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Abschied von Skandinavien

Die „Color Magic“ ist von den Abmessungen her das größte Fährschiff der Welt. Wir bewohnen die Innenkabine 9221: zwei hochklappbare Betten, von denen tagsüber eines zur Couch wird, eine Naßzelle mit zeitweise nur kaltem Wasser, ein Kühlschrank, ein Fernseher mit drei deutschen Programmen und Frontkamera, eine Garderobe und ein paar offene Fächer mit Reling, damit nichts herausrutschen kann. Aber bei dieser Schiffsgröße ist von Seegang ohnehin nichts zu spüren.

Oslo ist zwar eine Hafenstadt, liegt aber keineswegs am Meer, sondern am Ende des Oslofjords, dem wir nach dem Ablegen noch gut zwei Stunden lang folgen, bis wir die offene Nordsee erreichen. Eigens für uns hat die Reederei ein Segelschiff bestellt, das dem Sonnenuntergang auf See eine besonders romantische Note verleiht. Abgelegt haben wir um 14 Uhr, wir werden am Vormittag um 10 Uhr Kiel erreichen und dann mit dem Studiosus-Komfortbus, der jetzt irgendwo unten auf dem Autodeck parkt, noch bis Hamburg gebracht. Von dort weg sind wir dann wieder auf uns allein gestellt.

Nachtrag

Ein Reiseblog wäre nicht vollständig ohne einen Absatz über die Deutsche Bahn. Wir hatten nämlich ein Stück hinter Fulda einen kleinen Disput, wann wir denn im Bahnhof Würzburg sein würden. Schon bald, sagte ich, denn es sind nur gut 100 Kilometer von Fulda, und wir befinden uns auf einer Schnellfahrstrecke. Erst in gut einer Stunde, hielt die Liebste nach einem Blick auf das Infodisplay dagegen. Wie denn, eineinhalb Stunden für 100 Kilometer? Auf einer Hochgeschwindigkeitstrasse? Doch dann wechselte das Display auf die momentan gefahrene Geschwindigkeit: 55 km/h. Alles klar, wir hatten beide recht: ich mit den 100 Kilometern, sie mir den eineinhalb Stunden.

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Mit der „Fram“ im Eismeer

Die norwegische Hauptstadt verfügt über eine Festung, eine Altstadt mit markanten Gebäuden, einen Dom samt Turm und ein Rathaus mit deren sogar zwei. Bis zur Festung tapsen wir noch brav der obligatorischen Führung hinterher, dann aber nehmen wir die Abkürzung zum Rathaus, denn von dort startet die Fähre nach Bygdøy, also zum Museumsufer. Man könnte den Fährlohn direkt auf dem Schiff entrichten, aber am Kiosk eine Hin- und Rückfahrt zu erwerben ist günstiger.

Nach einer Viertelstunde und einem Zwischenstopp kommt auch schon das in den 1930ern errichtete Museum in Sicht, das die originale „Fram“ birgt, also das Schiff, das vom berühmten Polarforscher Fritjof Nansen so stabil konzipiert wurde, dass es nicht wie andere Holzschiffe vom Packeis zerdrückt werden konnte. Man kann sich an Deck des Schiffes auf eine Bank setzen und hat sofort das Gefühl, schwankenden Boden unter den Füßen zu haben. Natürlich ist es die Bank, die schwankt, und nicht das Schiff. Aber das vergißt man recht schnell, wenn die Videoprojektion ringsum ein tosendes Meer und vorüberziehende Eisberge einspielt, samt passender Geräuschkulisse.

Eine steile Treppe führt hinab in die engen Innenräume des Schiffes. Es gibt eine Kombüse samt Koch, eine Messe (Aufenthalts- und Speiseraum), verschiedene Kajüten, einen Maschinenraum samt Dieselmotor sowie mehrere Lagerräume. Bis zum Eintreffen der ersten Kreuzfahrt-Touristen haben wir das Schiff weitestgehend für uns, aber dann wird es richtig eng da unten. Also lieber noch die umfassende Ausstellung rings um das Schiff ansgeschaut, mit Beiträgen über die Personen, die Forschungsziele und die Methodik, allem voran die Navigation.

