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Über den Brenner

Das Wetter ist zu schlecht für Bregenz. Wozu also den langen Umweg nehmen und zwei teure Nächte im Hotel zubringen, wenn die Vorstellung dort wahrscheinlich ohnehin ausfällt?

Die Koffer sind also gepackt, und das Auto steht wieder vor der Tür. Wir verlassen die Stadt und folgen der Etsch, stets das Navi im Auge behaltend, flußaufwärts in Richtung Bozen und Brenner. Doch mit dem raschen Vorankommen ist schon bald Schluß: kurz vor Trient erwartet uns eine Totalsperre. Die Frage, ob wir lieber warten oder die Autobahn verlassen sollten, stellt sich aber nicht, da die Ausfahrt ja ohnehin noch kilometerweit weg ist. Fast eine Stunde später ist es dann so weit: im Wechsel zwischen Stillstand und Schritttempo erreichen wir die Schilderbrücke, auf der steht: Zwangsausleitung wegen Totalsperre.

Nun muss man wissen, dass die italienische Maut stets erst beim Verlassen der Autobahn erhoben wird, abhängig von der gefahrenen Strecke und der Fahrzeuggröße. Und das kann dauern, denn an der normalerweise eher unbedeutenden Ausfahrt stehen sicher nur ein oder zwei Mauthäuschen, die wahrscheinlich allein schon mit den Pannenstreifen-Vordränglern voll ausgelastet sind. Doch dann geschieht im letzten Moment ein Wunder, denn ein Trupp Straßenarbeiter räumt vor unserer Nase die Sperrgitter beiseite, und die Autobahn ist wieder frei.

Von nun an kommen wir flott voran. Natürlich ist auf dem nächsten Rasthof erst einmal Pause angesagt. Worauf muss man an einer Autobahn achten? Auf Kinder, die zwischen ausparkenden Autos Verstecken spielen. Beinahe wäre es eng geworden, denn wer achtet schon darauf, was sich beim Rückwärtsfahren unterhalb der eigenen Seitenfenster abspielt?

Bei Innsbruck nehmen wir die Strecke über den Zirler Berg und Scharnitz, denn erstens gibt es dort kurz vor der deutschen Grenze eine günstige Tankstelle, und zweitens wollen wir noch einen Blick in die „Geh doch zu Momo”-Ausstellung im Museum Werdenfels werfen. Eine Dreiviertelstunde bleibt uns dafür, und das genügt auch, denn sonderlich groß ist die Ausstellung ja nicht.

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Die Kirchen von Verona

Die Altstadt von Verona verfügt über mehrere sehenswerte Kirchen, denen gemeinsam ist, dass man für den Eintritt einen kleinen Obolus zu entrichten hat. Es ist gut angelegtes Geld, allein schon weil es da drinnen angenehm kühl ist. Und es gibt herrlich bemalte Architektur zu sehen. In der Kirche der Heiligen Anastasia zum Beispiel allerlei Rankwerk oder auch das berühmte Fresko mit dem Drachentöter Georg samt Drachen. Am Dom wiederum sind die Funde unterhalb der heutigen Kirche interessant, denn sie stammen vom Vorgängerbau aus dem vierten Jahrhundert. Und an  der dritten Kirche bleiben sogar zwei Dinge in besonderer Erinnerung. Zum einen, dass sie zweiteilig ist, es gibt eine Ober- und eine Unterkirche. Zum anderen, dass ich dort meine Geldbörse liegen lasse, just als ich ein gefundenes Smartphone zur Kasse bringe. Wenig später ruft jemand im Kirchenraum meinen Namen aus. Nanu, wer weiß denn, dass ich hier bin? Eine Reisegruppenteilnehmerin hat mein heiligstes Eigentum gefunden und ihrem Reiseleiter übergeben, der richtig vermutet, ich sei noch in der Nähe. Wie sich der Verlust genau zugetragen hat, läßt sich aber nicht mehr rekonstruieren.

Unser Quartiergeber heißt Francesco und spricht italienisch. Auch wenn er englisch spricht. Aber wir kommen schon mit ihm klar und er mit uns. Das „Ai Leoni” hat sechs Zimmer: zwei liegen auf demselben Flur wie unseres, zwei schließen an die Gemeinschaftsküche an, und eines ist direkt vom Treppenhaus her zugänglich. Vor der Außentür befindet sich eine Bushaltestelle, mit einem beherzten Schritt könnte man quasi vom Haus über den halben Meter Gehweg hinweg direkt in den Bus steigen.

