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Trinidad

Auf ein Kreuzfahrtschiff geht man nicht nur, um von einem Hafen zum nächsten zu gelangen, vielmehr hat auch der Aufenthalt auf dem Schiff einen ganz besonderen Erlebniswert. Und der besteht vor allem darin, dass man täglich einen Theaterabend genießt, mit gepflegtem Abendessen vorneweg und nachfolgender entspannter Übernachtung im Hotel samt Frühstück am darauffolgenden Tag. Man braucht sich hier keinerlei Gedanken zu machen, wie man nach Wein- oder Cocktailgenuss nach Hause kommt, ohne seinen Führerschein zu gefährden. Und man kann sich sowohl Wintermantel also auch Regenschirm sparen. Und das alles, wenn man will, jeden Tag, also zehnmal hintereinander weg.

Die gestrige Show wurde von Künstlern mit großartigen Stimmen bestritten, denen zuzuhören ein Genuss war, und die man am liebsten noch zu einer Zugabe bewegt hätte. Nach 40 Minuten ist jedoch unerbittlich Schluss, denn für die Sängerinnen und Sänger ist es ja bereits der dritte Auftritt des Tages. Und hat man im Hinausgehen immer noch nicht die nötige Bettschwere, hilft es, an der Bar noch einen Absacker einzunehmen.

Heute morgen schob sich nun wieder eine neue Kulisse vor die Bullaugenfenster des Frühstücksraumes, denn wir legten in Port of Spain auf der Insel Trinidad an. Ein spanischer Hafen auf einer Insel mit iberisch klingendem Namen? Nun, uns hätte eigentlich auffallen müssen, dass es ein englischer Name ist, dann wäre die Überraschung, auch hier wieder auf Linksverkehr und schlechtes Wetter zu treffen, nicht ganz so groß gewesen. Und ganz so unangenehm war der stark bewölkte Himmel auch gar nicht, wenn man von der letzten halben Stunde absieht, in der es zwar in Strömen regnete, die wir aber auf der Rückfahrt zum Schiff im trockenen Bus verbrachten.

Die englisch sprechenden Einheimischen nennen diese Kleinbusse „Maxi Taxi”. An den verschiedenen Farbstreifen entlang der Fahrzeugseiten erkennt man, welche Region sie jeweils bedienen: gelb steht für das Stadtgebiet von Port of Spain, blau für die gesamte Insel. Und auch die anderen Farben haben eine Bedeutung. Unser Maxitaxi zum Beispiel ist rot gestreift, und der Fahrer heißt Marc. Er ist Fahrer und Tourleiter in Personalunion und unterbricht seinen (englischen) Vortrag so gut wie nie, und sei die Verkehrssituation auch noch so schwierig.

Die Route führt uns vom Hafen über den kreuzungsfreien Highway hinaus in die Vororte, die es in einer gepflegten Ausführung für die Wohlhabenden und einer ärmlichen für die unteren sozialen Schichten gibt. Man merkt der Insel deutlich eine gewisse industrielle Prägung an, denn ähnlich wie der Nachbarstaat Venezuela auf dem südamerikanischen Kontinent verfügt sie über Öl- und Gasvorkommen. Marc drückt sein Bedauern darüber aus, dass dennoch nur ein Teil der Bevölkerung in den Genuss dieses Wohlstands kommt.

Erstes und wichtigstes Etappenziel des heutigen Landausflugs ist ein Kloster, zu dem eine enge Serpentinenstraße hinaufführt. Oben werden wir freundlich mit Speis‘ und Trank in Empfang genommen und dürfen uns einen kleinen Vortrag über die Geschichte und Bestimmung des Klosters anhören. Die kleinen gefüllten Teigtaschen munden ebenso wie der im Styroporbecher gereichte Fruchtsaft, wahlweise Passion Fruit (Maracuja) oder Sorrol, ein Obst, das wir noch nicht einmal vom Hörensagen kannten.

Das Kloster selbst beeindruckt vor allem durch seine malerische Lage am Südhang des nördlichen Hügelzuges, die einen wunderschönen Blick über das flache Inselinnere ermöglicht. Am schönsten ist dieser Blick vom Klostergarten aus, den wir aber erst in den letzten fünf Minuten unseres Aufenthaltes entdecken. Die Kirche wiederum ist ein vergleichsweise niedriger und sakral eher spärlich ausgeschmückter Saal, wenn man von ein paar ebenso bunten wie modernen Glasfenstern absieht.

Auf dem Weg zurück ins Stadtzentrum legen wir auf einem Parkplatz mit herrlichem Blick über die Stadt einen kleinen Zwischenstopp ein. Man könnte, wenn man sich satt gesehen hat, auch an einem der vielen Marktstände das eine oder andere regionale Produkt erwerben, wir begnügen uns aber mit ein paar schönen Panoramafotos, ehe uns der quirlige Verkehr der Hauptstadt wieder aufnimmt. Entlang der Route liegen diverse offizielle Gebäude direkt nebeneinander entlang derselben Straße. Das ist praktisch, denn so kann man diese „glorreichen Sieben” quasi in einem Streich erledigen.

Port of Spain besitzt einen botanischen Garten, der sich aber auf Bäume der verschiedensten Arten beschränkt. Man versäumt also, wenn der Aufenthalt auf 20 Minuten begrenzt ist, nicht allzu viel. Leider kommt es bei einem der anderen Busse zu einem kleinen Unfall, eine Mitreisende fällt beim Aussteigen in einen Schacht und muss medizinisch versorgt werden. Für alle anderen geht es nun bei strömendem Regen zurück zum Schiff. Von dem, was die Insel ausmacht, hätten wir bestenfalls die Spitze des Eisbergs gestreift, sagt Marc zum Abschied. Ich denke, er hat recht.