In einem Nebenraum wird ein Film von einer Viertelstunde Dauer gezeigt, mit Begleitton in einem Dutzend Sprachen, die am Schaltknopf des Kopfhörers gewählt werden können. Natürlich ist auch Deutsch dabei.

Wieder draußen, sehen wir uns auch gleich noch das nicht weniger interessante Kon-Tiki-Museum an. So hieß das Schiff, mit dem Thor Heyerdahl den Beweis antrat, dass eine Atlantikquerung mit einem Schiff aus Holz und Schilf möglich ist. Mit einem weiteren Schiff, das ebenfalls im Museum ausgestellt ist, erreichte er sogar von Peru aus die Südseeinsel Tahiti.

Nun drängt aber die Zeit, denn für 14 Uhr haben wir eine Führung im Opernhaus gebucht. Das Schiffchen bringt uns zurück zur Town Hall und die Straßenbahnlinie 12 in die Nähe des Opernhauses. Wir erleben bei laufendem Probenbetrieb einen beeindruckenden Zuschauerraum aus dunklem Eichenholz, einen Vorhang, der wie zerknitterte Alufolie aussieht, verschiedene Werkstätten und Probenräume sowie Elemente der Bühnentechnik. Und während wir dem Vortrag lauschen, huschen mit einem Mal ein Dutzend Ballett-Tänzerinnen an uns vorüber. Authentischer kann eine Führung kaum sein. Und der Backstage-Bereich des Hauses ist größer als erwartet. Viel größer.

Woran denkt man, wenn man den Namen Edvard Munch hört? Natürlich an den „Schrei“. Im Munch-Museum ist er ausgestellt, jede der drei Versionen für jeweils eine Stunde. Dann schließt sich das Fenster, und an einer anderen Stelle öffnet sich eines mit einer anderen Version des Gemäldes. Natürlich hat Munch noch viele andere Werke geschaffen, bekannte und unbekannte, kleine und große, mit bekleideten und mit nackten Personen und noch vieles mehr. Im Nu vergehen zwei Stunden. Und die Aussicht vom zwölften Stockwerk des Museumsgebäudes ist grandios.

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Der Zug, der ein Bus war

Auch auf einer Busrundreise muss der Busfahrer seine Lenkpausen einhalten. Aber was tun die Reisegäste in dieser Zeit, und wie kommen sie weiter? Für die Strecke von Dombås nach Oslo lautet die Antwort: mit dem Zug. Dumm daran ist nur, dass auf mehr als der Hälfte dieser Strecke zur Zeit gar kein Zug fahren kann, weil sie nämlich umgebaut wird. Und so fahren wir letztlich doch wieder mit dem Bus, wenn auch mit einem anderen. Und unser Reisegepäck wird dann morgen mit dem Studiosus-Bus nachkommen.

Den ersten Abschnitt durch das wunderschöne Gutbrandsdal mit seinen sanften Mittelgebirgshügeln legen wir aber noch wie geplant mit dem Zug zurück, lassen die Landschaft mit ihren Wäldern und Feldern, den Wiesen, den verstreuten Gehöften und dem Fluss mit seinem grünblauen Wasser entspannt an uns vorüberziehen. Erst in Lillehammer gilt es dann zu wechseln. Da wir eine Reisegruppe sind, haben wir einen Schienenersatzbus ganz für uns allein.

Da es ein norwegischer Bus ist, hat er einen Brannslukker (Feuerlöscher) und einen Førstehjelpsskrin (Erste-Hilfe-Kasten) an Bord und verfügt über einen Nødutgang (Notausstieg) – norwegisch kann manchmal ganz einfach sein. Wir genießen die jetzt noch sanftere Landschaft an einem langgestreckten See entlang, verzehren unser mitgenommenes Matpakke (Lunchpaket) und werden schließlich bis direkt vors Hotel gefahren. Mit einem SEV-Bus? Nun, das Thon Opera befindet sich direkt neben dem Osloer Hauptbahnhof. Und alle Fahrgäste im Bus gehören ja zu unserer Gruppe.

