Das Kunst Haus Wien wird gerne für das Hundertwasserhaus gehalten, tatsächlich handelt es sich aber um zwei verschiedene Gebäude. Man erreicht sie, indem man am Schwedenplatz die Straßenbahn 1 nimmt, am Radetzkyplatz aussteigt und ein paar Schritte zu Fuß geht.
Im Kunsthaus ist alles anders als gewohnt: Treppen und Fußböden sind uneben, denn dem Künstler zufolge ist die gerade Linie gottlos. Und im Brunnen, der mit bunten Steinen aus aller Welt erbaut ist, fließt das Wasser bergauf.
Die erste Etage ist dem Maler Hundertwasser gewidmet. Hier finden sich seine markanten Spiralen und viele andere der für ihn typischen Werke. Ein Stockwerk weiter oben geht es dann um die Architektur Hundertwassers, exemplarisch veranschaulicht durch das Modell „Hügelwiesenland”, dessen Häuser so konzipiert sind, dass man von oben nur die begrünten Dächer oder auch Innenhöfe wahrnimmt und sonst nichts. Im kleinen Kino läuft in Dauerschleife ein Film über Hundertwassers Segelschiff „Regentag“, und man sieht den Künstler nackt wie Gott ihn geschaffen hat ein Ruderboot rudernd.
Vorgestellt werden auch Hundertwassers Projekte zur natürlichen Kreislaufwirtschaft wie etwa die Humustoilette oder die Pflanzenkläranlage.
Der Ausnahmekünstler hat übrigens auch Landesflaggen entworfen und Bücher geschrieben. Es ist zudem anzunehmen, dass er seine Korrespondenz mit Hundertwasser-Briefmarken frankiert hat. Sicher hat er zu seinen Lebzeiten auch das Café im Erdgeschoß des Museums besucht und dabei gelegentlich jenes Örtchen aufgesucht, zu dem ein pinkelndes Kachelmännchen den Weg weist.
Wieder draußen auf der Straße gilt es, das von Hundertwasser gestaltete Wohnhaus zu suchen. Es liegt ein paar Straßen weiter und praktischerweise direkt an einer Straßenbahnhaltestelle.
Irgendwo im Ersten Bezirk befindet sich an etwas versteckter Stelle ein kleines Museum, das auf drei Etagen die Geschichte der mechanischen Uhren veranschaulicht, angefangen vom Mittelalter mit seinen schweren Turmuhren über die Zeit des Biedermeier bis hin zu den modernen Chronometern der Gegenwart.
Wie viele Zeiger hat eine Uhr? Nun, vor der Erfindung der Digitalanzeige hätte man auf diese Frage sicher mit „zwei“ oder „drei“ geantwortet, aber was eine richtige astronomische Uhr ist, braucht erheblich mehr davon und kommt auch nicht mit nur einem Ziffernblatt aus: die Astronomische Kunstuhr des Augustinermönchs David a Sancto Cajetano, zu ihrer Zeit ein viel bestauntes Wunderwerk, zeigt nicht nur die Stunden und Minuten an, sondern auch die Umlaufzeiten der Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, dazu diverse periodische Parameter der Mondbahn, den Sonnenzirkel und vieles mehr.
Bei aller Bewunderung für die wuchtigen Zeitmaschinen sollte man aber auch die kleinsten Objekte des Uhrenmuseums nicht links liegen lassen: hier eine Taschenuhr mit verborgenem erotischem Motiv, dort eine in Form einer kleinen Geige.
Jede Epoche hatte ihre eigenen Uhrentrends. Eine Bilderuhr zum Beispiel wirkt auf den ersten Blick wie ein Ölgemälde, das an irgendeiner Stelle einen Kirchturm oder ähnliches zeigt, mit einer funktionierenden Uhr als Bildbestandteil. Die Vogeluhr wiederum läßt zur vollen Stunde ein kleines mechanisches Vögelchen zwitschern, und die in der Gaslaterne verbaute Schaltuhr öffnet zur passenden Tageszeit ein kleines Ventil samt Zünder, um die Beleuchtung zu aktivieren.
Eine schrankgroße Zimmerorgel ist mit einer sich drehenden Walze ausgestattet, deren Stifte allerlei Melodien hervorbringen, darunter auch ein Werk von Johann Strauss. Hörbar wird das alles aber nur auf dem Smartphone oder vielleicht bei einer Führung.
Ach ja, die Musik! Alle wollten sie in Wien, der Hauptstadt der Musik, leben und arbeiten. Aber einer von ihnen hat im Laufe seines kurzen Lebens mehr Wohnungen bewohnt als alle seine Kollegen zusammen. Von Michaeli 1784 bis Georgi 1787 bewohnte er zum Beispiel eine Etage jenes Hauses in der Großen Schulerstraße, das danach lange Zeit als Figarohaus bekannt war, heute aber allgemein Mozarthaus genannt wird. In keiner Wohnung blieb Mozart so lange. Hier war 1785 sein Vater Leopold Mozart zu Gast, hier fand im Februar desselben Jahres der denkwürdige Besuch Joseph Haydns statt, und im Frühjahr 1787 soll auch noch der junge Beethoven hier Gast gewesen sein. Viele bedeutende Werke sind hier entstanden, darunter die Oper „Le nozze di Figaro” und mehrere Klavierkonzerte. Auch Mozarts Sohn Thomas Leopold wurde 1786 hier geboren, starb aber im Alter von nur einem Monat.
Wie das Wolferl und sein Stanzerl gelebt haben und welche Möbel sie besaßen, geht aus einem Bestandsverzeichnis hervor, das nach seinem Tod aufgenommen wurde. Fest steht, dass Mozart auch über einen gut sortierten Weinkeller verfügte. Edle Tropfen findet man dort heute zwar keine mehr, sehr wohl aber ansprechende Konzerte.
Wie herrlich es doch ist, auf dem Nachhauseweg durch die abendlichen Gassen Wiens noch ein wenig über das Gehörte zu plaudern, ehe man sich schließlich der Wiener U-Bahn anvertraut und mit den anderen Fahrgästen ein wenig „Reise nach Jerusalem“ spielt, denn während man noch dem letzten Aussteigenden Platz macht, sieht man schon den einen oder anderen Fahrast, der an seiner Tür mehr Glück hatte, den letzten freien Platz ansteuern – Pech gehabt. Aber so eine Fahrt mit den Wiener Linien dauert ja nicht lange. Bei den Straßenbahnen ist das freilich anders, die stehen oft frustrierend lange an der roten Ampel. Aber vom Stephans- zum Reumannplatz geht ja die U1, und wir müssen noch nicht einmal umsteigen.