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Seetag der erste

Heute gibt es keinen Landausflug, mangels Land. Die Distanz zwischen Barbados und Trinidad ist nämlich größer als das Schiff in einer Nacht zurücklegen könnte. Andererseits aber auch nicht so groß, dass wir dafür eineinhalb Tage bräuchten, vom Ablegen am Abend bis zum übernächsten Morgen. Und deshalb fährt das Schiff tagsüber nur mit stark reduzierter Geschwindigkeit.

Ringsum ist nur Wasser zu sehen, nichts als Wasser. Aber liegt da drüben nicht eine Insel? Ja, sie zeichnet sich deutlich am Horizont ab. Und weiter südlich noch eine. Und ein paar Stunden später noch eine dritte. Wie sie wohl heißen mögen? Wir haben kein Internetpaket gebucht und sind also nur mit dem Schiffs-WLAN verbunden, damit wir die MSC-eigene App nutzen können. An eine Umgebungskarte haben deren Entwickler aber nicht gedacht. Abgesehen davon ist die App äußerst nützlich und praktisch, denn sie erinnert unter anderem an bevorstehende Events. Sogar auf meiner Watch.

Damit die App die persönlichen Termine verwalten und anzeigen kann, muss sie natürlich vorher personalisiert werden. Das geschieht durch Scannen der Bordkarte. Irgendein Fehler führt aber dazu, dass man sich von Zeit zu Zeit neu anmelden muss. Mit eben dieser Bordkarte. Die aber, wie in jedem Hotelzimmer, neben der Kabinentür eingesteckt die Elektrik der Kabine aktiviert. Um den Code für das Reaktivieren der App scannen zu können, nehme ich sie kurz heraus. Zur Gegenkontrolle erfragt sie das Geburtsdatum, aber ich komme nur bis zum Monatsfeld, dann bricht der Dialog ab und wirft mich zurück in den Bordkarten-Scan. Noch ein Versuch, der Bequemlichkeit halber setze ich mich hin, und – klack – ist es stockdunkel. Wir haben ja eine fensterlose Innenkabine. Und im Schalterschlitz steckt im Moment keine Karte. Tastend wie zwei Blinde lösen wir zwar das Lichtproblem, aber die App bleibt dysfunktional. Das liegt wohl am Passagierwechsel, vermutet der Mitarbeiter am MSC-Schalter. Denn das Schiff fährt von Martinique aus abwechselnd eine Runde nach Süden und danach eine nach Norden. 

Wir werden die Inselhauptstadt Fort-de-France also insgesamt dreimal passieren. Da heißt es aufpassen, dass man nicht denselben Landausflug erneut bucht! Unseren gibt es auch in einer Variante, die am Airport endet statt am Schiff, also verschieben wir ihn vom 16. auf den 23. Dezember, unseren Abreisetag. Und buchen für die Reisehalbzeit einen anderen.

Um die Annehmlichkeiten eines so großen Schiffes wie der MSC Seaside zu erkunden, braucht es Tage. Heute entdeckten wir zum Beispiel, dass die Hauptbar im Kristallpalast auch alkoholfreie Cocktails anbietet. Für Thea ein Smoothie, für mich eine dreckige Banane. Dreckig? Nun ja, die Italiener würden es Macchiato nennen, also mit einer kleinen Menge einer kontrastierenden Flüssigkeit versetzt, in meinem Fall Flüssigschokolade. Das sieht entzückend aus und schmeckt auch so.

Im Schiffstheater wird heute abend „Moondance” gegeben: eine Reise durch die Musik von Frank Sinatra, Michael Boublé und anderen.

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Barbados

Gelernt ist gelernt: auf der Frühstückskarte steht Birchermüesli – ein Wort, das wohl nur ein echter Schweizer so aussprechen kann, dass es sich nicht anhört, als spräche er von einer kleinen Maus. Der Schiffskellner hört sich aufmerksam an, was der deutsche Reisegast zu frühstücken begehrt, und wiederholt es vorsichtshalber noch einmal: Böhrdschermjusli!

Das Schiffspersonal ist in der Mehrzahl dunkelhäutig und ausgesprochen dienstbeflissen. Das muss auch so sein, denn auch beim Frühstück und erst recht beim Abendessen wird ausnahmslos alles an den Tisch serviert.

Heute sind wir auf Barbados, und zu unserem größten Erstaunen beginnt der Landausflug nicht draußen auf dem Kai, sondern vorne im Schiffstheater. Nein, da kommt nicht etwa der Bus aufs Schiff gefahren und nimmt uns mit. Aber es ist eben jede Insel anders, und auf Barbados warten die Ausflugsbusse an einer Stelle, die für Ortsfremde vielleicht schwer zu finden sein könnte, zumal mehrere Reihen von Shops den Weg nach draußen säumen, wo der gelbe Bus Nummer 19 steht.