Der Standort des Hotels hat aber noch einen zweiten Vorteil, denn in die andere Richtung sind es nur ein paar Schritte bis zum spektakulären Osloer Opernhaus. Für morgen haben wir dort eine Führung gebucht, heute sehen wir es uns aber schon einmal von außen an. Und von oben, denn man kann hier die Dachschrägen hinauf steigen wie auf einen Berg.

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Geiranger

Der Adlerweg ist wie der Trollstiegen ein Gebirgspass mit einer eher sanften und einer sehr steilen Rampe. Nur mit dem Unterschied, dass wir dieses Mal die safte hinauf- und die steile hinunterfahren. Ziel ist der Ort Geiranger am – na? – Geirangerfjord.

Um die Straße zu erreichen, müssen wir allerdings zuvor zweimal mit der Autofähre über den Norddalsfjord übersetzen, einmal vor der Abzweigung des Sunnylvsfjordes und einmal danach. Zunehmend bricht nun die Sonne durch den Hochnebel und schafft zauberhafte Lichtstimmungen. Und dann kommt endlich der Geiranger ins Blickfeld: zuerst nur ein kleiner Abschnitt, dann bei einem kleinen Parkplatz die ganze Pracht. Zum Glück fährt ein anderer Reisebus gerade ab, so dass Thorsten dessen Stellplatz ergattern kann. Welch eine Aussicht auf den berühmtesten und schönsten aller Fjorde!

Wir haben heute gleich doppeltes Glück, denn zum einen schenkt uns der Himmel strahlenden Sonnenschein, und zum anderen befindet sich kein Kreuzfahrtschiff im Fjord, so dass in und um Geiranger touristisch wenig los ist.

Ist man einmal unten im Ort, geht es auf der anderen Seite gleich wieder abenteuerlich hinauf ins Hochgebirge, das hier schon bei tausend Meter Meereshöhe beginnt. Und kommt uns die aktuelle Straße schon sehr schmal vor, wie eng mag da erst die alte, deren Reste man hin und wieder sieht, gewesen sein? Oben gibt es schöne Seen, Gipfel mit Schneefeldern und jenseits des Passes ein schönes Bergrestaurant aus dem Jahr 1896 mit ganz und gar nicht schönen Preisen.

Die heutige Etappe ist die letzte, die wir im Komfortbus mit der schönen Studiosus-Grafik zurücklegen. Und da wir bis Dombås, dem Ausgangspunkt der Bahnfahrt, noch etwas Zeit haben, sehen wir uns noch die Stabkirche von Lom an, die größte in ganz Norwegen. Eine Stabkirche ist nicht etwa eine gewöhnliche Holzkirche, sondern bei Stabkirchen stehen die Holzbalken senkrecht. Und auch das Innere der Kirche ist sehr schön.

Zum Abschluß des Tages erwartet uns noch ein kleiner Umtrunk. Morgen wird unser schweres Reisegepäck ohne uns den Weg nach Oslo finden müssen, denn wir werden mitdem Zug dorthin fahren.

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Trollstigen

Trondheim verfügt über einen Dom mit reichem Figurenschmuck, bunten Glasfenstern und einer eindrucksvollen Orgel. Eigentlich ist die Kirche viel zu groß für diese Stadt, aber sie ist das Ende eines 500 Kilometer langen Pilgerweges. Und mag sie auch noch so mittelalterlich wirken, ist sie doch ein Neubau des 19. Jahrhunderts, denn das alte Gotteshaus wurde beim großen Stadtbrand ebenso zerstört wie die meisten Wohnhäuser. Nur einige wenige haben überdauert, und die sehen wir uns natürlich an.

Südlich von Trondheim ist die Gegend zunächst wieder eine liebliche mit Wiesen, Feldern, kleinen Gehöften und viel Wald. Dann wird allmählich die Vegetation spärlicher, und auf den umliegenden Bergen zeigen sich Reste von Schnee. Wir sind auf dem Dovrefjell. Bei einer kleinen Siedlung halten wir an und erfreuen uns an malerischen Holzhäusern mit Dächern, auf denen Gras wächst wie auf einer Wiese.

Erneut gibt es einen Wasserfall zu bestaunen, den Slettafossen. Genau genommen ist es mehr eine Klamm, durch die in der Tiefe ein Fluss tobt. So tief, dass man kaum hinuntersehen kann.

