Eine Burg auf einer Insel im See

Finnland nördlich der Hauptstadt, das sind Wälder und Seen und Kornfelder und Seen und Birken und Seen und ab und zu, eigentlich eher selten, ein kleines Haus am Waldrand oder an einem See. Weiter im Norden sollen noch weniger Menschen leben, aber bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg. Immerhin sind wir hier in Kuopio aber bereits nördlicher als wir je zuvor waren.

Unser erstes Etappenziel hieß heute Porvoo. Das ist eine Gemeinde nordöstlich von Helsinki, noch ganz nah am finnischen Meerbusen. Wir gehen eine kleine Runde durch den Ort und bewundern die schönen alten Holzhäuser sowie die Kirche, die aber leider abgeschlossen ist.

Hauptattraktion der heutigen Etappe durch das Land der 1000 Seen ist die Festung Olavinlinna, die auf einer Felseninsel im Saimaa-See liegt und als die nördlichste aller Mittelalterburgen gilt. Wir kommen in den Genuß einer deutschsprachigen, überaus kurzweiligen Führung durch eine recht hübsche, auf jeden Fall aber kompetente und redegewandte junge Dame names Angela, die auch allerlei Anekdoten zum besten zu geben weiß. Zum Beispiel, dass die schwedische Königin einmal mit ihrem Schuh unglücklich zwischen zwei Brückenplanken stecken geblieben war und man daraufhin die Brücke sicherheitshalber neu beplankte. Sie sei froh, dass die Monarchin nicht versucht habe, den Turm zu besteigen, sagt sie. Sonst hätten wir heute anstelle der engen Steinstufen vielleicht eine Rolltreppe.

Ja, es geht eng zu in den drei Türmen der Burg und auch alles andere als barrierefrei. Wir gelangen durch einen Vorratsraum auf die „Geisterbrücke“ und durch den Königssaal hinauf bis in die oberste Etage eines der drei Türme, der heute mit einem Kegeldach bedeckt ist, früher aber oben offen war. Als die Burg dereinst belagert wurde, flüchtete der schwarze Ziegenbock, der eigentlich geschlachtet werden sollte, in Panik vor Kanonenschüssen und Gewitterdonner auf eben jenen Turm, wo ihn die Feinde erspähten und wegen seiner Hörner für den leibhaftigen Teufel hielten, woraufhin sie die Belagerung einstellten. Und so kam das Tier als Retter in der Not zu Ehre und Gnadenbrot.

Eine andere Geschichte erzählt von einem Burgfräulein, das nachts heimlich ihren Verehrer in die Burg ließ. Der aber hatte ganz andere Eroberungsgelüste. Das sehr enttäuschte Fräulein wurde daraufhin zur Strafe lebendig eingemauert, und aus ihrer Zelle entsproß nach einiger Zeit eine Eberesche, in deren Blüten und Früchten sich die Tränen und das Herzblut der Verflossenen zeigten.

Und weiter geht die Fahrt durch Wälder und entlang von Seeufern, gefolgt von mehr Wäldern und weiteren Seeufern, bis nach Kuopio.

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