Parkplätze existieren in den engen Straßen der Veroneser Altstadt so gut wie keine. Und wenn doch, sind sie gelb oder blau umrandet, was immer das auch bedeuten mag. Unser Auto steht draußen in einer Seitenstraße vor dem Stadttor „Porta Vescovo”, etwa zwanzig Minuten zu Fuß. Die Koffer hatten wir natürlich vorher der Pension abgeladen. Den Supermarkt „ELs” entdeckten wir erst am Tag der Abreise, denn auf dem Weg dorthin fand sich ein anderer, kleinerer.

Heute steht Nabucco auf dem Programm, ebenfalls von Verdi. Unsere Plätze liegen dieses Mal auf der linken Seite, auf gleicher Höhe wie gestern. Dieses Mal haben wir richtige Sitzkissen dabei. Auf den Beginn der Vorstellung wartend, schauen wir uns um – und blicken in zwei bekannte Gesichter. Wie klein doch die Welt manchmal ist.

Das Bühnenbild besteht aus mehreren rechteckigen Kästen, jeder in der Größe eines Trafohäuschens, und ein paar hellen Steintreppen, die aber sicher nicht aus Stein sind, sonst könnte man sich nicht so leicht herumschieben, wie das nun schon während der Ouvertüre geschieht. Es ist überhaupt eine sehr dynamische Inszenierung, mit aufwändigen Umbauten während der drei jeweils 20 Minuten langen Pausen: mal stehen die Treppen links und rechts, mal zusammen in der Mitte, dann wieder beide rechts, dann … ach, egal. Und auch die Stelen zeigen von Akt zu Akt neue Seiten in neuen Positionen, türmen sich vom zweiten Akt an zum babylonischen Turm auf, der dann im vierten Akt, eine Rauchwolke hinterlassend, mit viel Blitz und Donner zerbirst.

Auch die heutige Oper besticht wieder durch die Vielzahl der Akteure, allein der Chor zählt an die 140 aufwändig kostümierte Mitglieder, die sich über die gesamte Breite der Bühne verteilen und oft auch über die Steintribünen hinter der Bühne, dort wo gestern die Aida-Posaunen standen. Gespannt warten nun alle auf den Gefangenenchor im dritten Akt. Der kommt und wird, ergreifend wie er ist, gleich noch ein zweites Mal gegeben. Übrigens ist auch der Mond wieder pünktlich zur Stelle, dieses Mal aber nicht über der Bühne, da wir ja links von der Hauptachse sitzen.

Wie es sich anfühlt, wenn 20.000 Zuschauer gleichzeitig das „Anfiteatro” verlassen, wollen wir gar nicht erst wissen und flüchten so zeitig wie möglich, hören den tosenden Beifall lieber im Weggehen durch die zu dieser Stunde fast menschenleeren Straßen der Veroneser Altstadt.

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Ein verspielter Garten

Der Giardino Giusti, ganz in der Nähe unseres Quartiers, könnte eine schöne Aussicht über die Stadt bieten, kostet allerdings Eintritt, und das nicht zu knapp. Zudem soll vor drei Jahren ein Orkan die Goethe-Zypresse zerstört haben. Wollen wir ihn trotzdem besichtigen oder lieber der Straße auf den Hügel folgen? Beim Garten sind auch die Innenräume der Villa inkludiert, und das gibt schließlich den Ausschlag: wir investieren 2×11 Euro und stehen in einem Garten, der uns geschlagene drei Stunden lang fesselt.

Geschlagene Stunden darf in diesem Fall wörtlich genommen werden, denn Punkt 12 Uhr geben die Veroneser Kirchenglocken quasi ihr Mittagskonzert. Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Stundenschläge, gefolgt vom jeweiligen Geläut. Vor Ehrfurcht halten sogar die ewig zirpenden Zikaden ein paar Minuten lang inne. Nein, sie zirpen natürlich weiter, wir hatten uns einfach nur an die Geräuschkulisse gewöhnt.

Schon Dichterfürst Goethe soll sich hier von den Strapazen seiner Italienreise erholt haben. Bis vor drei Jahren gab es sogar noch die Zypresse, in deren Schatten er vielleicht das eine oder andere seiner Werke erdichtet hat. Doch dann kamen Sturm und Drang auch über den Garten. Ob der Drang Spuren hinterlassen hat, wissen wir nicht, der Sturm jedenfalls entwurzelte die ehrwürdige Goethe-Zypresse und auch noch etliche andere. Inzwischen sind die Lücken aber wieder weitestgehend geschlossen, und nur der eine oder andere Buchsbaum hat noch nicht zu seiner kugeligen Form zurückgefunden.