Barbados ist anders als die Inseln, die wir bisher besucht haben. Es gibt hier nämlich keinen Vulkan, sondern die gesamte Insel besteht aus Kalkstein. Natürlich wird auch hier wieder links gefahren, auf schmalen und kurvenreichen Straßen. Zuerst säumen bunte Häuser in den verschiedensten Formen, Farben und Erhaltungszuständen unseren Weg. Je weiter wir uns aber von Bridgetown entfernen, desto spärlicher wird auch die Besiedelung und desto schmaler und kurvenreicher die Straße. Das letzte Stück zum botanische Garten „Flower Forest”, der heute unser erstes Ziel ist, säumt dichter Regenwald mit bromelienbesetzten Baumriesen und Lianen, die so aussehen als käme jeden Augenblick Tarzans Zuhause in Sicht, die nun sehr schmal gewordene Straße. Es geht steil hinab, dann ebenso steil wieder hinauf, dann nochmal hinab, und dann stehen wir auf einem Parkplatz, der gerade einmal groß genug ist für die beiden Ausflugsbusse.

Zu Fuß folgen wir dem schmalen und glitschigen Pfad zwischen den Baumriesen hindurch und erfreuen uns an der üppigen tropischen Vegetation. Es gibt zwar einen Guide, der vorneweg geht, aber ehe man sich versieht, ist die Kolonne irgendwohin entschwunden, und das ist auch gut so, denn man will ja an den markanten Punkten auch stehen bleiben und genießen: den Blick aufs Meer, die Anthurien, den Baum mit den Brettwurzeln. Pünktlich zur Abfahrt stehen wir wieder oben am Bus.

Nächster Stopp ist eine malerische alte Kirche auf einer Anhöhe. Das Besondere an ihr ist, dass man hier nicht nur den himmlischen Segen empfangen kann, sondern auch freies WLAN. Schade nur, dass die Zeit recht knapp bemessen ist und der Laptop zuhause in der Schiffskabine liegt. Vom umliegenden Friedhof hat man, so man nicht unten in einer der Grüfte wohnt, eine herrliche Aussicht auf die nahe Küste, wo sich an einem Sandstrand die Meereswellen brechen. Die Landschaft ringsum ist geprägt vom Zuckerrohr, die kleinen Zuckerfabriken und die zugehörigen Windmühlen sind aber samt und sonders außer Betrieb, und ihre alten Mauern und Schlöte werden allmählich von der Vegetation zurückerobert.

Wir halten an einem alten Herrschaftshaus. Drinnen gibt es kolonialzeitlich eingerichtete Räume mit Schaukelstühlen und viel Porzellan sowie im Keller eine Sammlung von Kutschen und allerlei Gerät. Draußen grünt ein üppiger Garten mit Teich und einem kleinen Mahagoniwäldchen.

In der abendlichen Show tritt heute ein Zauberer auf. Ein Stofftaschentuch wird verknotet und der Knoten dann einfach nach unten abgestreift und beiseite gelegt, und das dreimal hintereinander. Als der Magier das Tuch dann wieder auffaltet, hat es drei Löcher. Wie macht er das nur?

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Saint Lucia

Die kleine Insel Saint Lucia, in deren ebenfalls kleinen Hafen wir heute morgen rückwärts eingeparkt haben, kann ihre britischen Wurzeln nicht verleugnen und will es auch gar nicht, auch wenn sie seit nunmehr 44 Jahren ein eigener kleiner Staat ist. Man erkennt ihre Zugehörigkeit zur britischen Krone allein schon am Wetter, denn als wir das Schiff verlassen, stehen wir draußen erst einmal im Regen. Allerdings nicht sehr lange. Die Lucianer haben da nämlich eine ganz praktische Erfindung: man geht bei Regen einfach ins Empfangsgebäude, setzt seinen Namen auf ein Einreiseformular, und wenn man das Gebäude dann wieder verläßt, scheint die Sonne.

Weil Saint Lucia eine relativ kleine Insel ist, sind auch die Busse klein. Unserer hat die Nummer 8, und es passen gerade einmal 16 Leute hinein. Natürlich wird hier, auch das deutet auf die britischen Wurzeln hin, auf der richtigen Straßenseite gefahren, nämlich auf der linken. Eigentlich aber in der Straßenmitte, denn mehrspurige Straßen scheint es hier nur in der Hauptstadt Castries zu geben. Vorbei am Parlamentsgebäude, der Landesbank, dem Justizpalast, dem Regierungssitz und all den anderen Institutionen, die eine Hauptstadt nun einmal braucht, gelangen wir schon bald in die höher gelegenen Inselteile. Saint Lucia – das man übrigens britisch ausspricht, also Sähnt-Luhscha – ist nämlich eine gebirgige Insel mit viel Regenwald an den Abhängen der alten Vulkane, von denen der Mount Gimie mit 950 Metern der höchste ist. Der Name des Berges wie auch der anderen Orte entlang der Steilküste ist offenbar französischen Ursprungs, vielleicht weil die Insel in unmittelbarer Nachbarschaft zweier ebenfalls französischer Inseln liegt, die wir ja nun schon kennen: die Schiffsroute muss jemand geplant haben, dem es bei der Reihenfolge auf etwas ganz anderes ankam als auf die geographische Lage im Inselbogen.

Wieder einmal ist alles so vorgeplant, dass keiner der Reisegäste versehentlich im falschen Bus landen kann. Die Busnummer steht nämlich auf dem Voucher, der uns gestern in die Kabine gelegt wurde. Da man aber als quasi Einreisender nicht einfach zum Bus gehen kann, werden vorab Gruppen gebildet wie einst beim Kindergartenausflug. Nur an den Händen fassen müssen wir uns nicht. Oben am ersten Ausflugsziel, einem Anwesen im kolonialen Stil mit einer herrlichen Terrasse, von der aus man das Schiff im Hafen liegen sehen kann, werden die Busnummern vor dem Aussteigen noch einmal eingeübt: „Unser Bus hat die Nummer acht. Welche Nummer hat unser Bus?” Und aus sechzehn Kehlen schallt es im Chor zurück: „Acht!”. Warum das wichtig ist? Weil es im Haus für jeden Gast einen Becher Rumpunsch gibt.

