Antigua

Auf Antigua (das spricht man Änntihga, also ohne das „u”) wird links gefahren. Die mehrheitlich dunkelhäutigen Bewohner, Nachfahren ehemaliger afrikanischer Sklaven, leiten die Geschicke des von seiner einstigen Kolonialmacht in die Unabhängigkeit entlassenen Inselstaates seit nunmehr 24 Jahren selbst. Im Grunde genommen ist Antigua also ein afrikanisches Land, und wenn man auf der Insel unterwegs ist, könnte man fast glauben, im Senegal oder im Kongo zu sein: die Häuser sind bunt und aus Holz und scheinbar planlos im Gelände verstreut, das Leben spielt sich vorwiegend auf der Straße ab, und wer etwas anzubieten hat, tut es an einem kleinen Verkaufsstand am Straßenrand, wo auch die nicht mehr gebrauchsfähigen Autos geparkt und im Laufe der Jahre ausgeschlachtet werden, während gleichzeitig Rost und Vegetation von den Überresten und all dem sonstigen wild abgestellten Gerümpel Besitz ergreifen. Ähnliches geschieht auch mit unbewohnten Häusern.

Unser erstes Etappenziel ist der Shirley Heights Lookout, der aber ein völlig anderes Antigua zeigt als das soeben beschriebene. Was man nämlich in der Bucht unterhalb des Aussichtspunktes sieht, sind die Luxusyachten der Superreichen. Genau dieser Hafen werden wir anschließend ansteuern, aber nicht um Yachten zu besichtigen. Vorher noch hält der Lookout eine besondere Attraktion für uns bereit, nämlich eine Multimediashow zur Geschichte der Insel von der präkolumbianischen Zeit bis in die gegenwärtige Unabhängigkeit. Da wir uns zu lange draußen aufgehalten haben, kommen wir zu spät zur Show, dürfen aber noch eintreten und uns mehr tastend als sehend Plätze suchen, was natürlich zu Protesten derer führt, deren Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt sind. Dann heißt es aber umdrehen, denn es werden nacheinander alle vier Wände bespielt, will heißen, die Figuren angeleuchtet, von denen gerade die Rede ist. Auf diese Weise sitzt jeder mal vorne und mal hinten oder eben in der Mitte, denn die kleinen Sitze sind zu diesem Zweck drehbar.

Der bereits erwähnte Yachthafen hält ebenfalls Geschichtliches bereit, nämlich eine Ansammlung historischer Hafengebäude, die heute allerdings als Shops und Bars genutzt werden, was das Bild ihrer ursprünglichen Funktion etwas trübt, denn T-Shirts, Motivtassen und anderer Andenkenkram wurden hier ganz sicher nicht angeboten, schon gar nicht mit Außenpräsentation. Eines der Gebäude ist jedoch als Museum ausgewiesen, und nachdem wir bei der einheimisch-englischsprachigen Führung so gut wie nichts verstanden hatten, erschließt sich uns hier nun endlich, worum es geht.

Durch malerische Haufendörfchen und vorbei an diversen markanten Gebäuden wie etwa der rosa gestrichenen Kirche geht es nun weiter über abenteuerliche Straßen zu einem karibischen Strand quasi wie aus dem Bilderbuch, wo zur Begrüßung, wie sollte es auch anders sein, an jeden Besucher ein Becher Rumpunsch ausgeschenkt wird. Eine Stunde verbringen wir hier zwischen den dicht an dicht stehenden bunten Sonnenschirmen und genießen die Sicht auf weißen Muschelsand, türkisblaues Wasser und sanfte Brandungswellen, bevor es zurück zum Schiff und ins Buffetrestaurant geht. Dort ist schon so gut wie alles abgeräumt, so dass die Auswahl heute leicht fällt. Was zum Glück nie zu Ende geht sind die Getränke: man winkt einen Kellner heran, übergibt ihm die Bestellung und die Bordkarte, und schon wird das Gewünschte an den Tisch gebracht. Alternativ kann man sich natürlich auch selbst an die Bar begeben und sich sein Bier oder abends seinen Cocktail abholen.

Natürlich verbringen wir, nachdem wir das Dinner heute weggelassen haben, den Abend wieder im Schiffstheater. Die Gesangsshow mit Liedern im Frank-Sinatra-Stil und allerlei Tanzeinlagen kennen wir zwar schon, aber sie ist so grandios, dass man sie gerne auch ein zweites Mal anschaut und den Künstlern stehenden Beifall zollt.

Category: Allgemein, Karibik 2023
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