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Der Rückflug gerät ziemlich unruhig, der Kaffee tendiert minutenlang zum Verlassen des Bechers entgegen der üblichen Schwerkraft-Richtung.
In Düsseldorf erstehen wir für die restliche Heimfahrt ein «Quer-durchs-Land Ticket» und lernen für 39 Euro (erste Person 34, jede weitere 5 Euro) Bahnhöfe kennen, durch die man sonst nie käme: Eitorf, Au, Bruchköbel, Haiger, Gemünden, Dettelbach, Iphofen und wie sie alle heißen. Sieben Stunden, die wir mit «Hertz Reisen» weit weniger unterhaltsam im Stau zugebracht hätten.
Das Musée d’Orsay ist ein zum Kunstmuseum umgebauter ehemaliger Bahnhof. Die Gemälde und Skulpturen sind spannend und abwechslungsreich inszeniert, und man stößt beim Rundgang auf so manches bekannte Werk. Am Museumscafé beeindruckt vor allem, daß man direkt hinter der riesigen Uhr Platz nimmt.
Wir legen unseren Besuch in die Abendstunden. Auf dem heutigen Tagesprogramm standen zuvor die «Dame mit dem Einhorn», eine berühmte Serie von Wandteppichen aus dem späten 15. Jahrhundert, sowie die gotische «Sainte-Chapelle», deren Wände zum größten Teil aus kostbaren Buntglasfenstern bestehen.
Der Eiffelturm funkelt abends zu jeder vollen Stunde für ein paar Minuten im Licht tausender Stroboskop-Lämpchen.
Vom geheimnisvollen See unter dem Fundament haben wir nichts bemerkt, und es war wohl auch nicht die Loge des Phantoms, die wir betraten, um einen Blick auf das zauberhafte, von Marc Chagall neu gestaltete Deckengewölbe der Alten Pariser Oper zu erhaschen. Dank der mit Gemälden und Figuren reichlich verzierten Wandelhalle mag hier so manche Opernpause interessanter wirken als die Oper selbst.
Auf unserem Pflichtprogramm steht natürlich auch die Kirche Notre Dame, zumal sie in der Hitze der sommerlichen Seine-Metropole angenehme Kühlung verschafft. Die Fensterrosetten im Querschiff sind wirklich eindrucksvoll.
So mancher Franzose nutzt die diversen Brunnen im Stadtgebiet zur Abkühlung. Im Jardin de Luxembourg sind sie von besonders schön gepflegten Blumenrabatten umgeben.
Das Schlangenende wird gerade umgebogen, als wir eintreffen. Dreimal den Schloßplatz hinab und wieder hinauf genügt nicht mehr. Aber schon nach einer dreiviertel Stunde halten wir zwei Tickets in der Hand und sind somit berechtigt, uns in die Schlange «Visitors with Tickets» einzureihen, denn es gibt hier Kontrollen wie am Flughafen: Metall, Taschen, Lebensmittel und Flüssigkeiten (sprich: Getränke) sind strikt verboten.
Einiges andere offenbar auch, wie sich zeigt, nachdem wir auch die dritte Warteschlange hinter uns gelassen und je einen Audioguide umhängen haben. Wurde hier 1919 mit dem Versailler Vertrag nicht nur das Deutsche Kaiserreich, sondern auch das Staubwischen abgeschafft?
Die Prunkräume erweisen sich als eindrucksvoll, insbesondere das Schlafzimmer, wo Ludwig der Vierzehnte täglich öffentlich geweckt wurde, und ebenso der berühmte Spiegelsaal. Der Blick hinaus in den Park enttäuscht jedoch, denn die Gärtner scheinen gerade anderweitig eingesetzt zu sein, und auch von den schönen Wasserspielen ist weit und breit nichts zu sehen. Dabei kostet doch der Schloßpark gerade wegen der musikalisch untermalten Fontänen heute 8 Euro Eintritt.
Wirklich gepflegt ist aber nur der Teil, den man von den Kassenhäuschen aus einsehen kann. Ein Schelm, wer Absicht dahinter vermutet.
Den Abend verbringen wir auf dem Montmartre.
Wohin geht man in Paris, wenn der Himmel wolkenverhangen ist? Natürlich in den Louvre.
