Nationalmuseum

Bevor wir von Oslo zur Fähre Malmö-Travemünde aufbrechen, haben wir noch ein paar Stunden Aufenthalt, die wir für einen Besuch des Nationalmuseums nutzen. Dieser ganz neue und futuristische Kunsttempel befindet sich unweit des ebenfalls markanten Rathauses. Vom Hauptbahnhof, wo wir in gut drei Stunden wieder abgeholt werden, müssen wir also zuerst ein Stück weit durch die Fußgängerzone, dann mit Blick auf das Königsschloss durch einen kleinen Park und zum Schluss noch an besagtem Rathaus vorbei, wo uns eine lange Warteschlange mit festlich in Nationaltracht gekleideten Menschen auffällt. Der Anlass erschließt sich uns aber nicht.

Im Museum gilt der erste Besuch den Schließfächern. Brauchen wir eine Münze, frage ich den Aufseher, und der antwortet: nein, aber ein gutes Gedächtnis. Die Fächer haben nämlich ein Zahlenschloss. Und wo kein Schlüssel, da eben auch keine aufgedruckte Nummer. Ein Handyfoto erfüllt jedoch den gleichen Zweck.

Die kulturhistorischen Sammlungen befinden sich laut Orientierungstafel in der ersten Etage, die Gemälde in der zweiten. Hier in Norwegen ist mit 1 aber das Erdgeschoss gemeint, folglich müssen wir nur eine einzige Treppe hochsteigen. Oben führt uns der erste Weg sogleich in den Munch-Saal, er trägt die Nummer 60. Zwar finden sich, wie wir später feststellen werden, auch in den anderen Sälen immer wieder Werke dieses wohl bekanntesten norwegischen Malers, der Saal 60 ist aber ausschließlich ihm gewidmet. Der berühmte „Schrei“ hängt an der Wand gegenüber, wo ihn ein Aufseher keine Sekunde aus den Augen läßt: man hat ja bereits einschlägige Erfahrungen mit Klimaklebern machen müssen, drüben im Munch-Museum.

Wie leicht zu erraten ist, gibt es noch Dutzende weitere Säle, mit Gemälden, die zumeist norwegische Landschaften zeigen, von Malern, die uns nur selten geläufig sind, wenn man von Dürer, Cranach, Gauguin oder Cezanne absieht. Die letzteren waren aber wohl nie in Norwegen und mussten daher auf andere Motive ausweichen: nackte Schönheiten oder auch allerlei Obst.

Ein Saal mit mystischen Landschaften wird dezent mit klassischer Musik bespielt, wahrscheinlich von Edvard Grieg, und begleitet von Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und Donnerhall. Das ist sehr stimmungsvoll. Auch im unteren Stockwerk gibt es hin und wieder leise Hintergrundmusik, für einen Streifzug durch wahrscheinlich ebenso viele Säle wie oben wird nun aber die Zeit knapp, schließlich müssen wir noch durch die inzwischen gut gefüllte Fußgängerzone zurück zum Treffpunkt laufen: zehn Minuten hätten wir noch gehabt.

Der Rückweg zur Fähre ist derselbe, den wir vor 5 Tagen gekommen sind: über die Svinesund-Brücke, diesmal die neue, nach Schweden und dann 500 Kilometer bei herrlichem Wetter durch so viel Bullerbü-Landschaft mit gelben Rapsfeldern und falunrot gestrichenen Häusern, dass wir in Göteborg dringend eine Pause einlegen müssen. Busfahrer Stefan kennt dort jemanden, der uns zu einem Café führen wird, wo es die besten Zimtschnecken der Welt geben soll. Der Weg führt, wie sollte es in Göteborg anders sein, um eine große Baustelle herum und an einer Kirche mit schiefem Turmhelm vorbei in die Innenstadt mit ihren malerischen Holzhäusern, von denen eines das besagte Café beherbergt. Aber während wir noch überlegen, wie Zimtschnecke denn wohl auf englisch heißt, tönt es schon hinter dem Tresen hervor: Zimtschnecken sind aus! Schade. Aber es ist ja auch schon später Nachmittag, und wir werden wohl ein anderes Mal wiederkommen müssen, denn auch ein zweites Café in der Nähe hat die begehrte Gebäcksorte nicht mehr vorrätig.

Bis es auf der Fähre heute ein Abendessen gibt, ist noch etwas Geduld angesagt. Zwar treffen wir rechtzeitig am Check-in ein, aber das Personal dort ist wohl etwas überfordert heute. Endlich steht aber der Bus im Parkdeck und wir vor dem ersehnten Buffet. Auch die Kabine ist etwas anders als bei der Hinfahrt, sie hat nämlich ein Fenster – zum LKW-Deck zwar, aber es geht ja ums Tageslicht.

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