Endlich habe ich nun auf der Apple Watch die Organisaton einer Besichtigungstour strukturiert, und das geht so: den Standort des Busses erfasse ich über dem Kompass, den ich links oben im Zifferblatt hinterlegt habe. Die verfügbare Zeit bis zur Abfahrt läuft als Countdown links unten. Rechts oben steht das aktuelle Datum und rechts unten der Ladezustand der Uhr. Wird es nun also Zeit, den Weg zurück zum Bus einzuschlagen, verrät der Kompass Richtung und Entfernung, und alles läuft wie am Schnürchen. Beinahe. Denn oft stehen ja mehrere ähnlich aussehende Busse auf dem Parkplatz, dann ist es von Vorteil, wenn man sich das Kennzeichen gemerkt hat. Oder fotografiert. Japanische Nummernschilder haben stets zwei Gruppen zu je zwei Ziffern.
Der Regen wird stärker, die zweite Gartentour lassen wir aus. Sie hätte ohnehin keinen Eintritt gekostet. Für die dritte heißt es dann: Schuhe ausziehen. Das bedeutet zum Glück, dass wir ein Gebäude betreten, in diesem Fall eine Halle mit unzähligen lebensgroßen hölzernen Bodhisattvas. Sie stehen in Zehnerreihen hintereinander, mehr als tausend sollen es sein, und ich überschlage: fünf nebeneinander pro Säulenabschnitt, und es sind 16 Abschnitte. Aber das wären ja nur…? Nein, auf die große Figur in der Mitte folgen weitere sechzehn Abschnitte, insgesamt also 33. Jede Figur sieht anders aus, jede hält rund drei Dutzend Gegenstände in ihren drei Dutzend (wahrscheinlich aber 33) Händen. Zudem muss ich mich bei der Anzahl verschätzt haben, es sollen nämlich genau 1001 Figuren sein.
Wenn man erstens seine Reisegruppe aus den Augen verloren hat und zweitens nur noch die eigenen Schuhe im Schuhregal stehen, nicht aber die der anderen Teilnehmer, könnte man sich dann vielleicht in der Abfahrtszeit vertan haben? Und wo ist überhaupt der Bus? Wie gut, dass ich vorher einen Wegpunkt erstellt habe, denn das erleichtert die Suche. Und einen Timer. Denn obwohl wir noch beim Garten waren und alle anderen schon im Bus sitzen, kommen wir keineswegs zu spät.
Busparkplätze befinden sich nicht immer direkt beim Objekt, zum Inari-Schrein mit den vielen tausend Torii-Toren müssen wir nicht nur ein ganzes Stück durch enge Straßen laufen, sondern auch zwei Bahnübergänge queren, jedes Mal mit Blinklicht, Schranke zu, Zug vorbei und Schranke wieder auf: in Japan sind die Zugfolgen spürbar kürzer als wir das von zuhause gewohnt sind. Lohn der Mühe ist ein rund einstündiges Durchschreiten aller Tore, aber doch bitte nicht bei diesem Wetter…! Wir beschließen, das Erlebnis nicht bis zum Ende auszukosten, und retten uns in den trockenen Bus.
Morgen startet unser Flug zurück in die Heimat, und wir sind längst in der 23-Stunden-Frist für den Online-Check-in, seit heute morgen schon. Jedoch leistete das System des Lufthansa-Partners ANA zunächst erbitterten Widerstand, und als es uns dann endlich samt aller Daten auf dem Schirm hatte, brach das WLAN des Hotels zusammen. Von da an ging nichts mehr, auch nicht mobil im Bus. Zurück im Hotel versuchen wir es erneut. Das Problem scheint zu sein, dass Theas Vornamenliste die Zeichenbegrenzung des Feldes sprengt, wenn hingegen ich mich zuerst anmelde klappt es, und bei der Frage nach dem zweiten Passagier gehen dann auch alle Vornamen. Kann man ja nicht ahnen. Jetzt noch Nummern und Gültigkeitsdatum der beiden Reisepässe eingeben (zum wie vielen Mal eigentlich?) und nebeneinander liegende Sitzplätze auswählen, dann ist die erstrebte Bordkarte fertig und im Wallet. Für den Zubringerflug von Osaka nach Tokyo. Von dort nach München wird uns dann die Lufthansa fliegen, und die gibt nichts dergleichen aus. Immerhin finden wir aber in irgendeiner Zeile die Nummern unserer Sitzplätze. Wir werden nebeneinander sitzen. Gottseidank.