Am Busen der Ostsee

Der Kallavesi ist fast so groß wie der Bodensee, und die Stadt Kuopio liegt auf einer Halbinsel mitten im See, ist also nach fast allen Richtungen von Wasser umgeben. Und von Inseln, denn es gibt Hunderte davon. Vom Puijo-Fernsehturm überblickt man die ganze Wasserwelt dieser wirklich bemerkenswerten Region, denn auch das Wetter meint es heute gut mit uns.

Das haben wir uns auch redlich verdient, denn wir waren heute vormittag schon im „Riisa Suomen ortodoksinen Kirkkomuseo”, also dem orthodoxen Kirchenmuseum.

Dort hat man alles zusammengetragen, was die Kultur und Geschichte der karelischen orthodoxen Glaubensgemeinschaft ausmacht. Karelien gehörte wie Finnland lange Zeit zu Schweden, geriet dann aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter russische Herrschaft. Heute ist Karelien geteilt, und viele Karelier haben den russischen Teil verlassen. Das recht moderne Museum zeigt Ikonen in den verschiedensten Ausführungen, dazu wertvolle Textilien, einen Kirchenraum, kunstvoll bemalte Ostereier und vieles mehr.

Unsere Fahrt nach Norden wird heute von einem Picknick unterbrochen, und wir lernen eine Spezialität der Region kennen: den Qietschkäse. Der heißt natürlich nicht wirklich so (sondern Halloumi), aber dass er im Mund quietscht, davon konnten wir uns überzeugen. Und auch, dass Marmelade auf dem Käse durchaus keine perverse Kombination ist, vorausgesetzt es handelt sich dabei um einheimische Moltebeeren.

Finnisch ist übrigens ganz einfach, man muss nur an das bekannte Wort ein „i“ anfügen. Die Grillwurst zum Beispiel heißt auf finnisch Grilliwursti. Tomaten heißen Tomaatti, und die Kaffeepause heißt Kahvipaussi. Andere Wörter wiederum sind völlig unleserlich.

Erstaunlich ist, dass es so hoch im Norden immer noch Kornfelder gibt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind die Sommer hier oben durchaus nicht kühler als bei uns, sondern einfach nur ein paar Wochen kürzer.

Am Abend erreichen wir Kemi. Wir unternehmen noch einen kurzen Spaziergang auf dem Senioripuisto, denn dort stehen viele Bänke, auf denen man sitzen und, den Blick über den Meerbusen schweifen lassend, die spätsommerliche Wärme genießen kann. Ein aufziehendes Gewitter läßt uns allerdings schnell wieder in die Unterkunft flüchten.

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