Man wäre nicht in China gewesen, wenn man nicht auf der chinesischen Mauer gestanden hätte und auch ein Stück auf ihrer Krone entlang gelaufen wäre. Das scheinen allerdings auch viele Chinesen zu denken, obwohl die ja ihr ganzes Leben in China verbringen. Entsprechend viel Trubel herrscht dort, wo man uns Touristen auf die besagte Mauer läßt.
Zur Rechten wie zur Linken sieht man Menschenmassen die Mauer hinauf wuseln. Wir entscheiden uns für den südlichen Abschnitt. Die Sonne brennt, und es geht mal steil und mal weniger steil bergan, immer auf der etwa drei Meter breiten Mauerkrone. Nur die extrem steilen Stellen haben Treppenstufen, und wir fragen uns, ob wir wirklich bis ganz hinauf gehen sollen zu der Stelle, wo die Mauer schier in den Himmel zu führen scheint.
Etwas geschlaucht oben angekommen laufen wir aber sogar noch ein Stück weiter – und wundern uns, denn hier oben ist es geradezu beängstigend still. Von diesem vierten bis zum siebenten Mauerturm geht es relativ eben dahin, dann ist definitiv Schluß, was sich im Dunst den weit entfernten Berghang hinaufzieht, ist für Touristen nicht zugänglich. Der Anblick, wie sich die Mauer der Landschaft anpaßt – Grenzen verlaufen nun einmal oft über Bergkämme – hat etwas Erhabenes.
Auf dem Rückweg setzen dann ab dem vierten Treppenturm der Lärm wieder ein, die Megaphone der Andenkenverkäufer, die begeistert zwischen unseren Beinen hindurch wuselnden Kinder, die Leute die sich überall selbst fotografieren müssen.
Chinesen sind überhaupt ein sehr lautes Volk, das fiel uns schon heute früh auf, als eine Gruppe sich quer über den Speisesaal des Hotels hinweg unterhielt, in entsprechender Lautstärke. Und genau so halten es einige eben auch auf dem berühmten Bauwerk.
Umso erstaunter sind wir, als es im weiteren Verlauf des Tages beim Besuch eines Mausoleums der Ming-Dynastie auffällig ruhig zugeht. Und auch der Weg der Seelen, eine mit marmornen Tiergestalten zur Rechten wie zur Linken gesäumten Straße, ist weit weniger frequentiert als erwartet. Auf dem Olympiagelände vor dem „Vogelnest” genannten Stadion wiederum verlaufen sich die Massen etwas, denn es ist sehr weitläufig.
Man wäre übrigens auch nicht in Peking gewesen, hätte man nicht wenigstens einmal Peking-Ente gegessen. Die fein tranchierten knusprigen Entenstücke werden in einen Teigfladen eingewickelt, was mit den Stäbchen keine ganz einfache Übung ist, speziell für Leute wie mich, die auch beim Einpacken von Geschenken nur geringes Geschick entwickeln. Es schmeckt jedenfalls köstlich, und auch der chinesische Rotwein mundet ganz ausgezeichnet.