Das heute recht aprilhafte Wetter bleibt uns weiter treu, als wir erneut den Bus mit der (wichtig!) Nummer 8 besteigen. Abseits der Hauptstadt scheint die ganze Insel nur aus Bergdörfern zu bestehen, die durch schmale, kurvenreiche und manchmal auch recht steile Sträßchen miteinander verbunden sind. Auch unser nächstes Ausflugsziel liegt so, dass wir von der Terrasse unser Schiff sehen können, wenn auch die Entfernung inzwischen deutlich zugenommen hat. Es gibt allerlei Batikarbeiten zu bewundern und auch zu kaufen, aber das Interesse gilt eher dem wunderschönen Ambiente hier oben, mit einer üppigen Vegetation, die regenfeucht in der tropischen Sonne glitzert.

Dritte und letzte Station ist eine kleine Anzuchtfarm für allerlei Nutz- und Heilpflanzen. Da uns soeben wieder ein Regenschauer ereilt, genießen wir die kleine Maniokbrot-Zubereitung und die Vorführung einheimischer Folklore unter schützenden Dächern, ehe wir dann doch noch einen kleinen Streifzug durch den Garten unternehmen können. Die Früchte, die hier angebaut werden, sind uns Europäern durchaus vertraut. Hier im karibischen Hinterland erfahren wir, wie die zugehörigen Bäume aussehen: Zimt, Muskatnuss, Kakao, Cashew, Sternfrucht, Noni. Ganz zum Schluss dürfen wir noch etwas vom nunmehr ausgebackenen Manjokbrot probieren. Mit Bananen-Ketchup.

Das Metropolitan-Theater ganz vorne im Schiffsbug hat rund 900 Sitzplätze und wird mit täglich wechselndem Programm je dreimal bespielt. Man kann sich also, wenn man Lust hat, jeden Abend eine andere Show gönnen. Heute steht ein buntes Piratenstück auf dem Programm, und es treten Künstler der verschiedensten Couleur auf, vom Zauberkünstler über ein Artistenpaar und diverse Piraten und Elfen bis hin zum Tyrannosaurus Rex.

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Guadeloupe mit Kolibris

Wie mag das sein, wenn gleichzeitig tausend Mitreisende dass Schiff verlassen, weil sie die Insel auf einem Landausflug erkunden wollen? Nun, erstens wollen gar nicht alle mit, zweitens gibt es mehrere Ziele und Zeitfenster, und drittens ist alles so perfekt organisiert, dass nicht das geringste schiefgehen kann: auf dem gar nicht so kleinen Busbahnhof warten, einträchtig nebeneinander, 12 Busse mit den Nummern 1 bis 12. Unser Ausflug hat die Nummer 14. Aha, wir müssen warten, bis die anderen abgefahren sind. Und dann kommen sie auch schon, die Busse 14 und 15 für die Tour zur Festung und von dort über den Wasserfall zum botanischen Garten. Die beiden letzteren Ziele befinden sich drüben auf Basse Terre, wie die bergige Hälfte der schmetterlingsförmigen Insel heißt.

Die Festung bietet einen schönen Rundblick, der Wasserfall liegt am Ende eines kleinen Wanderwegs durch üppigen Regenwald mit Pflanzen, die man sonst eher aus dem Wohnzimmer oder Gewächshaus kennt.  Dazu gehören insbesondere die Bromelien, aber auch Philodendron und andere.

So richtig in die tropische Vegetation eintauchen können wir dann im Botanischen Garten, den wir als letzte Station dieser Tour anfahren. Das ist gar nicht so einfach, denn Reisebusse sind groß und die Straßen auf Guadeloupe schmal. Aber die Fahrt lohnt sich, denn im Garten gibt es Kolibris. Diese Edelsteine unter den Vögeln können in der Luft schweben, während sie Nektar aus einer Blüte oder – wie hier – einer Futterstation trinken. Und es gibt rosa Flamingos, deren Gehege man sogar betreten darf. Das alles ist mit prächtigen tropischen Blütenpflanzen garniert, so daß wir uns gar nicht satt sehen können. Zudem gibt es noch so manche weitere Begegnung mit den schillernden kleinen Sympathieträgern.

Eine ganz spezielle „Pflanze” ist auch unsere Tourleiterin. Obschon dunkelhäutig wie die meisten Einwohner hier, spricht sie fließend deutsch, und zwar mit deutlichem Berliner Einschlag. Die Stadt hat ihr bei einer Reise zu Verwandten so gut gefallen, erzählt sie, dass sie gleich für ein paar Jahre dort geblieben ist. Zugleich merkt man ihr aber auch ihre Begeisterung für ihre karibische Heimatinsel an, die ja bekanntlich ein Teil Frankreichs ist, mit all den Annehmlichkeiten und Vorzügen der europäischen Grand Nation.

