Chapada dos Guimarães

Einen Wecker braucht es auf der Fazienda nicht, die Vögel veranstalten einen Riesen-Spektakel. Auf der Palme beim Swimming Pool hat ein grüner Sittich Platz genommen, auf dem Baum nebenan sogar ein verliebtes Sittich-Pärchen. Ein weiteres Vogelpaar, beide mit zitronengelbem Bauchgefieder, widmet sich gerade dem Nestbau in besagter Palme.

Heute steht eine Fahrt zum Tafelberg auf dem Programm. Die bizarr geformten roten Sandsteinfelsen stehen unter Naturschutz. Vormittags liegen sie noch im Schatten, aber das macht nichts, wir wollen erst noch hinauf zum geographischen Mittelpunkt Südamerikas. Ein Stein markiert die Stelle. Es ist zufällig eine Stelle mit Aussicht. Das von Büschen und kleinen Bäumen durchsetzte Land ist nahezu unbesiedelt. Viel Platz für die schlanken weißen Zebu-Rinder, die zwar wenig Milch, dafür aber hervorragendes Fleisch liefern. Wüßten die Kühe das, würden sie sich wahrscheinlich mehr Mühe geben mit der Milch.

Die Hochhäuser der Großstadt wirken irgendwie deplaziert in dieser Landschaft. Von hier oben sieht man sie auch gar nicht mehr, müssen wohl irgendwie in einer anderen Richtung liegen. Man tut sich als Europäer anfangs etwas schwer mit der Orientierung, denn die Sonne geht hier zur Rechten auf und versinkt zur Linken. Natürlich nur, wenn man nach Norden schaut, aber dort steht sie nun einmal und lacht ziemlich intensiv herunter.

Am Rande des Hochplateaus lockt ein Wasserfall von 80 Metern Höhe. Um ihn zu erreichen, müssen wir ein Stück laufen, einen halben Kilometer etwa. Der Weg lohnt sich.

Es würde sich auch lohnen, zu einem der blühenden Jacaranda-Bäume zu laufen, zum Glück stehen einige von ihnen direkt an der Straße. Oder zu einem der Felsen, denen die Verwitterung so wunderliche Formen geschenkt hat. Gerade als wir uns anschicken, sie näher zu betrachten, hat unser Fremdenführer in der Nähe etwas noch viel Faszinierendes entdeckt: ein Pärchen roter Aras. Die seltenen Tiere haben aber keine Geduld mit uns Touristen, breiten ihre stahlblauen Flügel aus und geben sich die Ehre. Wer weiß, ob wir noch einmal welche zu sehen bekommen werden, denn sie sind sehr selten, erst recht in dieser Gegend hier.

Der lange Heimweg vom Tafelberg zur Fazenda verschafft uns zuletzt noch die Gelegenheit, dem Flüßchen Rio Claro einen Besuch abzustatten, der seinem Namen alle Ehre macht. Das klare Wasser lockt zum Bad, andererseits wollen wir aber nicht allzu sehr in die Dunkelheit kommen, die hier sehr schnell hereinbricht.

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