Und dann nähern wir uns dem spektakulärsten Abschnitt nicht nur des heutigen Tages, sondern der gesamten Reise. Es ist die Straße hinauf zum Isterdalsvegen, der sogenannte Trollstiegen, mit 13 Haarnadelkurven, eine ausgesetzter als die andere. Von einer Aussichtskanzel, zu der ein Steg hinüberführt, läßt sich die gesamte Szenerie auch noch einmal von oben betrachten: wie die Straße eine Kehrtwendung nach der anderen vollzieht, wie die Busse sich um die engen Kurven quälen. Leider drängt aber die Zeit etwas.

Denn eigentlich hätten wir anschließend nur noch bis Valldal fahren sollen, aber es gibt eine Planänderung, und wir nehmen die Fähre hinüber nach Stranda. Um 19:45 Uhr soll sie ablegen, und das schaffen wir mit nur knapper Reserve. Von einer Fähre ist aber auch 10 Minuten vor dem Ablegen weit und breit nichts zu sehen. Wir nutzen die Wartezeit, um die landschaftliche Szenerie zu genießen: am gegenüberliegenden Ufer zweigt der Sunnylvsfjord vom Norddalsfjord, den wir überqueren wollen, ab. Und endlich kommt nun auch das Schiff in Sicht. Man hätte es schon die ganze Zeit sehen können, es hob sich nur zu wenig von der Küstenlinie mit ihren weißen Häusern ab.

Pünktlich um 20 Uhr erreichen wir das Hotel des kleinen Ortes Stranda. Es heißt einfach nur Hotel, ohne irgend einen Zusatz im Namen. Das Abendessen ist für 20:15 und keine Minute später angesetzt. Aber es gibt 24 Reisende mit 24 Koffern und nur einen einzigen Aufzug. Einige lassen ihren Koffer stehen, um pünktlich beim Essen zu sein, andere nicht, und am Ende müssen die einen dann eben doch auf die anderen warten. Ganz normaler Reisegruppenalltag.

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Trondheim

Die Landschaft südlich von Mo i Rana ist waldreich und die Straße gut ausgebaut, Fluss und Eisenbahn begleiten uns mal zur Linken und mal zur Rechten. Bei Trofors gibt es einen schönen Wasserfall, den Laksforsen. Den besten Blick hat man vom Café aus, in gut einer halben Stunde fahren wir wieder ab, heißt es. Aber das Café hat noch geschlossen, und so wird nun doch zu einer zeitnahen Weiterfahrt geblasen. Leider haben sich die Mitreisenden, denen mehr nach einem guten Fotostandort als nach einem Kaffee ist, längst schon außer Sicht- und Rufweite begeben, denn der Cafébesitzer hat ringsum alles, was mit dem Blick von seiner Terrasse konkurrieren könnte, gründlich mit Sichtschutz vernagelt. Und so bleibt das Gesamterlebnis unter dem Strich etwas schal, denn die sich nun doch in die Länge ziehende Wartezeit bis zur Abfahrt hätte man ja auch in die eigene Motivsuche investieren können.

Pausenzeiten für Busfahrer sind zwingend einzuhalten. Wenn das in der Nachsaison nur immer so einfach zu bewerkstelligen wäre! Aber an der darauffolgenden Tankstelle gibt es nur ein einziges Klo, da summieren sich die Zeiten für die Verrichtungen schnell auf die für Thorsten vorgeschriebenen 15 Minuten.

Für die Mittagspause ist eine knappe Dreiviertelstunde eingeplant, aber im Café gibt es nur lätscherte Sandwiches. Und was müssen norwegische LKW-Fahrer doch für Hünen sein: auf der Herrentoilette ist das Urinal so hoch oben angebracht, dass selbst ein stattlicher 1,79-Mann wie ich sein Geschäft auf Zehenspitzen verrichten muss.

Gegen Abend erreichen wir Trondheim. Die Gegend um den Trondheimfjord ist eine liebliche und erinnert mit ihren Hügeln und Wiesen und Kornfeldern eher an eine liebliche Hegaulandschaft mit Bodensee als an norwegische Fjorde.