Wer tagsüber an Land war, muss beim Betreten des Schiffes erneut durch die Security, die dieses Mal sogar besonders pingelig kontrolliert: Geld und Handy ablegen, Armbanduhr ablegen, Gürtel ablegen, Hose festhalten, durch das Portal, drüben alles wieder einsammeln, Uhr wieder anlegen und entsperren, Gürtel wieder … nein, das Einfädeln schenke ich mit und halte lieber meine Hose so lange weiter fest, bis wir auf der Kabine sind.

Auf Deck 8 gibt es ein Mittagsbuffet. Es ist schon nach 15 Uhr, und man soll ja bekanntlich nicht hungrig einkaufen, sonst greift man unüberlegt bei der erstbesten Gelegenheit zu. Und so ist es auch hier: man sieht die Pizza, die anderen Angebote weiter hinten aber bleiben unbemerkt. Vorerst. Wir sind ja noch länger hier.

Ganz vorne im Schiff gibt es ein Theater. Heute stehen bekannte Popsongs auf dem Programm. Damit man eingelassen wird, muss man sich vorher anmelden. Die Show ist ebenso mitreißend wie laut, und die Sänger und Tänzer erhalten viel Beifall.

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Bitte ausdrucken

Wenn man bei Condor online eincheckt, sind meist nur noch die unattraktiven Plätze verfügbar, und man kann schon von Glück reden, wenn man nebeneinander sitzen darf. Man hat aber die Möglichkeit, seine Plätze wie im Theater oder Kino vorab auszuwählen, freilich auch zu Preisen wie im Kino oder im Theater. Wir wählen die einigermaßen bezahlbaren Sitze 40D und 40E. Eingecheckt sind wir damit zwar noch nicht, aber der Zeitpunkt dieses finalen Geschehens hat nun keine Auswirkung mehr auf die Sitzplatzauswahl. Und da wir ohnehin noch an einen Drop-off Schalter müssen, genügt es eigentlich, wenn wir erst am Flughafen einchecken. Oder steht man dann in einer dieser endlosen Warteschlangen? Nun, vielleicht erledigen wir den Check-in doch lieber schon vom Hotel aus.

Möchten Sie Ihre Bordkarten lieber als PDF oder per Mail?  Nun, eigentlich möchten wir eine PDF per Mail, und die kommt auch prompt, zusammen mit der Aufforderung, sie auszudrucken. Ah, ja. Aber vielleicht genügt es ja, sie offen auf dem Smartphone vorzuzeigen? Dafür müßte man aber einen funktionierenden Drop-off Schalter finden, und in der Abflughalle gibt es leider nur solche, die außer Betrieb sind. Immerhin erfahren wir, dass wir das Etikett erst einmal selber am Koffer anbringen müssen, und dass es dafür ganz in der Nähe einen Automaten gibt. Er funktioniert sogar, aber es bleibt vergebliche Liebesmüh, denn wegen der hartnäckigen Störung müssen wir nun doch an einen mit Personal besetzten Schalter.

Ob wir sie rasch vorlassen würden, fragt eine Frau, als wir bereits am Schalter stehen. Ihr Flug ginge bereits in eineinhalb Stunden. Das hat keinen Zweck, antworte ich, denn bis Sie Ihren Koffer von da hinten holen, sind wir hier längst fertig. So ist es auch, denn es müssen ja nur noch die beiden Koffer aufs Band, und fertig.

Flugs stehen wir nun an der Zugangskontrolle: bitte Bordkarte auflegen. Ich wühle mich durch den Maileingang: jede Bordkarte ist insgesamt vier Mal vorhanden, und man sieht immer erst nach dem Öffnen, ob es Theas Boarding Pass ist oder meiner. Um den Verkehr nicht unnötig aufzuhalten, gehe ich als Thea durch die Sperre, suche dann aus den vielen Mails eine mit meiner eigenen Bordkarte, reiche das Smartphone über das Drehkreuz hinweg wieder hinaus zu ihr, damit sie es mit dem anderen Code erneut auflegen kann, dann sind wir endlich drin. Es soll nicht das letzte Vorzeigen der Bordkarte sein, aber ich bin schlauer geworden und speichere die Codezeile als Screenshot: Bilder lassen sich leichter öffnen und weiterblättern als Mailanhänge, die man vorher ja auch noch aufzoomen muss.

Jetzt noch die Passkontrolle, hier hat ja zum Glück jeder etwas Auflegbares in der Hand, dann folgt erfahrungsgemäß die Sicherheitsschleuse, an der es bekanntlich oft unkalkulierbar lange Warteschlangen gibt, danach kann man entspannt die Wartezeit bis zum Boarding für ein Frühstück nutzen. Aber nicht heute, denn in diesem Abschnitt hier hat jedes Gate seine eigene Sicherheitsschleuse. Und danach kommt nur noch der Wartebereich. Völlig gastronomiefrei, aber immerhin mit einem Kaffeeautomaten.

Zuvor wollte der Mann an der Schleuse noch, dass ich das Tempo-Taschentuch aus der Hosentasche nehme, das sich im Ganzkörperscanner abgezeichnet hatte. So präzise arbeiten diese Scanner? Ich ertappe mich bei dem Gedanken, was da wohl noch so alles auf dem Bildschirm zu sehen war. Das Taschentuch muss auseinander gefaltet werden, es könnte ja etwas darin versteckt sein. Chloroform vielleicht, um damit die Stewardeß einzuschläfern?

