Wie mag das sein, wenn gleichzeitig tausend Mitreisende dass Schiff verlassen, weil sie die Insel auf einem Landausflug erkunden wollen? Nun, erstens wollen gar nicht alle mit, zweitens gibt es mehrere Ziele und Zeitfenster, und drittens ist alles so perfekt organisiert, dass nicht das geringste schiefgehen kann: auf dem gar nicht so kleinen Busbahnhof warten, einträchtig nebeneinander, 12 Busse mit den Nummern 1 bis 12. Unser Ausflug hat die Nummer 14. Aha, wir müssen warten, bis die anderen abgefahren sind. Und dann kommen sie auch schon, die Busse 14 und 15 für die Tour zur Festung und von dort über den Wasserfall zum botanischen Garten. Die beiden letzteren Ziele befinden sich drüben auf Basse Terre, wie die bergige Hälfte der schmetterlingsförmigen Insel heißt.
Die Festung bietet einen schönen Rundblick, der Wasserfall liegt am Ende eines kleinen Wanderwegs durch üppigen Regenwald mit Pflanzen, die man sonst eher aus dem Wohnzimmer oder Gewächshaus kennt. Dazu gehören insbesondere die Bromelien, aber auch Philodendron und andere.
So richtig in die tropische Vegetation eintauchen können wir dann im Botanischen Garten, den wir als letzte Station dieser Tour anfahren. Das ist gar nicht so einfach, denn Reisebusse sind groß und die Straßen auf Guadeloupe schmal. Aber die Fahrt lohnt sich, denn im Garten gibt es Kolibris. Diese Edelsteine unter den Vögeln können in der Luft schweben, während sie Nektar aus einer Blüte oder – wie hier – einer Futterstation trinken. Und es gibt rosa Flamingos, deren Gehege man sogar betreten darf. Das alles ist mit prächtigen tropischen Blütenpflanzen garniert, so daß wir uns gar nicht satt sehen können. Zudem gibt es noch so manche weitere Begegnung mit den schillernden kleinen Sympathieträgern.
Eine ganz spezielle „Pflanze” ist auch unsere Tourleiterin. Obschon dunkelhäutig wie die meisten Einwohner hier, spricht sie fließend deutsch, und zwar mit deutlichem Berliner Einschlag. Die Stadt hat ihr bei einer Reise zu Verwandten so gut gefallen, erzählt sie, dass sie gleich für ein paar Jahre dort geblieben ist. Zugleich merkt man ihr aber auch ihre Begeisterung für ihre karibische Heimatinsel an, die ja bekanntlich ein Teil Frankreichs ist, mit all den Annehmlichkeiten und Vorzügen der europäischen Grand Nation.
Wer tagsüber an Land war, muss beim Betreten des Schiffes erneut durch die Security, die dieses Mal sogar besonders pingelig kontrolliert: Geld und Handy ablegen, Armbanduhr ablegen, Gürtel ablegen, Hose festhalten, durch das Portal, drüben alles wieder einsammeln, Uhr wieder anlegen und entsperren, Gürtel wieder … nein, das Einfädeln schenke ich mit und halte lieber meine Hose so lange weiter fest, bis wir auf der Kabine sind.
Auf Deck 8 gibt es ein Mittagsbuffet. Es ist schon nach 15 Uhr, und man soll ja bekanntlich nicht hungrig einkaufen, sonst greift man unüberlegt bei der erstbesten Gelegenheit zu. Und so ist es auch hier: man sieht die Pizza, die anderen Angebote weiter hinten aber bleiben unbemerkt. Vorerst. Wir sind ja noch länger hier.
Ganz vorne im Schiff gibt es ein Theater. Heute stehen bekannte Popsongs auf dem Programm. Damit man eingelassen wird, muss man sich vorher anmelden. Die Show ist ebenso mitreißend wie laut, und die Sänger und Tänzer erhalten viel Beifall.