Jeder kennt wohl die berühmten roten Balkentore. Bei 京都市 (Kyoto) gibt es einen Fußweg zu einem kleinen Berggipfel, der auf seiner ganzen Länge nur durch solche roten Tore führt, tausende von Toren, eines hinter dem anderen, eine ganze Stunde lang. Und eine weitere Stunde wieder zurück. Natürlich ist diese Wanderung bei den Japanern äußerst begehrt, den Kontakt zur Wandergruppe zu halten fällt gar nicht so leicht. Und auch das Zeitfenster hätte gerne etwas größer sein dürfen.
Schuld ist die 酒 (Sake) Brauerei, die für den Nachmittag keine Termine mehr frei hatte, so daß wir uns die Herstellung des berühmten Reisweins schon vormittags anschauen, während für den Nachmittag der deutschsprachige Einführungsfilm in ein spektakuläres Museumsprojekt den zeitlichen Fixpunkt setzt. Dazwischen liegen natürlich die nicht zu unterschätzenden Fahrtzeiten, denn das Museum liegt in den Bergen.
Genauer gesagt ist es größtenteils unsichtbar in einen Berggipfel gebaut. Und um noch genauer zu sein, hat man den Gipfel erst einmal abgetragen, um ihn dann später über dem fertigen Gebäude wieder aufzutürmen und zu renaturieren.
Der Zugang führt zunächst durch einen Tunnel und dann über eine Hängebrücke. Beide sollen das Gefühl vermitteln, ein Shangri La zu betreten. Und tatsächlich hat Stararchitekt Pei hier ganze Arbeit geleistet, das Museumsgebäude ist mindestens genauso interessant wie seine hochkarätige Weltkunst-Ausstellung, die sowohl durch ihre Exponate zu beeindrucken weiß also auch durch die Art, wie sie präsentiert werden. Viel zu schnell vergeht die Zeit hier oben, die Abenddämmerung über den waldigen Hügeln rundet das Erlebnis ab.
Unser heutiges Hotel liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs von 京都市. Dieses modern-eindrucksvolle Gebäude ist immerhin 12 Stockwerke hoch, ganz oben gibt es einen Skywalk mit atemberaubendem Blick auf die nächtliche Stadt. Und darunter eine Reihe von Schnellrestaurants, wie es sie vermutlich nur in 日本 (Japan) gibt: man tippt seine Bestellung schon vor dem Betreten in einen Automaten und bezahlt sie auch gleich. Mit dem ausgedruckten Zettel holt man sodann seine Mahlzeit am Tresen ab. Kein Warten auf den Kellner, kein Hantieren des Personals mit Geld.
日本 glänzt überhaupt mit guten Ideen. An Ampelkreuzungen zum Beispiel gibt es eine Phase, in der alle Fußgänger gleichzeitig grün haben, man kann die Kreuzung auch in einem Rutsch diagonal überqueren. Der Autoverkehr wiederum muß beim Abbiegen keine Fußgänger passieren lassen, was bei uns ja oft dazu führt, daß auch der Geradeaus-Verkehr blockiert ist. So kommen viel mehr Autos über die Kreuzung.
Einer Erwähnung wert sind auch die Getränke-Automaten, die es wirklich an jeder Ecke gibt, sogar oben auf dem Gipfel, der heute unser Wanderziel war. Denn diese Geräte halten neben gekühlten auch heiße Getränke bereit. Nein, keine Kaffeebecher, sondern Dosen voller exotischer Warmgetränke, deren meist japanische Beschriftung zudem für geschmackliche Überraschungen sorgt.