Wir betreten das Scandic Hotel durch den Hintereingang, denn es liegt inmitten der malerischen Altstadt, und der Bus kann vorne nicht parken. Zum Glück gibt es einen Aufzug, so dass wir die schweren Reisekoffer nicht die Treppe hinaufschleppen müssen. Aber wie das so ist mit Aufzügen in Hotels, fahren sie nicht ab, wenn niemand mehr hineinpasst, sondern wenn niemand der davor Wartenden mehr den Rufknopf drückt, denn dann öffnet sich die Tür wieder. Dieser hier treibt das Spielchen aber auch ohne dass jemand gedrückt hätte. Kaputt? Mitnichten. Aber es ist kein normaler Aufzug, die Damen vor uns stehen im Rollstuhllift. Und der fährt nur, so lange die Taste gedrückt bleibt. Es hätte einen barrierefreien Fußweg außen um das Hotel herum gegeben, aber wer weiss das schon?

Da wir auf mehrere Stockwerke verteilt untergebracht sind und mit 24 Personen, 24 Reisekoffern und 24 Handgepäckstücken mehr als eine Aufzugkabine füllen, geht es auch im Lift zu den Etagen recht eng zu. Am besten sortiert man sich schon beim Einsteigen so, dass die Gäste der unteren Etagen vorne an der Tür stehen. Pech nur, wenn sich oben dann die hintere Tür öffnet. Aber diese Scandic-Kette ist eh so ein Fall: zum Beispiel muss man die Zimmer beim Weggehen mittels der Schlüsselkarte verschließen. Macht man es so wie überall sonst, bleibt die Tür offen. Und auch das Anmelden im WLAN funktioniert nur, wenn man den Trick heraus hat, das Netz des vorherigen Hotels vorher komplett zu löschen.

Trondheim ist Universitätsstadt, und wie in allen Städten mit einer studentischen Bevölkerung ist günstiger Wohnraum gefragt. Die schönen alten Holzhäuser wären anderenfalls vielleicht schon längst Geschichte. Da wir heute in einem urigen Lokal in einem dieser Häuser essen, lernen wir einen typischen Straßenzug quasi aus nächster Nähe kennen. Die Tische im „Baklandet Skydsstation“ sind klein und niedrig, und es gibt Suppe. Im ersten Gang ohne Fisch, im zweiten mit, und als Dessert Panacotta mit Waldfrüchten.

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Ganz weit hinaus und wieder zurück

Die Lofoteninseln sind ein Gebirge, das mit den Füßen im Meer steht. Die Berge sind schroff, und auf dem einen oder anderen liegt sogar noch Schnee. Alle Orte befinden sich an der Küste, auch der Ort mit dem kürzesten Namen der Welt: er heißt Å und ist der Endpunkt der Straße, die seit ein paar Jahren alle größeren Inseln verbindet.

Bevor wir Å erreichen, legen wir noch einen Zwischenstopp in Reine ein. Das ist der Ort, den jeder vor Augen hat, der schon einmal einen Lofoten-Reiseprospekt in den Händen gehalten hat und darum der Vorstellung verhaftet ist, auf dem Lofoten sähe es überall so oder so ähnlich aus. Mitnichten: es gibt zwischen den Bergen immer wieder auch weite hügelige Landschaften mit Wiesen und kleinen Seen und Moorflächen.

Die Autofähre nach Bodø startet in Moskenes, das liegt genau zwischen Reine und Å. Vorher sehen wir uns aber noch Å an. Es gibt hier ein Torrfisk-Museum, das aber Ende August schon geschlossen hat, und das über den halben Ort verteilte Norsk Fiskeværsmuseum mit Poststation, Bootshaus, Fischölfabrik, Schmiede und einer Bäckerei, die noch so arbeitet wie in alten Zeiten und auch so eingerichtet ist. Wir kaufen dort etwas leckeres Zimtgebäck als Marschverpflegung.

