Der Abreisetag

Vor die Reise nach Fernost haben die Götter das Online-Formular gesetzt, und das gleich dreimal. Beginnen wir mit der japanischen Immigration: zwar nennen die Reisehinweise eine Webadresse, die ins digitale Nirgendwo führt, die richtige ist aber leicht zu erraten und will zunächst, dass wir uns registrieren. Also „Hinzufügen“ anklicken, Name und Geburtsdatum eingeben und alles, was sonst noch so auf dem Reisepass steht, und schon steht man auf einer noch recht kurzen Liste, mit einem weiteren „Hinzufügen“ darunter. Und jetzt? Wir sind zu zweit, doch mir ist danach, erst einmal den ersten Eintrag fertigzustellen. Offenbar sind aber keine weiteren Eingaben vorgesehen. Nach einigem Rätseln probiere ich den bewußten Button, und siehe da: nicht weitere Teilnehmer, sonder die Reisedaten müssen in diesen weiteren Eintrag. Am Ende des ganzen Prozesses stehen zwei QR-Codes auf dem Bildschirm: einer für die Einreise, einer für den Zoll. Aufs Smartphone damit, und dasselbe noch einmal für Thea.

Zum Frankfurter Flughafen werden wir per Bahn anreisen, schon weil man vom ICE-Bahnhof direkt zum Terminal gehen kann. Es gilt aber, früh aufzustehen und nicht zu verschlafen, was erfahrungsgemäß dazu führt, dass man abends erst gar nicht einschlafen kann, nachts immer wieder aufwacht und dann eben erst recht verpennt. Vielleicht sollten wir die Nacht besser in einem Frankfurter Hotel verbringen? In der Nähe des Hauptbahnhofes gäbe es einige, und wir buchen uns also dort ein.

Statt „Zug zum Flug” heißt es neuerdings „Rail & Fly”. Der Unterschied liegt nicht nur im Namen, sondern auch der Anmeldeprozess ist jetzt ein anderer: statt eines Bahntickets kommt lediglich ein Schreiben mit einem bandwurmlangen Buchstaben-und-Ziffern-Code. Einem? Richtig einem pro Reiserichtung und Person, also insgesamt deren vier, die es auf der im Schreiben genannten Website einzugeben gilt. Fertig und weiter. Statt der erhofften Bestätigung samt Ticket kommt jedoch – eine Fehlermeldung. Bitte versuchen Sie es später noch einmal. Aha, der Bahnstreik erstreckt sich offenbar auch auf deren Computersystem.

Von der Idee, die Fahrt für eine Hotelübernachtung zu unterbrechen, haben wir uns zwischenzeitlich verabschiedet, denn ein Verteilen auf zwei Reisetage ist bei Rail & Fly nicht zulässig. Nun wird es also doch der Flugtag. Das hat immerhin den Vorteil, dass wir von zuhause aus bei der Lufthansa einchecken können, genau 23 Stunden vor Abflug, und so die Chance auf zwei benachbarte Plätze haben, gerne neben einem der Gänge, denn so muss man über keinen Fremden hinwegklettern oder ihn bitten aufzustehen. Der Check-in will aber nicht so, wie wir wollen: keine Buchung auffindbar! Stimmt vielleicht die Buchungsnummer nicht? Dem Zahlenbandwurm fehlen am Ende drei Ziffern, die ich zwar eingegeben hatte, die aber vom System nicht angenommen wurden und werden. Aha, man muss vorne das LH samt Leerzeichen weglassen, dann gehen hinten drei Zeichen mehr. Was sich ändert ist aber nur der Meldetext, er lautet jetzt „ein unbekannter Fehler ist aufgetreten”.

Wir kontaktieren den Reiseveranstalter Ikarus Tours. In dessen Japan-Abteilung tritt der Fehler ebenfalls auf. Wir kontaktieren die Lufthansa. Gleiches Problem: probieren Sie es einfach später nochmal. Beim nächsten Versuch werden wir von vornherein darauf hingewiesen, dass ein Problem besteht, und um den Check-in auf einer alternativen Seite gebeten. Aber die funktioniert auch nicht. Erst gegen Abend, als wir von Kalchreuth zurück sind, haben wir schließlich Glück. Relativ. Denn sämtliche Gangplätze sind ebenso wie alle Fensterplätze längst weg, paarweises Sitzen ist nur noch in der Mitte der Viererreihen möglich, und das auch nur an drei Stellen. Nun ja, an uns lag’s nicht.

Nun sind wir also unterwegs und schauen vom Gate 26 hinaus auf das Vorfeld, wo soeben ein Flieger hinausgeleitet wurde wie ein Hündchen an der Leine. Denn die Schiebemaschine arbeitet ferngesteuert. Per Kabel.

War es das schon mit den Tücken des ersten Reisetags? Nicht ganz: will man in Nürnberg vom 67er-Bus hinunter zur U2, muss man zuerst die Ansbacher Straße überqueren, denn wir reisen mit großen Koffern, und es gibt diesseits keine Rolltreppe. Drüben angekommen, hat sich die Lage nicht verbessert, denn die dortige Rolltreppe ist außer Betrieb. Also doch Koffer über Treppen heben. Das hätten wir einfacher haben können.

Es gibt aber auch Lustiges zu vermerken: in der Mittelhalle des Hauptbahnhofs sind Sitzgelegenheiten rar, was mich zu einer entsprechenden Bemerkung veranlaßt. Keine 5 Minuten später kommt zu meiner allergrößten Verblüffung ein Trupp Arbeiter daher, und sie bringen was, um es dort aufzustellen? Richtig: Sitzbänke.

Das Einchecken am Frankfurter Flughafen verläuft, wenn man die Funktion der verschiedenen Automaten durchschaut, relativ glatt: zuerst erneuert man seinen Check-in an einem entsprechend gekennzeichneten Automaten, denn zuhause lief wegen der fehlenden (warum eigentlich?) Möglichkeit, den Impfstatus online nachzuweisen, statt einer Bordkarte nur eine Check-in-Bestätigung aus dem Drucker. Das kann der erste der besagten Automaten besser, der Impfstatus war ihm freilich egal. Mit besagter Bordkarte geht es dann zum zweiten Automaten, dessen ausschließliche Aufgabe darin besteht, einen Gepäckanhänger zu drucken. Damit versehen, will der Koffer schließlich auf das Kofferband gewuchtet sein, wo die Banderole optisch wieder eingelesen wird. Fertig!

Und wer das alles nicht alleine kann oder zumindest Fragen hat, dem wird bereitwillig geholfen.

Category: Allgemein, Japan 2023
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