Beim Bischof von Tromsø

Wir haben eine Verabredung. Mit dem Bischof von Tromsø. Dem katholischen. Nun muss man freilich wissen, dass Norwegen zur Gänze reformiert ist und der Katholizismus hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Andererseits ist das Bistum sehr gross, so dass eben doch einige tausend Katholiken hier im Norden leben.

Der „nördlichste Bischof der Welt“ – sein evangelischer Kollege residiert ein paar hundert Meter weiter südlich – freut sich über Besuch aus Deutschland, denn ohne deutsche Finanzhilfen könnte er seine Aufgaben unter den schwierigen geographischen Bedingungen gar nicht bewältigen, sagt er. Das und noch viel mehr trägt Monsignore Grgic, obschon eigentlich Kroate, auf recht unterhaltsame Weise in perfektem Deutsch vor. Warum sind eigentlich nicht alle Bischöfe wie er?

Der geführte Rundgang durch Tromsø endet im Polarmuseum. Dieses museale Kleinod ist der Geschichte der Polarforschung gewidmet: wir sehen eine Holzhütte, die vor gut 100 Jahren Polarforschern als Unterkunft diente, dazu allerlei lebensgroße Tiere, etliche Modelle von Schiffen und Flugzeugen und vor allem viele Fotos der weltbekannten Forscher und ihren jeweiligen Expeditionen.

Ganz anders, mit viel weniger Exponaten, aber nicht minder schön ist das Trollmuseum über die langnasigen Gnome, die in den Wäldern Norwegens ihr Unwesen treiben. Dass sie wirklich existieren, zeigt sich beim Hinausgehen: meine Schnürsenkel sind verknotet.

Gestern standen wir im strömenden Regen vor der Eismeerkathedrale und konnten daher die eindrucksvolle Architektur nur von innen bewundern. Man stelle sich zwei dünne, weiß lackierte und auf die schmale Kante gestellte Regalbretter vor, die oben in spitzem Winkel aneinander gelehnt sind. Dann zwei weitere Bretter, etwas länger als die ersten und so versetzt, dass die hintere Kante des einen über der Vorderkante des anderen Brettes zu stehen kommt. Den kleinen Zwischenraum fülle man mit Glas. Dann in gleicher Weise ein weiteres Paar und noch eines, insgesamt sieben Paare nach vorne hin und drei nach hinten. Das vorderste Element verglase man transparent und setze ein Kreuz davor, für das hinterste verwende man farbige Gläser. Und fertig ist das Kirchenmodell. Blickt man nun genau von vorne auf die Konstruktion, verschwinden die Dachelemente, und man sieht praktisch durch die Kirche hindurch auf die bunt verglaste Altarwand.

Das alles hätten wir gerne nächtlich beleuchtet gesehen. Die Leuchtröhren sind nämlich so in den Glaszwischenräumen angebracht, dass sie sowohl den Innenraum als auch die Dachflächen beleuchten. Der Hoffnung, die Kirche in diesem Licht zu sehen, steht alllerdings der späte Sonnenuntergang der nördlichen Breiten entgegen, und so bleibt es vorerst bei einer Betrachtung im Licht der tiefstehenden Sonne. Hierfür müssen wir allerdings erst einmal die einen Kilometer lange Tromsøbrua, also die Brücke über den Tromsøsund, überqueren – zu Fuß, versteht sich. Und anschließend wieder zurück. Ebenfalls zu Fuß. Vielleicht gehen wir aber später noch einmal hinaus an den Sund.

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