Alles weitere, sogar das wiederholte Vorzeigen der beiden Fotos mit den Bordkarten, verläuft nun völlig reibungslos. Der Flug dauert über zehn Stunden, das reicht locker für den neuen Indiana Jones im Bordprogramm, gefolgt von der seltsamen Geschichte des Benjamin Button, der alt geboren und dann immer jünger wurde. Oder alternativ für beide Folgen der Heiligtümer des Todes, gefolgt von den phantastischen Tierwesen. Und das alles in einem Airbus A330neo im Outfit einer Ringelsocke. Wer sich wohl dieses neue Design hat einfallen lassen?

In Fort de France, der Hauptstadt von Martinique, befindet sich zwischen der Passkontrolle, wo es genügt, den geschlossenen Reisepass hochzuhalten, und der Einweiserin mit dem MSC-Schildchen die offenbar einzige Toilette des gesamten Flughafens, ein Umstand, der sich in einer langen Warteschlange äußert. Eine Viertelstunde später ist die Einweiserin natürlich längst verschwunden, wir finden sie draußen in der Halle, wo einige hundert Mitreisende auf ihren Transfer zum Schiff warten, die meisten samt Reisekoffer. Dabei sollen die doch direkt vom Flugzeug aufs Schiff gebracht werden? Es kommt, wie es kommen muss: irgendein Transferbus, es muss der fünfte oder sechste gewesen sein, nimmt uns mit zum Schiff, für das wir nun endlich Bordkarten richtig zum Anfassen erhalten. Nach Passieren einer weiteren Schleuse dürfen wir es dann auch endlich betreten – und finden uns vor den Aufzügen wieder, wo schon zahlreiche Mitreisenden warten.

Die Schiffe der MSC nutzen eine Aufzugsteuerung, bei der der Passagier schon vor dem Betreten der Kabine sein Stockwerk wählen muss. Steigt er stattdessen einfach nur ein, fährt der Aufzug am Ziel vorbei. Das ist ungewohnt und überfordert vor allem den Aufzug selbst: nach zehn Minuten ist die bestellte Kabine noch immer nicht da. Einige versuchen ihr Glück auf der anderen Seite des Schiffes, wir warten. Und dann kommt sie endlich. Wir müssen auf Deck 10, die Kabine 10189 ist rasch gefunden, aber von den Koffern ist weit und breit nichts zu sehen. Dabei hat das Zeitfenster für das Abendessen längst begonnen, und wir hätten uns vorher gerne noch umgezogen. Die Rezeption verspricht nachzuforschen. Gut, gehen wir halt verschwitzt zum Essen. Und als wir zurückkommen, sind auch die Koffer da.

Als wir schließlich am Ende dieses langen Tages mit je einer Pinacolada in der Hand auf dem Promenadendeck sitzen, wissen wir: nun kann der Urlaub beginnen.

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Mit dem Auto nach Martinique

Natürlich legen wir nicht die gesamte Strecke zum Schiff, das im Hafen von Martinique auf uns wartet, mit dem eigenen Auto zurück. Genau genommen war der Plan eigentlich sogar ein völlig anderer. Aber dann kam der Bahnstreik und machte Makulatur aus unserem Rail-and-Fly-Ticket.

Zum Glück konnten wir das Hotel für die Übernachtung in Frankfurt stornieren, die ein wesentlicher Teil unseres Plans gewesen war, denn wenn ein Flug um 12 Uhr startet und man samt Koffern drei Stunden vorher am Schalter der Condor sein muss, wäre die einzige Möglichkeit ein Fahrtantritt morgens um halb fünf gewesen. Noch dazu: wir kennen doch unsere Bahn. Ein so großes Risiko, den Flug zu verpassen, wollten wir dann doch nicht eingehen, und so fanden wir die Lösung, mit dem Auto bis in die Nähe des Flughafens zu fahren, wo es dann quasi familiär unterkommen kann. Wir selbst haben uns im Mercure Hotel in Langen einquartiert. Morgen früh werden wir Manuel treffen, ganz kurz nur, denn er wird uns zum Flughafen bringen.

Unseren Hunger stillen wir bei einem asiatischen Fastfood-Restaurant, das Online-Bestellungen zum Selbstabholen anbietet. Und das klappt auch alles wirklich wie am Schnürchen, genau wie unser privat organisierter Transfer. Das Auto hat nun, in einer Tiefgarage in Langen, 14 Tage Ruhe vor uns.

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Paris, au revoir!

In meiner Erinnerung bildeten Eiffelturm und vorgelagertes Marsfeld ein malerisches Ensemble, wo man gerne entlang flaniert, um abschließend direkt unter dem Pariser Wahrzeichen zu stehen. Das war einmal. Heute sind die Grünanlagen eingezäunt, wohl um olympiagerecht umgestaltet zu werden, und den Eiffelturm umgibt eine unüberwindlich hohe gläserne Absperrung, die lebhaft an die Berliner Mauer erinnert, nur dass die aus Beton war und eine Krone aus Stacheldraht trug. Wie kommt man denn da hinein? Zur Rechten wie zur Linken war nirgendwo ein Durchgang zu sehen.

Intuitiv liefen wir nach rechts, um unser Glück an der nordwestlichen Festungsmauer zu versuchen. Tatsächlich fand sich dort eine Sicherheitsschleuse mit langen Wartereihen, an denen aber zum Glück nur ein paar Dutzend Einlasswillige anstanden. Zum Konzert? Bitte durch die linke Schleuse! Metallische Kleinteile ins Wännchen, Handtasche aufs Förderband, Mantel und Jacke öffnen, auf Handzeichen durch die Schleuse gehen, erlösendes Kopfnicken abwarten, und zum Schluß die Siebensachen wieder verstauen, nach Möglichkeit die eigenen. Jetzt noch am Schalter gegen Vorlage der Konzertkarte das Ticket für den Schrägaufzug geholt, und schon steht man … vor einer weiteren Sicherheitsschleuse. Wieder Schlange stehen, wieder alles auspacken, wieder durch den Scanner gehen, dann durften wir endlich auf den Aufzug warten, der uns hinauf in die erste Ebene brachte.

