Ein Dom „oben ohne“

Unser erstes Ziel in Schweden heißt Lund. Vorher fahren wir aber über die Öresundbrücke, die Dänemark mit Schweden verbindet. Obwohl die Dänen die Schweden eigentlich nicht mögen: „Warum wurde Jesus nicht in Schweden geboren? Weil sie drei weise Männer und eine Jungfrau brauchten.“

Vor der Weiterfahrt hält der Bus noch einmal an einer Stelle, von der aus sich ein herrlicher Blick auf die kilometerlange Brücke bietet. Warum wir nach Lund fahren? Weil es dort den ältesten Dom Skandinaviens gibt.

Eigentlich ist es ja üblich, dass der Kirchenbesucher die Mütze absetzt und nicht der Dom. Diesem hier aber hat man die pyramidenförmigen Dächer zwecks Renovierung abgenommen, auf den beiden eingerüsteten Türmen sitzt ersatzweise ein bierzeltförmiges Etwas als Regenschutz. Von Regen kann aber gottseidank nicht die Rede sein. Im Dom hat soeben der Sonntagsgottesdienst begonnen, so dass wir leider nicht hinein dürfen. Sie wechseln die Zeiten immer wieder mal, sagt die Reiseleiterin und empfiehlt uns für die nächsten eineinhalb Stunden an die lokale Gastronomie. Auch befände sich gegenüber im Dommuseum eine öffentliche Toilette. Aber das Dommuseum ist, wie auch alles andere, heute geschlossen. Gibt es noch andere öffentliche Toiletten? Tante Google kennt eine. Aber die existiert nicht mehr. Zufällig entdecken wir ganz in der Nähe eine andere. Aber sie ist außer Betrieb. Jetzt ist guter Rat teuer. Zum Glück läuft uns just in diesem Moment die Reiseleiterin über den Weg. Und empfiehlt uns erneut an die lokale Gastronomie: wenn man freundlich fragt, darf man bei den Schweden auch ohne etwas zu konsumieren aufs Klo. Gottseidank.

Knapp zwei Stunden nach unserem Eintreffen in Lund dürfen wir nun auch endlich in die Kirche. Wir bewundern die Architektur, den Altarraum samt Altar und die Krypta. Das eigentliche Schaustück aber ist die astronomische Uhr. Um 13 Uhr soll laut Tafel das mechanische Figurenspiel mit den drei Heiligen Königen laufen, die sich einer nach dem anderen vor Maria verneigen, genau wie an der Nürnberger Frauenkirche die Kurfürsten vor dem Kaiser. Aber auch die Heiligen haben sonntags frei. Der weitaus interessantere Teil der Uhr ist aber ohnehin das Zifferblatt mit dem exzentrischen Tierkreis. Der Sonnenzeiger, zu erkennen an einem Sonnensymbol an seiner Spitze, zeigt heute auf den Schwanz des Löwen, dem sich zur Linken die Jungfrau anschließt. Zur Linken? Nun, so sind die echten Sternzeichen ja auch am Firnament angeordnet. Auch einen Mondzeiger gibt es, und er zeigt sogar die Mondphasen. Um die vielen anderen Kreise und Bögen richtig deuten zu können, braucht es aber wohl einer fachkundigen Erläuterung. Ein weiteres Zifferblatt zeigt die Tage des Jahres und reicht von 1923, dem Jahr der Renovierung der Uhr, bis zum Jahr 2123. Bis dahin sind sicher auch die Turmdächer wieder dort, wo sie hingehören.

Bis Jönköping, unserem heutigen Etappenziel, sind es von hier noch gute zwei Stunden. Es ist eine sehr waldreiche Gegend, in der Elche leben sollen. Gesehen haben wir allerdings keinen einzigen.

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