Es wird eine stürmische Überfahrt. Irgendwo im Laderaum donnert wiederholt ein Stück Ladung gegen die Bordwand. Das wird doch hoffentlich nicht unser Reisebus sein? Erst vor Bodø erreicht das Schiff ruhigeres Fahrwasser. Und dann dürfen wir uns endlich auf dem Autodeck wieder in den unbeschädigten Bus zwängen und die Fahrt auf festem Boden fortsetzen.

Die Route führt zunächst an einem Fjord entlang und dann über einen Gebirgspass. Hier oben herrscht Nebel, und es regnet, als zur Linken ein markantes Gebäude auftaucht. Aha, wir überqueren ein weiteres Mal den Polarkreis, dieses Mal in südlicher Richtung. Wenig später sind wir in Mo i Rana. Vom Mortsund über Bø und Å nach Mo – die Nordnorweger lieben die kurzen Namen.

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Auf dem Lofoten

Der Lofoten ist der einzige Ort der Welt, wo man von Å nach Bø (sprich: Bö) fahren kann. Å ist zwar erst morgen an der Reihe, aber den kleinen Ort Bø passieren wir schon heute: auf dem Weg zum Waikiki Beach, wie die Reiseleiterin den Strand von Ramberg angekündigt hat. Natürlich verspürt keiner von uns so rechte Lust, es der Gruppe junger Leute am Strand gleich zu tun und am 68. Breitengrad eine Runde im Meer zu schwimmen, wir genießen einfach nur die schöne Aussicht auf eine der seltenen Buchten mit schönem langem Sandstrand.

Was haben wir aber auch für ein Glück mit dem Wetter! Alle Wolken haben sich verzogen, so dass wir den kleinen Fischerort Nusfjord bei strahlendstem Wetter erleben. Zuvor müssen wir allerdings noch die Insel wechseln, erneut durch einen untermeerischen Tunnel. Das Dörfchen, wo einst kleine Fischerboote ihren Fang anlandeten, ist heute ein Freilichtmuseum und kostet Eintritt. Zu sehen gibt es unter anderem trockene Stockfische mit furchterregenden Gebissen. Und in der alten Trankocherei wird ein Film mit historischen Aufnahmen gezeigt.

Ein weiteres Ziel ist heute der Küstenwanderweg bei Eggum. Gleich hinter dem Ort an der Nordküste endet der Straßenbelag, der Bus fährt aber noch weiter bis zur Ruine der deutschen Radarstation aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein schöner Wanderweg führt von hier an der Küste entlang, mit dem Meer zur Rechten und einem See, hinter dem sich einige steile Felsen erheben, zur Linken. Zwischenzeitlich sind aber Wolken aufgezogen, und ein böiger Gegenwind, der Wellen und Gischt vor sich hertreibt, bewegt uns zur Umkehr.

Im Wikingermuseum von Borg bekommen wir die steife Brise zum Glück nur auf dem Weg vom Hauptgebäude hinauf zum Langhaus zu spüren. Es ist dem Gebäude aus der Wikingerzeit nachempfunden, das hier von einem Bauern beim Pflügen entdeckt worden war. Eine stilgerecht gekleidete Museumsführerin trägt vor, wer die Wikinger waren und welche Funktion das repräsentative Haus einst innehatte. Nebenan werden alte Handwerkstechniken vorgestellt, der Schmied kommt aus Bayern und freut sich, Deutsche begrüßen zu dürfen. Leider ist aber die Museumsschmiede vor kurzem abgebrannt, so dass er statt Eisen nun Leder bearbeitet.

Die originalen Funde aus Borg sind im Haupthaus ausgestellt, zudem gibt es einen Film über die fiktiven Erlebnisse einer jungen Wikingerin, die nach Island auswandern muss, später aber in ihre Heimat zurückkehrt. Der deutschen Synchronton zum Film wird, so man will, auf das eigene Smartphone eingespielt: ein Konzept, das Schule machen sollte.

Der Weg zurück zum Mortsund führt uns über einen kleinen Pass mit schöner Aussicht, wo wir den Tag mit einen kleinen Umtrunk begießen.