Von der Metrostation (M1) gibt es einen direkten Zugang – und wer die längste Kassenschlange sucht, wird hier rasch fündig. Besser, man ignoriert den Tickets-Wegweiser und geht weiter bis unter der Glaspyramide, wo sich die Wege teilen: links in den Nordflügel (Richelieu) mit den schönen Innenhöfen, geradeaus in den Mittelbau (Sully) oder eben schnurstracks zum berühmtesten Gemälde der Welt, das uns im Südflügel (Denon) erwartet.
Da hängt sie nun, die Giaconda, und alle wollen ganz vorne stehen. Wie gut, daß der Saal so groß ist.
Auch vor der Venus von Milo und der Nike von Samothrake bilden sich dichte Trauben. Hingegen scheint kaum jemandem das Floß der Medusa sonderlich aufzufallen, dabei wird es doch in einem Asterix Comic auf ganz köstliche Weise karikiert.
Wer in Paris einen Supermarkt sucht, wird bei www.franprix.fr fündig: einfach Postleitzahl des Hotels eingeben, und schon zeigt eine Google Map den Weg zu den Läden mit dem markanten Herzchen. Wer ganz sicher gehen will, nicht an Käse, Keks und Dosenbier vorbeizulaufen, wirft vorher im Streetview kurz noch einen Blick auf die Ladenfront.
Ach ja, man ist nicht wirklich in Frankreich, so lange man noch keine Boulangerie betreten hat. 200 Meter von hier zum Beispiel gibt es köstliches Baguette de Tradition française: dunkel, knusprig, hmmm.
Nach 200 Kilometern zeigt die Tankuhr immer noch denselben Füllstand … wie viel Sprit ist wirklich in diesem Tank? Ein kurzer Tankstopp bringt Klarheit. Und schau, fortan funktioniert auch das Instrument wieder normal.
Wir fliegen Air Berlin, Platznummern 13A und 13C. Sitzt da etwa noch jemand zwischen uns? Weit gefehlt: Zweierreihe links, Zweierreihe rechts. Größer ist der Flieger nämlich nicht.
Aber wie kommen wir jetzt von Paris Orly in das Stadtviertel nahe dem Eiffelturm? Die Karten für den Zug kosten 9,75 Euro pro Person, sie werden direkt im Flughafen verkauft. Zum nahen Bahnhof Antony verkehrt ein (kostenloser) Shuttle. Das Abenteuer «Pariser Metro» kann beginnen.
Ein freundlicher Mitreisender erklärt uns, daß der Zug nur an den Stationen hält, vor deren Namen an der Anzeigetafel ein Lämpchen leuchtet. Unser Umsteigebahnhof ist zum Glück dabei. Wenig später schon erhaschen wir aus den Fenstern einen ersten Blick auf den Turm der Türme.
Die Kreuzung, an der wir schließlich aussteigen, sieht exakt so aus wie im Google Streetview, nur der weiß gekleidete Fußgänger scheint schon um die Ecke gegangen zu sein. Was für ein eigenartiges Gefühl, den Platz schon einmal gesehen zu haben und zu wissen, daß hinter der nächsten Kreuzung gleich auf der rechten Seite das Hotel sein wird – gerade als wäre man schon einmal hier gewesen.
«Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn Sie statt des Corsa ein größeres Modell … mehr Komfort, Automatik?» Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört. Doch, macht es. Wäre uns nach mehr Komfort gewesen, wir hätten ihn gebucht. Aber die Dame am Abholschalter zeigt sich entgegenkommend, tauscht Schlüssel und Papiere.
Dann der zweite Schreck: der Tank ist nur zu 7/8 voll. Bei Abgabe des Fahrzeugs für 10 Euro mehr tanken als vorher drin war? Oder beim Wiederbetanken ständig auf den Zeiger starren? Geht das denn überhaupt? Hertz hätte nicht diesen guten Ruf, wären sie nicht auch darauf vorbereitet: «Sehen Sie, es ist hier schon vermerkt. Tanken Sie ruhig voll, Sie erhalten die Differenz später von uns erstattet.»
Und so werden wir dann also morgen mit einem nagelneuen schwarzen Corsa zum Flughafen rollen. Freuen uns schon.