins Analysegerät, und – negativ. War ja auch zu erwarten.
Aber wo ist nun Gate TBD? Vielleicht hilft ein Blick auf die Abflugtafel. Dort steht zwar nichts von TBD, jedoch ein großes rotes „delayed” mit dem Hinweis, dass das Gate erst um genau 18:06 Uhr bekannt gegeben wird. Aha, TBD steht wohl für „to be determined” oder so ähnlich. Und nun beginnt das große Rechnen: wenn wir verspätet in München ankommen, laufen wir Gefahr, die letzte S-Bahn zum Hauptbahnhof zu verpassen und müssen warten, bis der MVV irgendwann frühmorgens den Betrieb wieder aufnimmt, sprich: zur Verspätung in Arrecife käme dann noch stundenlanges Warten auf dem Bahnsteig des Flughafens hinzu. Was haben wir uns aber auch ausgerechnet einen Airport ausgesucht, der so schlecht ins Schienennetz eingebunden ist!
Um 18:05 Uhr hat sich um die Anzeigetafel ein Halbkreis von Passagieren gebildet, die neugierig auf das Umspringen des Hinweistextes warten. Die Info kommt prompt: Boarding Time 18:25 Uhr am Gate 4. Jetzt aber schnell! Tatsächlich war zwar 18:45 Uhr gemeint, und es dauert dann auch noch etliche Warteminuten, bis endlich alle ihr Handgepäck untergebracht und sich dreimal umgedreht haben, so dass auch die nachfolgenden Passagiere zu ihren Plätzen gelangen können. Aber der Umstand, dass wir aufgrund irgendwelcher Regelungen spätestens um 24 Uhr in München gelandet sein müssen, weckt in uns dennoch die leise Hoffnung, dass es vielleicht noch klappen könnte mit dem Anschluß.
Was wir natürlich nicht ins Kalkül gezogen hatten war die frustrierende Langsamkeit der Gepäckausgabe am Münchner Flughafen. Nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde können wir uns endlich auf den langen Weg zum Bahnsteig machen, der wegen defekter Transportbänder sogar noch ein Weilchen länger dauert als üblich. Und dann schaffen wir sogar noch eine verspätete S-Bahn früher und erreichen das geänderte Gleis, wo unser ICE schon bereitsteht, schon gut eine Stunde vor Abfahrt. Theoretisch. Denn praktisch fährt er mit Verspätung ab, was nun wiederum Zweifel weckt, ob wir in Nürnberg die S-Bahn nach Stein erreichen werden oder uns auf ein weiteres Paket Warteminuten einstellen müssen.