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Über sieben Brücken

Der (!) Lofoten ist eine Kette von Inseln, die durch schmale Wasserstraßen voneinander getrennt sind. Vor ein paar Jahren hat man eine Straße gebaut, auf der man ohne Fährpassagen von Insel zu Insel gelangen kann, meistens über eine Brücke und einmal durch einen Tunnel unter dem Meeresspiegel. Es ist eine lange und weite Fahrt, denn die überraschend schroffen Berge wollen ebenso umfahren werden wie die zahlreichen kleinen Fjorde dazwischen. Und so kommen wir erst am Abend in Mortsund an, wo wir heute kein Zimmer, sondern eine Fischerhütte beziehen, mit Blick auf das Meer und die gegenüberliegenden Berge.

Die Eismeerkathedrale haben wir gestern tatsächlich noch beleuchtet erlebt, allerdings nur auf Sparflamme und nicht so wie auf den Bildern.

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Beim Bischof von Tromsø

Wir haben eine Verabredung. Mit dem Bischof von Tromsø. Dem katholischen. Nun muss man freilich wissen, dass Norwegen zur Gänze reformiert ist und der Katholizismus hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Andererseits ist das Bistum sehr gross, so dass eben doch einige tausend Katholiken hier im Norden leben.

Der „nördlichste Bischof der Welt“ – sein evangelischer Kollege residiert ein paar hundert Meter weiter südlich – freut sich über Besuch aus Deutschland, denn ohne deutsche Finanzhilfen könnte er seine Aufgaben unter den schwierigen geographischen Bedingungen gar nicht bewältigen, sagt er. Das und noch viel mehr trägt Monsignore Grgic, obschon eigentlich Kroate, auf recht unterhaltsame Weise in perfektem Deutsch vor. Warum sind eigentlich nicht alle Bischöfe wie er?

Der geführte Rundgang durch Tromsø endet im Polarmuseum. Dieses museale Kleinod ist der Geschichte der Polarforschung gewidmet: wir sehen eine Holzhütte, die vor gut 100 Jahren Polarforschern als Unterkunft diente, dazu allerlei lebensgroße Tiere, etliche Modelle von Schiffen und Flugzeugen und vor allem viele Fotos der weltbekannten Forscher und ihren jeweiligen Expeditionen.

Ganz anders, mit viel weniger Exponaten, aber nicht minder schön ist das Trollmuseum über die langnasigen Gnome, die in den Wäldern Norwegens ihr Unwesen treiben. Dass sie wirklich existieren, zeigt sich beim Hinausgehen: meine Schnürsenkel sind verknotet.

Gestern standen wir im strömenden Regen vor der Eismeerkathedrale und konnten daher die eindrucksvolle Architektur nur von innen bewundern. Man stelle sich zwei dünne, weiß lackierte und auf die schmale Kante gestellte Regalbretter vor, die oben in spitzem Winkel aneinander gelehnt sind. Dann zwei weitere Bretter, etwas länger als die ersten und so versetzt, dass die hintere Kante des einen über der Vorderkante des anderen Brettes zu stehen kommt. Den kleinen Zwischenraum fülle man mit Glas. Dann in gleicher Weise ein weiteres Paar und noch eines, insgesamt sieben Paare nach vorne hin und drei nach hinten. Das vorderste Element verglase man transparent und setze ein Kreuz davor, für das hinterste verwende man farbige Gläser. Und fertig ist das Kirchenmodell. Blickt man nun genau von vorne auf die Konstruktion, verschwinden die Dachelemente, und man sieht praktisch durch die Kirche hindurch auf die bunt verglaste Altarwand.

Das alles hätten wir gerne nächtlich beleuchtet gesehen. Die Leuchtröhren sind nämlich so in den Glaszwischenräumen angebracht, dass sie sowohl den Innenraum als auch die Dachflächen beleuchten. Der Hoffnung, die Kirche in diesem Licht zu sehen, steht alllerdings der späte Sonnenuntergang der nördlichen Breiten entgegen, und so bleibt es vorerst bei einer Betrachtung im Licht der tiefstehenden Sonne. Hierfür müssen wir allerdings erst einmal die einen Kilometer lange Tromsøbrua, also die Brücke über den Tromsøsund, überqueren – zu Fuß, versteht sich. Und anschließend wieder zurück. Ebenfalls zu Fuß. Vielleicht gehen wir aber später noch einmal hinaus an den Sund.

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