Die unterste Plattform des berühmten Gitterturmes hat in der Mitte ein großes Loch, durch das man auf den Platz hinunter sehen kann. Der Konzertsaal befindet sich zwischen dem Nord- und dem Ostpfeiler und bietet Platz für etwa 250 Zuhörer. Ein Streichquintett gab eine Stunde lang Werke von Strauß („Danube bleu”) und Shostakowitch, insbesondere aber von Vivaldi zum besten, auf eine recht kurzweilige und unterhaltsame Weise, während draußen der Turm wie zu jeder vollen Stunde für fünf Minuten sein Glitzerkleid anlegte. Was für ein Ambiente!

Für den Rückweg zum Hotel nahmen wir dann eine andere Route. Nicht so dreckig wie der Weg an der Marsfeld-Baustelle entlang, aber genauso weit. Das Pariser Metronetz orientiert sich eben am Mobilitätsbedarf der Bevölkerung, nicht an dem der Touristen.

Noch immer traumatisiert von der einstündigen Tunnelpanne vorgestern machten wir uns heute schon am späten Vormittag auf den Weg zum Gare de l’Est, wo um 13.52 unser TGV nach Stuttgart abfahren sollte. Der in der DB-App genannte Bahnsteig hat allerdings eine Zugangssperre, und unser Ticket war nur ein ausgedrucktes Blatt. Wie sollte das funktionieren? Die Dame am Schalter wußte es zwar, aber wir verstanden nur „20 minutes” und „Scanner”. Wahrscheinlich war aber einfach nur die Gleisnummer falsch, und wir sollten stattdessen auf den Abfahrtsmonitor achten.

Tatsächlich kam dann zum genannten Zeitpunkt eine Lautsprecherdurchsage, sogar auf deutsch, und augenblicklich setzte sich praktisch die gesamte wartende Menschenmenge in Bewegung. Hier am vorletzten Gleis stand die Sperre offen, und ein Bediensteter scannte die Tickets der Reisenden. Auf unserem stand die Wagennummer 18. Wir liefen an der 8 vorbei: die TGV-Wägen sind ziemlich lang. Dann an der 9? Denkste, der nächste Wagen hatte die Nummer 7 und so weiter, bis vorne an der 1 vorbei zur Lokomotive. Erst jetzt konnten wir so weit um die Kurve sehen, dass wir den zweiten vorgespannten Zug bemerkten: Wagen 11, Wagen 12, Wagen 13. Langer Rede kurzer Sinn: unsere Plätze waren ganz vorne, fast schon draußen auf der Gleisharfe.

Durch die Pariser Vororte ging es noch im gemäßigten Tempo voran, aber dann kletterte der Tacho rasch auf rund 310 km/h, manchmal etas mehr, dann wieder etwas weniger, auf jeden Fall aber konstant über 300. Ort und Geschwindigkeit kann man in den Schnellzügen der französischen Staatsbahn auch auf dem Smartphone mitverfolgen, wo es auch ein Filmprogramm und die Speisekarte des Bordbistros gibt. So macht Bahnfahren richtig Spaß! Schnell waren wir in Straßburg, wo wir – willkommen in Deutschland – erst einmal mit Verspätung und halbierter Geschwindigkeit in Richtung Karlsruhe ablegten. In Stuttgart dann, an der großen Baustelle, endete das Vergnügen. Von hier ging es mit dem IC weiter nach Nürnberg. Willkommen zuhause!

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Architektonische Wunderwerke

Das futuristische Gebäude der Fondation Louis Vuitton sieht wie ein riesiges gläsernes Segelschiff aus und befindet sich in einem Erholungspark, den man aber von der Metro kommend nur entlang einer Autostraße passieren kann. Zudem war das einigermaßen schöne Wetter nur von recht kurzer Dauer. Glücklicherweise blieb uns das Anstehen vor der Sicherheitsschleuse weitestgehend erspart.

Drinnen gibt es unter der bereits erwähnten Hülle aus Glas und Stahl einige Räume, in denen zur Zeit Marc Rothko ausgestellt wird. Viele seiner Bilder bestehen nur aus zwei oder drei Farbflächen, wurden aber trotzdem von so vielen Menschen bestaunt, dass wir uns lieber bis nach ganz oben flüchteten, wo man von den diversen Dachterrassen schöne Ausblicke auf die abenteuerlichen Architekturdetails genießen kann.

Auch von unten ist das Gebäude interessant, aber man muss sich die paar Schritte nach draußen mit zwei Sicherheitskontrollen erkaufen, einmal beim Verlassen des Gebäudes durch die Drehtür und einmal bei der Rückkehr durch die andere Drehtür.

Der Tag begann heute mit einer kleinen Überraschung, denn die Metrostation vor dem Hotel war verrammelt. Das sei jeden Sonntagvormittag so, wußte die Rezeptionistin. Wir könnten zur anderen Metrolinie zwei Stationen entfernt laufen. Bei Regen? Ja, oder die Straßenbahn nehmen, das koste dann aber extra. In Paris ist es nämlich so, dass man beim Einsteigen in die Metro ein Ticket entwerten muss, egal welche Transfers zu anderen Linien man dann im weiteren Verlauf nutzt. Straßenbahnen und Busse bleiben da aber außen vor, es sei denn, man hat ein Tagesticket. Also besorgten wir uns wieder ein solches, denn es kostet etwa genauso viel wie vier Einzelfahrten. Und die würden wir mindestens brauchen heute.

