Mit dem Zug nach Prag

Bei der Deutschen Bahn ein Zugticket nach Prag zu erwerben ist leicht. Der Preis einer länderübergreifenden einfachen Fahrt für zwei Personen beträgt 79 Euro. Man kann das Ticket aber auch bei der tschechischen Bahn kaufen, dann kostet es je nach gewählter Fahrtstrecke deutlich weniger oder erheblich mehr. Die günstigere Strecke sagt uns aber zeitlich nicht so recht zu. Als dritte Alternative gibt es dann noch die Kombination aus Bayern-Böhmen-Ticket und tschechischem Ticket für die restliche Strecke von Pilsen bis Prag. Ersteres gilt jedoch nur im Nahverkehr, und man kann wochentags frühestens ab 9 Uhr fahren. Das passt gut zu unseren Plänen, aber es gibt dennoch ein kleines Problem: die Preisauskunft für die von uns präferierte Verbindung berücksichtigt das günstige Ticket nicht. Muss uns das interessieren? Länderticket ist Länderticket: wir investieren also knapp 40 Euro für die Strecke bis Pilsen und dann noch einmal gute 8 Euro für den Rest.

Punkt 9 Uhr den Bus besteigend, dürfen wir uns aber weder in Nürnberg noch in Schwandorf beim Umsteigen vertrödeln, sonst geht der ganze schöne Plan daneben. Wohlweislich haben wir uns für das etwas teurere tschechische Flexticket entschieden statt für das zuggebundene, denn die 6 Minuten in Schwandorf erscheinen uns reichlich knapp und schrumpfen mit wachsender Verspätung des Zuges auch noch immer mehr zusammen. Werden wir den Anschlusszug erreichen? Erst beim Aussteigen erfahren wir, dass sich auch dieser um fast 30 Minuten verspäten wird.

Aber auch vorher gab es schon Stress: der Zug wird nämlich bei Neukirchen geteilt, die eine Hälfte fährt über Schwandorf nach Regensburg und die andere fernab von Schwandorf nach Weiden und Hof. Sind wir denn im richtigen Zugteil? Als sich mir die Frage erstmals stellte, saßen wir ja bereits im Abteil. Im richtigen oder im falschen? Leider ist auch die Durchsage wenig erhellend: man möge bitte auf das Display achten. Dort steht aber nur „Ausstieg links” im Wechsel mit „nächster Halt Neukirchen”. Zum Glück ging alles gut.

In Schwandorf hat noch ein weiterer Zug Verspätung, nämlich der nach Hof, auf demselben Gleis. Da kommt er auch schon, und natürlich bleiben wir seelenruhig auf dem Bahnsteig sitzen, denn es stand ja „Hof” auf dem Zieldisplay der Lokomotive. Aber müßte er nicht allmählich das Gleis räumen für den Zug nach Prag? Und warum steht eigentlich ganz klein „Praha” auf der Zieltafel neben dem Einstieg? Wir fragen nach und erfahren, dass der Zug hier in Schwandorf geteilt wird, und wir einfach nur in einen der hinteren Waggons steigen müssen. Leute! Transparenz geht anders!

Ein offenbar asiatischer Passagier hat ein ganz anderes Problem, er hatte einen Zug nach Hof bestiegen und fand sich in Tschechien wieder. Wahrscheinlich war er noch vor der Teilung auf der Suche nach einem Sitzplatz im Zug nach hinten gelaufen. Das käme hier öfter vor, erklärt ihm der Zugbegleiter. Ja, dann gestaltet halt eure Bahnsteigdisplays so, dass man sie versteht!

Auf der eingleisigen Strecke entlang diverser böhmischer Dörfer kann unser Zug die Anfangsverspätung nicht mehr einholen, so dass wir mit einer halben Stunde Verspätung in Prag eintreffen. Wir haben aber ja keinen Termin, den wir versäumen könnten.

Nach sieben Stationen mit der Straßenbahn 26 stehen wir schließlich vor dem Hotel Don Giovanni, einem großen freistehenden Gebäude. Wo ist der Eingang? Wir vermuten ihn links. Aber dort ist er nicht. Und auch nicht auf der anderen Gebäudeseite. Beim Parkplatz ist er auch nicht. Am Ende haben wir unseren Rollkoffern eine nahezu komplette Runde um den Hotelkomplex gegönnt. Ach, wären wir doch nach rechts gelaufen!

Warum trägt das Hotel den Namen einer Mozart-Oper? Nun, hier in Prag wurde die Oper komponiert und vor gut 235 Jahren uraufgeführt. Und es ist nicht nur der Name, der hier Komponist und Werk zelebriert: eine Statue schmückt die Eingangshalle, im Aufzug läuft Musik von Mozart, die Teppiche tragen ein Violinschlüssel-Dekor, die Flure zieren Szenenfotos aus dem Film „Amadeus”, und von der Wand des großzügig dimensionierten Zimmers mit der Nummer 742 grüßen Bilder diverser Musikinstrumente.

Wir leisten uns noch eine erste Orientierungsrunde durch die Altstadt und auf der berühmten Karlsbrücke über die Moldau zum Rathausplatz mit der bemerkenswerten Rathausuhr, ehe wir nach einem Abstecher in den gegenüber befindlichen Lidl-Markt ermattet wieder im Hotel eintreffen. Mit dem Schlummertrunk „Pilsner Urquell” hatten wir uns schon am Bahnhof eingedeckt, das Hotel steuerte dann noch eine Flasche Prosecco bei. Und daher heißt es nun: gute Nacht Prag, es gefällt uns hier.

Category: Allgemein, Prag 2023
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