Museen befinden sich, mit Ausnahme des Louvre, niemals direkt an einer Metrostation, und das ist auch beim Musée de Cluny so. Und es ist jedesmal ein Abenteuer, sich erst einmal zu orientieren, wenn man dem Untergrund durch irgend einen der – in Paris numerierten – Ausgänge entstiegen ist. Zum Museum geht es ein Stück dem Boulevard entlang, dann in eine Seitenstraße und bei der ersten Kreuzung wieder links. Und da ist es auch schon.
Wie fast alle Museen ist auch dieses viel größer als erwartet, und man sollte sich nicht zu lange in den ersten Sälen aufhalten. Das Highlight befindet sich nämlich im zweiten: es sind die Wandteppiche mit dem berühmten Motiv der Dame mit dem Einhorn. Und all den anderen Tieren und Blumen, die diese allesamt wandhohen Textilien in bemerkenswerter Detailgenauigkeit zeigen. Wir erfreuten uns an gestickten Hasen, Füchsen, Lilien, Nelken, Maiglöckchen, Vergißmeinnicht und all den anderen, sahen den Handspiegel und das Schatzkästlein. Aber was uns zunächst nicht auffiel, war das gemeinsame Leitmotiv: es sind die Allegorien der fünf Sinne, und dazu als sechstes Motiv das Wünschen.
In seinem weiteren Verlauf offenbarte der Rundgang noch viele weitere ansprechend neu gestaltete Säle mit Mittelaltermotiven, vom Schnitzaltar über klösterliche Gebrauchsgüter bis hin zur Glasmalerei, dazu viele weitere Bildteppiche. In besonderer Erinnerung bleiben uns auch die Damen mit den hochgebundenen Haaren.
Da wir das Museum im Tuileriegarten gestern sturmbedingt hatten auslassen müssen, versuchten wir unser Glück heute erneut, und siehe da: es standen Menschenschlangen vor dem Eingang. Zum Glück konnten wir aber die Gruppen links liegen lassen, und lediglich im Kassenbereich ging es wegen der zusätzlich installieren Sicherheitsschleusen ein wenig eng zu. Im Museum läuft gerade eine Sonderausstellung über den Maler Amedeo Modigliani, uns interessierten aber nur die berühmten Seerosenbilder von Monet. Das Rundgemälde nimmt, mit Ausnahme der vier Zugänge, den gesamten ovalen Raum ein, dem ein zweiter, noch größerer von ebenfalls ovaler Form folgt.
Unser weiterer Weg führte uns quer durch den herbstlichen Tuleriengarten zur Metro, die uns in die Nähe des Centre Pompidou brachte, wo wir unsere vorbestellten Tickets in Empfang nahmen. Anschließend warfen wir noch einen Blick auf die vor ein paar Jahren teilweise abgebrannte Notre Dame, wo Bauzäune, Gerüste und große Kräne vom Wiederaufbau des vom Feuer zerstörten Vierungsturms künden. Im Weggehen sahen wir noch einen schönen Regenbogen.
Hunger? Auf Döner mit Pommes frittes hatten wir eigentlich keinen Appetit, aber es gibt ja in der Umgebung des Hotels, wo wir eine Stunde die müden Füße hochlegen wollten, noch weitere Fastfood-Lokale. An der gegenüber liegenden Straßenseite zum Beispiel. Der französische Döner hat zwar nicht das gewohnte Format, denn bei den Franzosen ist Brot immer länglich und heißt Baguette, aber das macht ja nichts.
Der Louvre hat donnerstags bis in den späten Abend geöffnet, uns blieb also noch genug Zeit für einen ausgiebigen Rundgang samt Visite beim berühmtesten Gemälde der Welt. Wie nicht anders zu erwarten war die Mona Lisa dicht umstellt, und es dauerte eine geraume Zeit, um in die vorderste Reihe zu kommen und ebenso, um von dort wieder wegzukommen. Denn es warteten ja noch weitere Kunstwerke von Weltrang auf uns.
Die Felsgrottenmadonna zum Beispiel. Der Saal mit der italienischen Renaissancemalerei ist lang, sehr lang. Man erkennt die berühmten Werke in der Regel an den vielen davor stehenden Besuchern. Da Vincis bekanntestes Madonnenbild, das auch in Dan Browns „Sakrileg” eine Rolle spielt, ist allerdings so unattraktiv präsentiert, dass wir es erst nach Rückfrage bei der Auskunft aufspüren konnten. Die nächste Suche galt den Vier Jahreszeiten von Giuseppe Arcimboldo, ein ausgesprochen vegetarisches Werk, das aber zur Zeit restauriert wird, ebenso wie die berühmte trikoloreschwenkende Victoria. Immerhin befand sich aber das Floß der Medusa von Théodore Géricault an seinem angestammten Platz: die Szene mit den schiffbrüchigen Piraten im Band „Asterix als Legionär” ist eine Parodie auf dieses Werk.
Der ohnehin schon riesige Louvre hat im Keller des Denon-Flügels noch einige Abteilungen hinzu bekommen, die islamische Kunst etwa oder die Mumienporträts. Und auch der hintere Teil des Sully-Flügels wirkt relativ neu. Um zu den persischen Löwenreliefs zu gelangen, gilt es einige Treppen hinauf- und wieder hinabzusteigen. Und für den Rückweg, denn es gibt keinen rückwärtigen Ausgang, dasselbe dann nochmal. Völlig ermattet hatten wir für die unterirdische Ladenpassage, die es mit jedem Weltflughafen aufnehmen könnte, heute kein Auge mehr und wollten nur noch zurück ins Hotel.