Zweiter Seetag

Heute ist Seetag oder – wie MSC das nennt – Kreuzfahrttag. Festes Land sehen wir heute bestenfalls als ferne Insel am Horizont. Das Schiff fährt an Seetagen mit eher bedächtiger Geschwindigkeit, vermutlich damit sich das Wasser in den Swimmingpools nicht zum Tsunami aufschaukelt. In den Nächten hingegen kann es schon vorkommen, dass der Boden schwankt, als hätte man ein paar Piñacoladas zu viel intus. Auch rüttelt hin und wieder jemand am Bett. Aber das ist eben so auf einem Schiff, auch wenn es ein sehr großes ist.

Die MSC Seaside ist ein familienfreundliches Schiff. Auf den obersten Decks gibt es ein Abenteuerland mit Hängebrücken, Wasserrutschen und vielem mehr, was Kindern Spaß macht. Erwachsene auf der Suche nach Zeitvertreib können sich diversen lautstarken Animationen hingeben: „From Germany? Yeaah!” Oder sich um einen der Tische platzieren oder auf einem der Liegestühle dösen oder sich im Büffetrestaurant bedienen, wo heute ausnehmend viel los ist. Das ist auch nicht verwunderlich, denn an einem Seetag essen eben alle an Bord.

Das gesamte Schiff ist während der letzten Tage zunehmend weihnachtlicher geworden: das Schiffspersonal trägt rote Zipfelmützen mit schneeweißem Pelzbesatz, die Treppengeländer sind mit Tannengebinden umwunden, an verschiedenen Stellen stehen Christbäume, und im Schiffstheater erklingen als Pausenmusik Jingle Bells, White Christmas oder gar Silent Night, natürlich alles mit karibischen Rhythmen unterlegt. Seit gestern sind nun auch die Spiegelsäulen im Restaurant mit Girlanden umwickelt.

Es wird allmählich Zeit, die morgige Ausschiffung vorzubereiten. Die Koffer müssen um spätestens 23 Uhr, versehen mit dem daran zu befestigenden Etikett, vor der Kabinentür stehen. Da heißt es planen, was morgen tagsüber gebraucht wird und also draußen bleiben muss. Es gibt Transferbusse vom Schiff zum Flughafen, allerdings haben wir noch einen letzten Landausflug gebucht, womit unser Transfer abweichenden Regeln unterliegt. Welche das sein werden, müssen wir erst noch herausfinden, vielleicht heute abend irgendwo auf dem Weg zwischen Bar und Theater. Schließlich wollen wir uns auf gar keinen Fall die Wiederholung der Michael-Jackson-Show entgehen lassen.

Und dann fällt ein Auto vom Himmel. Natürlich kein richtiges großes, sondern ein Spielzeug-Polizeiauto. Während wir an der Reling stehend den karibischen Sonnenuntergang bewundern, schlägt es plötzlich neben uns ein. Wir vermuten, dass es aus dem Kinderspielbereich kam, also immerhin 10 Decks über uns. Das hätte ins Auge gehen kommen, und irgendein kleiner Junge hat jetzt sicher schweren Ärger mit seinem Papa, der sich wenig später tausendmal für das Malheur entschuldigt. Jetzt wissen wir endlich, warum die Relings allesamt bis auf zwei Meter Höhe verglast sind.

Category: Allgemein, Karibik 2023
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