Zur Linken bewahren die Gärtner ihr Werkzeug auf, hier ist also sozusagen das Rechenzentrum. Vorbei an allerlei Statuen steigt man hinauf zum keinen Pavillon und findet hinter diesem eine versteckte Steintreppe, die hinab zur Grünen Höhle führt, einem blattumrankten Laubengang. Zur anderen Seite hin soll es eine geheime Wendeltreppe geben. Auch sie ist schnell gefunden und gar nicht so geheim, denn ihre vier Fenster, eines pro Stockwerk, liegen direkt in der Sichtachse des Lustwandelwegs. Oben trennt eine Balustrade mit Aussichtsbalkon die obere Wiese vom Steilhang. Von unten sieht man, dass der Balkon ein grimmiges Gesicht macht. Aber warum nur? Rätselt er vielleicht schon seit hundert Jahren über den richtigen Weg durch das Labyrinth? Auch wir finden ihn nicht. Müssen wir aber auch nicht, denn die Mitte besteht einfach nur aus Mitte und sonst nichts. Machen wir es doch lieber den Schildkröten nach und genießen noch ein Weilchen die beiden Springbrunnen.

Zum Garten gehört vorne das herrschaftliche Haus mit seinen herrschaftlichen Möbeln. In einem der Zimmer, dem Pferdezimmer, sind sie durchgängig hufeisenförmig: die Beine des Tisches und der Sessel, ja sogar das Wandregal. Und im Schlafzimmer der Dame befindet sich der Kleiderschrank oberhalb des Himmelbetts, mit einer verborganen Treppe zum Hinaufsteigen. Bemerkenswert sind auch die ausgestellten Fotoalben vom Urlaub in St. Moritz anno 1890.

Auf dem Rückweg noch schnell ein paar Kleinigkeiten einkaufen? Ja, wenn das so einfach wäre! Den Supermarkt aus dem Navi-Stadtplan gibt es nicht mehr, die kleinen Läden in den Straßen führen alles außer Alimentari, und der Veroneser Aldi befindet sich für fußläufige Verhältnisse ziemlich weit weg. Schon recht erschöpft gönnen wir uns eine Mahlzeit in einer kleinen Pizzeria direkt neben dem Anfiteatro, genau dort, wo Teile der diversen Bühnenbilder auf ihren nächsten Einsatz warten. Der haushohe bronzene Kopf gehört wohl zu Tosca, die Theaterloge mit dem roten Samtvorhang wiederum können wir keiner Oper so recht zuordnen.

Der Abend gehört heute der Frau, die ein gewisser Radamès mit den Worten beschreibt: „Celeste Aida, forma divina”. Wir sind nämlich am Hauptziel unserer Reise, in der Arena di Verona, dem römischen Amphitheater, von dem noch so viel Mauerwerk steht, dass darin seit mehr als hundert Jahren Opernfestspiele ausgetragen werden. Und heute abend wird „Aida” von Giuseppe Verdi gegeben – jene Oper für Kairo, die der berühmte Mailänder Komponist anfangs gar nicht schreiben wollte, sich dann aber doch dazu breitschlagen ließ. Anderenfalls stünde heute vielleicht „Aida” von Richard Wagner auf dem Spielplan, und wir säßen auch nicht in Verona, sondern auf dem grünen Festspielhügel.

Für die Rolle der Aida wurde heute keine Geringere verpflichtet als Anna Netrebko. Einige weitere Akteure des heutigen Abends stehen aber, obwohl sie ebenfalls tragende Rollen innehaben, überhaupt nicht auf dem Programm. Die Wolke zum Beispiel, in der sich die Strahlen des Lichtdoms trefen und so den ergreifenden Anschein erwecken, als sende Gott Osiris seine Strahlen vom Himmel herab auf die Opernbühne. Und auch nicht der aufgehende Vollmond, der sich ein wenig später genau über derselben erhebt und im weiteren Verlauf immer höher klettert, als sei er ein Teil der Inszenierung. Für ein einzigartiges Opernerlebnis sorgen zudem die riesige Zahl von Ballett- und Chormitgliedern sowie natürlich die vielen farbigen Laserlichteffekte, die wahrscheinlich in der ganzen Stadt zu sehen sind. Genau wie auch Verdis Musik, die wirklich zu den besten der Operngeschichte gehört, die Straßen ringsum erfüllen und somit auch dort für ein zauberhaftes Ambiente sorgen dürfte.

