Was haben wir nicht alles für Alpenblumen gesehen auf unseren Wanderungen durch die Zermatter Bergwelt: Alpen-Astern am Rotenboden, Teufelskrallen auf dem Gornergrat, Kranz- und Schneeenziane beim Schwarzsee, Bärtige Glockenblumen und Männertreu (so heißen hier die Kohlröserl) auf der Riffelalp und sogar Edelweiß am Rande des Murmeltierweges. Hätten wir uns all diese Wege sparen können, indem wir einfach nur den Blumenweg vom Blauherd zur Sunnega gelaufen wären? Nun, eigentlich sind ja die Blumen das Beiwerk zur Landschaft und nicht umgekehrt. Mithin haben wir, indem wir unsere Bergwanderwoche nun mit diesem Weg abschließen, alles richtig gemacht: sämtliche Juwelen gleich am Anfang zu finden nähme einem ja gewissermaßen die Vorfreude auf tägliche florale Neuentdeckungen. Von denen der Blumenweg übrigens auch seinerseits noch einige zu bieten hat: Arnika, Eisenhut und Purpur-Enzian waren uns bisher noch nicht begegnet, und auch keine roten Seidelbast-Beeren. Murmeltiere und Schmetterlinge wiederum gehören zwar nicht zu den Blumen, bereichern das Wandererlebnis aber ebenfalls.
An alledem radelt der typische Mountainbiker achtlos vorüber. Warum, so fragen wir uns, zerpflügt er dann für sein Vergnügen die Wege, die eigentlich uns Blumenfreunden gewidmet sind? Eine ausgewiesene Bike-Strecke ist der Blumenweg jedenfalls nicht.
In Höhe der Baumgrenze weidet eine kleine Kuhherde. Das Bim-bim und Bam-bam der Kuhglocken gehört seit jeher zu den Bergen. Heute allerdings wird es vom Knattern der Hubschrauber übertönt: kaum ist einer von ihnen außer Hörweite, kommt auch schon der nächste ums Eck. Sie transportieren Baumaterial für eine neue Seilbahnstation irgendwo da oben. Träger für Träger. Ohne Pause. Wir fühlen uns wie mitten auf einem Großflughafen.
Drüben am Breithorn türmen sich schon wieder bedrohlich dicke Wolken auf. Es sind Gewitter gemeldet, wird es also bald wieder regnen? Wir sollten den Rest des Tages in der Nähe einer Bergbahn verbringen. Die Gornergratbahn eignet sich dafür hervorragend, denn sie schließt den Betrieb viel später als die Gondellifte. Und so fahren wir ein letztes Mal hinauf, blicken oben in eine heute ausgesprochen düstere Gletscherwelt – und fahren mit derselben Bahn wieder ins Tal.
Jetzt müssen nur noch die Koffer gepackt und die Route geplant werden. Es gibt sicher Alternativen zur Strecke über Furka und Oberalp.