Wir wollten nämlich ein Stück weit die Champs-Elysées entlang laufen, stiegen also an der gleichnamigen Station erst einmal aus. Von einer prachtvollen Einkaufsmeile war aber weit und breit nichts zu sehen, denn die beginnt erst an der nächsten großen Kreuzung stadtauswärts. Einen Apple Store gibt es da, der außen und innen wie ein Barockschloß aussieht. Und diese hatten ja bekanntlich keine Toiletten. Ein Stück weiter, bei McDonalds, wurden wir fündig. Wir promenierten dann weiter bis zum Arc de Triomphe, wo wir den Bau samt vielspurigem Kreisverkehr aus sicherer Entfernung bewunderten, ehe wir erneut die Metro bestiegen, um zum oben erwähnten Jardin d’acclimatation zu fahren.

Heute abend steht noch ein Konzert auf dem Eiffelturm auf unserer Agenda. Natürlich nicht oben in der Turmspitze, denn da käme ja noch nicht einmal das Orchester unter. Nein, der Saal befindet sich auf dem unteren der beiden Zwischendecks.

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Bilder und Musik

Die berühmten Rundum-Lichtprojektionen, quasi das Urgestein der immersiven Bildpräsentation, befinden sich in der Nähe der Metrostation „Rue Saint-Maur”, wahlweise auch „St-Ambroise” oder „Voltaire”, also eigentlich genau in der Mitte zwischen all diesen Bahnhöfen, was auf einen kleinen Fußmarsch hinausläuft. Und das bei Regen. Aber die Mühe lohnt sich.

Den entzückt herumspringenden und Lichtflecken hinterher jagenden Kleinkindern gefällt die Paul-Klee-Show besser als die eher sakral inspirierten Bilder von Marc Chagall. Dabei sind die letzteren eigentlich viel ansprechender, die Show dauert länger, und sie ist mit passenderer Musik unterlegt.

Inspiriert von der Musik und den über die Mauern der ehemaligen Fabrikhalle huschenden Objekten wendeten wir uns jetzt der Cité de la musique zu, also der neuen Pariser Philharmonie und deren Umfeld. Die Fassande des futuristischen, von Jean Nouvel entworfenen Baus ist mit Tausenden stilisierter Vögel bedeckt und sieht von weitem eher wie ein verunglücktes Raumschiff aus. Gleich nebenan befindet sich ein weiterer Bau und darin ein Museum für Musikinstrumente. Wir sahen allerlei Streich-, Blas- und Zupfinstrumente und als Höhepunkt einen vier Meter hohen Kontrabass. Eine Besonderheit sind auch die zahlreichen, aus Teilen von Instrumenten zusammengebauten Tiermodelle, die sich bewegen und dabei allerlei Laute von sich geben.

Die Fahrt von der Porte de Pantin zurück ins Hotel gestaltete sich dann langwieriger als gedacht. Dass ein Metrozug länger als geplant in der Station verweilt, hatten wir schon zweimal, aber nach ein paar Minuten schlossen sich dann doch die Türen, und es ging normal weiter. Nicht so an der Station Ourcq der Linie 5, wo wir eine Dreiviertelstunde zuerst im Gedränge stehend, dann aber doch im Sitzen auf die Weiterfahrt warten mußten. Wir kamen aber gerade einmal bis zum nächsten U-Bahnhof, und nach einer weiteren Viertelstunde zu einem dritten, der nun aber zum Glück ein Umsteigebahnhof war. Alle Fahrgäste mussten den defekten Zug verlassen und sollten am Bahnsteig auf den nachfolgenden warten. Wie voll dieser Zug wohl sein mochte? Immerhin waren ja in der letzten Stunde rund 20 Züge ausgefallen. Wir beschlossen also, einen Zug der Metrolinie 2 zu nehmen, nicht ahnend, dass diese Linie eine Hochbahn ist, wir also nicht nur die Treppen hinauf zur Straßenebene, sondern auch noch, ganz ohne Rolltreppen, in luftige Höhe ans Gleis steigen mußten. Und dann zwei Stationen später wieder hinab, zur vertrauten Linie 4 nach Clignancourt.

Geht trotz der verlorenen Stunde heute noch etwas? Aber sicher doch, wir haben ja noch das Centre Pompidou auf unserem Plan. Das Kulturzentrum mit den bunten Rohren und der markanten, diagonal über die Fassade führenden Außenrolltreppe wäre zwar leicht über die Metrostation „Rambuteau” der Linie 11 erreichbar, aber das Umsteigen gestaltet sich in einigen Stationen so weitläufig, dass man besser und schneller zum Ziel kommt, wenn man das letzte Stück zu Fuß geht.

Auf den insgesamt 6 Ebenen, deren oberste einen schönen Blick auf den Eiffelturm gewährt, befinden sich verschiedenste Institutionen, ganz oben ist zum Beispiel ein Ausstellungsraum, wo zur Zeit Werke von Picasso gezeigt werden. Die Zwischenwände, die man braucht, um die vielen Bilder zu zeigen, hat man praktischerweise an die Decke des großen Saales gehängt.

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