Frühmorgens um 12 Uhr brechen wir wieder auf, dieses Mal aber in die andere Richtung, denn heute ist Florenz angesagt. Ursprünglich hatten wir ja die Absicht, uns von der Gruppe abzusetzen und die berühmten Uffizien zu besuchen, aber in dieser Rechnung waren uns dann doch zu viele Unbekannte: unsichere Uhrzeiten, eine Gehstrecke unbekannter Länge, ein zu kleines Zeitfenster und natürlich die erbarmungslose Hitze. Es bleibt also bei einem Rundgang mit der Stadtführerin, die uns am Dom und am Dante-Turm vorbei zum Rathausplatz führt. Warum haben die Florentiner damals eigentlich das Fürther Rathaus nachgebaut? Egal, dort drüben steht jedenfalls der berühmte David.
Der Platz sei heute angenehm leer, stellt die Stadtführerin fest und verabschiedet sich. Ab hier sind wir auf uns allein gestellt.
Damit die vielen Touristen Florenz nicht mit leer getrunkenen Wasserflaschen zumüllen, denn in Italien kennt man kein Flaschenpfand, haben die Stadtoberen an die Wand des Rathauses einen Trinkwasserbrunnen gebaut, rechts für stilles und links für sprudelndes Aqua minerale. Das schattenlose Wartenmüssen in der Schlange vermehrt den Durst allerdings auch gewaltig, so dass der eine oder andere seine Flasche füllt, an Ort und Stelle austrinkt und dann gleich noch einmal nachfüllt.
Wir setzen uns zum Trinken auf eine Steinbank ganz in der Nähe. Neben uns ist noch ein Sitzplatz frei. Nein, jetzt nicht mehr, denn jetzt hat eine chinesische Reiseleiterin ihren Rucksack abgestellt und packt hier für ihre Gruppe die Audiosets aus, umringt von etwa 20 Chinesinnen, die sich alle um die bewußte Bank herum scharen, mit uns beiden in der Mitte. Und natürlich hat jede der fernöstlich aussehenden und sprechenden Schönheiten irgendeine Frage, man kennt das ja. Was für ein Geschnatter! Als sie weg sind, brechen wir kurze Zeit später ebenfalls auf und laufen zu der Stelle am Ufer des Arno zurück, wo vielleicht schon der Bus steht. Nein, wir sind viel zu früh dort, während der Bus sich wiederum verspätet. Zum Glück finden wir einen heute unbewirtschafteten Imbißstand und können uns im Baumschatten an einen der Tische setzen.
Das heutige Abendessen im Hotel ist das erste, für das wir uns vorher umziehen und frisch machen können: am ersten Abend waren wir erst kurz vor 20 Uhr da, die beiden Operntage wiederum verbrachten wir abends auswärts. Beim Frühstück war heute eine Menüliste herumgereicht worden mit Wahlmöglichkeiten beim ersten Gang. Da sich aber einige Gäste für keines der beiden Gerichte erwärmen konnte, hatte die Wirtin handschriftlich „Pomodori“ darunter gesetzt. Also Tomaten.
Eigentlich würden wir gerne noch einmal den sympathischen Gelatiero aufsuchen, aber heute ist Sonntag, und als wir vorhin mit dem Bus dort vorbeigekommen waren, hatte die Eisdiele geschlossen. Schade. Denn leider ist der heutige Abend ja auch schon wieder der letzte dieser Festivalreise, und wir werden vor dem Schlafengehen noch einmal daran erinnert, dass pünktlich um 8 Uhr alle Koffer im Bus sein müssen, geordnet nach Aussteigezielen. Wir natürlich auch. Geordnet wie immer: erste Reihe, Fahrerseite.
Nachtrag
Die Heimreise verläuft weitgehend ereignislos, wenn man von der kleinen Panne mit dem Würstchenkocher absieht: der hatte sich nämlich während der Fahrt wieder abgeschaltet, und so dauert es an der Raststätte einige Zeit, bis jeder seine Ration in der Hand halten kann.