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Vom Paradies nach Verona

Wir sind in Verona im Ai Leoni eingebucht, die Unterkunft befindet sich in der Via XX Settembri 7, das Navi führte uns hin. Hier soll eine Ferienunterkunft sein? Der einzige positive Hinweis darauf ist, dass es einen Briefkasten und eine Klingel „Ai Leoni” gibt. Nur öffnet da keiner. Das Eingeben des Schlüsselcodes auf dem Ziffernblock neben der Tür könnte helfen. Wenn wir ihn denn hätten. Und nun? Ich könnte meine E-Mail checken, ob etwas vom Vermieter gekommen ist. Wir könnten ihn aber auch anrufen. Flugs hat die Liebste ihn am Telefon, und nachdem geklärt ist, dass sie in meinem Namen anruft, erfahren wir auch die beiden Codes, für außen und oben.

Es ist wie in einem dieser Computerspiele: gehen Sie durch die Tür im ersten Stock links, am Schlüsselbrett hängt Ihr Zimmerschlüssel. Hängt er aber nicht. Dann schauen Sie bitte auf dem Tresen der Rezeption! Nein, auch nicht. Die junge Italienerin, die mit uns hereingekommen war, übernimmt hilfsbereit Gespräch und Schlüsselsuche: im offenen Zimmer 2 war er, auf dem Tischchen.

Vielleicht hätte ich im Lauf des Tages mal mein WhatsApp-Postfach checken sollen, denn da wäre alles drin gestanden. Aber das Smartphone hatte schon seit heute mittag keinen Akku mehr, und als es dann vom Auto wieder Strom bekam, war ich vollauf mit Navigieren beschäftigt.

Schloss Trauttmansdorf heute morgen war ein Traum. Man passiert die Blumenbrücke und findet sich in einem paradiesischen Garten wieder, mit Palmen und Olivenbäumen, mit Seerosenteichen und üppigen Blumenrabatten, mit Weinlauben und einem kleinen Zoo. Und über allem thront das Schlösschen, wo Kaiserin Elisabeth von Österreich viele Monate fern von Wien und vom Kaiser verbrachte.

Ob der Garten damals auch schon so weitläufig war? Eines gab es ganz gewiß noch nicht, nämlich die botanische Unterwelt. In dieser künstlichen Grotte, bewacht von einem dreiköpfigen Höllenhund, kann man Baumwurzeln von unten betrachten und seltsamen Wesen beim Herstellen von Mineralien zusehen. Und auch dem Touriseum, dem Museum über die Geschichte des Tourismus in Südtirol, hätte es damals noch erheblich an Substanz gefehlt. Andererseits ist aber das meiste, das im Museum gezeigt wird, heute ebenfalls schon wieder Vergangenheit.

Nach mehr als vier erlebnisreichen Stunden, die uns auch noch hinauf in die kaiserlichen Räume und abschließend in die Gastronomie führten, treten wir die Weiterreise nach Verona an, begleitet von einem heftigen Wolkenbruch. Alles richtig gemacht heute. Allein das Auto parkt jetzt mehr als einen Kilometer entfernt am Straßenrand, aber das wird sich morgen hoffentlich ändern.

Wie weit es wohl bis zur berühmten Arena di Verona ist? Probieren wir es aus! Wir müssen dazu nur der Via XX Settembri folgen, über die Brücke, dann irgendwo links abbiegen, und schon stehen wir vor dem antiken Bauwerk oder was davon noch übrig ist. Vorher schon haben wir das antike Stadttor gesehen, das unserer Unterkunft als Namenspatron dient. Man hat zwei Meter unter der heutigen Straße die antike römische gefunden und die Stelle offen gehalten, so dass man staunend hinunter blicken kann. Nein, die alten Bauwerke sind nicht eingesunken, das Gelände liegt heute höher. Auch rings um die Arena, die wir morgen besuchen werden.

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Auf Umwegen nach Meran

Endlich sitzen wir auf dem Balkon des Garni Pöhl im Südtiroler Dorf Tirol, gleich oberhalb von Meran, und genießen den Blick in den Talkessel, durch den wir vorhin heraufgekommen sind, denn über Bozen fährt es sich doch deutlich entspannter als über den Jaufenpass oder gar das Timmelsjoch.

Gleich am Montag nach dem ersten bayerischen Ferien-Wochenende zu reisen erfordert Mut, aber was soll man machen, wenn die Vorstellung in der Arena di Verona ausgerechnet in dieser Woche über die (Steintri-)Bühne geht und ebenso die Bregenzer Festspiele. Um die langen Fahrten etwas zu strukturieren, haben wir uns für morgen die Gärten von Schloss Trauttmansdorf vorgenommen sowie das Tourismus-Museum an eben diesem Ort.

Dass wir mit nur kurzen Pause geschlagene achteinhalb Stunden unterwegs waren, verdanken wir den diversen staubedingten Umwegen. Eigentlich ist es ja ganz einfach: wenn das Navi den totalen Stau meldet, fährt man von der Autobahn ab und nimmt die parallel verlaufende Landstraße bis zur ersten Einfahrt hinter dem Stau. Und während man dort so entlang fährt, dreht man denen, die drüben nur im Schritttempo vorankommen, eine lange Nase.

Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Ausweichstrecke eine Baustelle, und man muss sich eine neue, leider deutlich längere Umfahrung suchen. Inzwischen hat nun aber der Stau reichlich Gelegenheit, sich bis zur übernächsten Ausfahrt auszudehnen. Halb so schlimm, fahren wir halt auf der Landstraße zu diesem neuen Ziel.

Erneut haben wir jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn auf dem Wegweiser zur Autobahn in Richtung München prangt unübersehbar ein rotes Sperrkreuz. Und die Umleitung führt exakt zu der Anschlussstelle zurück, die wir wegen des Staus eigentlich weiträumig umfahren wollten.

Warum muss aber auch ausgerechnet die Einfahrt in Richtung München gesperrt sein? Wegen Brückenbauarbeiten, heißt es. Und wenn man von der anderen Seite kommt? Wir suchen uns eine Straße, die von Westen an die Auffahrt heranführt, haben aber Pech: kurz vor dem Ziel unterquert die Straße die Autobahn, und wir sind wieder auf der Ostseite. Aber jetzt kommt’s: nicht die Brücke oder die Auffahrt sind gesperrt, sondern nur die Landstraße dorthin. Und wenn man wegen der Sperre statt zur gewünschten zu einer anderen Auffahrt fahren muss, kann man dort auch gleich auf die Autobahn wechseln und muss nicht erst wieder dorthin zurück, wo man das ursprünglich tun wollte. Deshalb das Kreuz. War das jetzt kompliziert? Egal, Hauptsache es geht endlich weiter gen Süden.

Auch den Stau hinein nach München umfahren wir elegant, denn da wollen wir ja gar nicht hin, sondern nur durch und weiter auf die Garmischer Autobahn. Das geht auch über den nördlichen und westlichen Teil des Autobahnrings A99.

Noch ein wenig Baustellenstau auf der Autobahn nach Garmisch, dann rollen wir über Mittenwald und Seefeld in Richtung Innsbruck und daran vorbei. Wider Erwarten zeigt sich der Angstgegner Brennerautobahn heute sehr touristenfreundlich, und wir gelangen ohne weiteren Stau nach Bozen und von dort nach Meran.

Das letzte Stück hinauf nach Dorf Tirol hat es nun aber in sich. Denn die Baustelle ist immer abwechselnd mal in die eine Richtung passierbar, dann in die andere und dann wieder gar nicht, weil der Bagger die ganze Straßenbreite braucht. Für das Navi heißt das: oh, eine Straßensperre, ich muss umplanen. Doch kaum ist man ein Stück weit der neuen Empfehlung gefolgt, ist die Sperre wieder weg, und das Navi plant zurück: bei nächster Gelegenheit bitte wenden. Man kann sich jetzt leicht ausrechnen, was ein paar Minuten später passiert: die Straße ist gesperrt, bitte der Umleitungsempfehlung folgen. Am Ende sind wir oben in Schenna, von wo es nur einen einzigen Weg nach Dorf Tirol gibt: wieder runter nach Meran. Jetzt lassen wir uns aber nicht mehr beirren und reihen uns in den Stau ein. Das dauert zwar, bringt uns aber endlich ans richtige Ziel.

Die Straße hinauf zum Quartier erweist sich als abenteuerlich und schmal, aber irgendwann stehen wir auf dem Parkplatz – und suchen den Eingang. Rechts herum, wie zuletzt in Prag? Leider falsch, neuer Versuch. Links herum? Richtig, da ist er.

Fast überall auf der Welt kann man der Hauptstraße entweder nach links oder nach rechts folgen. Hier im Ort folgt man ihr entweder bergauf oder bergab. Letzteres ist nicht nur bequemer, sondern bringt einen auch ins Ortszentrum mit dem Supermarkt. Dumm ist nur, dass man danach mit dem Einkauf bergauf laufen muss. Umso besser schmeckt dann aber das Südtiroler Bier aus der Dose ohne Pfand.

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