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Endlich angenehm warm

Die empfindlich kühlen Regionen liegen endlich hinter uns, immerhin haben wir inzwischen gut 1.500 Kilometer Pazifikküste passiert.

Bevor wir heute morgen von Noosa Heads aufbrachen, gönnten wir uns noch eine halbtägige Wanderung: zuerst durch den hiesigen Urwald mit seinen gewaltigen Baumriesen, dann ein paar Kilometer entlang der Küste, deren heranrollende Brecher heute Dutzende von Surfern begeistern.

Heute ist Sonntag. Da geht man in Australien … nein, nicht in die Kirche, sondern zum Surfen. Von den vielen Leuten jeden Alters, die uns auf dem Küstenweg begegnen, trägt jeder zweite ein Surfbrett unter dem Arm. Von weitem sehen sie aus wie große Blattschneider-Ameisen.

Wenn das rollende Hotel auf einem Campingplatz eintrifft, richten sich die Blicke der bereits Anwesenden auf das seltsame Gefährt, aus dem 20 Personen klettern, um es aufzubauen und dann an fünf Biertischen das Abendessen einzunehmen, das Fahrer und Reiseleiterin zubereiten.

Von der Gold Coast zur Sunshine Coast

Brisbane ist eine Stadt wie aus dem Bilderbuch. Von einem Aussichtsberg aus sehen wir den Fluß, der sich in mehreren Schleifen durch das Stadtgebiet windet, die grünen, niedrig bebauten Außenbezirke und natürlich das Zentrum mit den markanten Wolkenkratzern. Dort stellt Rudi, unser Busfahrer, wenig später den Bus in der Nähe des botanischen Gartens ab: eine Stelle, die wir alle leicht wiederfinden können, wenn wir vom Stadtbummel zurückkehren.

Und was gibt es nicht alles zu sehen. Wie in vielen australischen Städten mischt sich alt mit neu, das alte Rathaus, dessen Glockenturm einst das höchste Gebäude der Stadt war, wirkt noch immer wuchtig-repräsentativ, die Kirche gegenüber jedoch sieht vor der Kulisse der Wolkenkratzern etwas zwergenhaft aus. Wir suchen uns einen Weg zwischen den Kolossen und unter dem Highway hindurch zur Anlegestelle des Linienschiffs, das uns hinüber zur anderen Flußseite bringt. Dort hat die Stadt eine Freizeit-Area angelegt, die von der Bevölkerung freudig angenommen wird, mit Riesenrad, Freibad, Wasserspielen und viel Grün dazwischen.

Von hier führt uns eine Fußgängerbrücke wieder zurück und in den botanischen Garten mit seinen Riesen-Gummibäumen und dem Hibiskusgarten, der mit besonders großen Blüten in allen Farben beeindruckt. Und dann ist der Stadtrundgang auch schon wieder zu Ende, und der Pacific Highway nimmt uns wieder auf. Die Gold Coast hinter uns lassend, bewegen wir uns nun entlang der Sunshine Coast nach Noosa Head, unserem heutigen Etappenziel.

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Unterwegs

Australien muß man im australischen Winter bereisen, haben sie gesagt. Weil es dann nicht so heiß ist, haben sie gesagt. Daß es im Südosten im Winter arschkalt ist, haben sie nicht gesagt. Wobei die Kälte gar nicht das Problem ist, man hat ja eine warme Zudecke. Aber es wird eben auch relativ früh dunkel, und statt laue Sommerabende zu genießen, sitzt man dann halt im Dunkeln herum oder geht frühzeitig ins Bett. Denn Aufenthaltsräume, im Idealfall mit WLAN, haben die Campingplätze hier nicht.

Wir fahren, von Sydney kommend, auf dem Highway die Ostküste entlang nach Norden. Damit ist man eigentlich den ganzen Tag beschäftigt. Gestern gegen 15 Uhr erreichten wir das Städtchen „Surfers Paradise”. Was nach einem Hüttendorf für Wassersportler klingt, ist eine Mischung aus New York und Venedig. Das erste wegen der Wolkenkratzer, das zweite, weil das ganze Stadtgebiet von Kanälen durchzogen ist, ihre Gesamtlänge soll sogar größer sein als die der Lagunenstadt. Man kann ein wenig am Strand herumlaufen und den Surfern bei der Suche nach der idealen Welle zusehen. Oder ein wenig durch die Einkaufsmeile spazieren, die genauso aussieht wie andere Einkaufsmeilen auch.

Zum heutigen Campingplatz sind es nur noch ein paar Kilometer. Dort angekommen, muß erst einmal die Elektrik des Busses inspiziert werden, denn der Motor läßt sich nicht mehr starten, und auch die Innenbeleuchtung ist ausgefallen. Die Elektrik sitzt im Kofferraum. Ob die Koffer sich freuen, daß sie heute mal ein wenig raus dürfen? Man könnte die Zeit nutzen, um ein paar Sachen zu waschen, denn der Platz hat eine schöne, moderne Laundry. Aus technischen Gründen kommt man aber nicht an die Schmutzwäsche heran, bevor nicht die Kofferraumklappen wieder geschlossen und der Zugang zu den Kabinen aufgebaut ist. Aber irgendwann sind wir dann fertig.

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Verkehrte Welt

Sydney wird umgebaut. In Sydney wird eigentlich immer irgend etwas gebaut, vor allem neue Wolkenkratzer. Als ob es nicht schon genügend davon gäbe! Wir sind wieder mit dem roten Rotel-Reisebus unterwegs. Wenn der Bus zugleich Hotel ist, muß zuerst alles abgebaut und verstaut werden: Beleuchtung abbauen und Kabel aufrollen. Dann die Plane weg, die Stützen für den Vorraum, der Vorraum selbst, zuerst die Bodenteile nach oben, dann die Dachteile nach unten, verriegeln, fertig. Und abends in umgekehrter Reihenfolge wieder aufbauen. Trotz der Mithilfe aller schaffen wir das in jeweils längstens 15 Minuten.

Die Stadtrundfahrt führt uns zu den Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muß. Man wäre zum Beispiel nicht in Sydney gewesen, hätte man nicht das sensationelle Opernhaus mindestens einmal zu Fuß umrundet. Von innen darf man es eigentlich nur mit Führung besichtigen, aber die letzte Gruppe hat vergessen, die Absperrkordel zu schließen. Und man muß ja nicht wissen, daß das keine Einladung ist. Nach einer Stunde setzen wir die Fahrt fort und besichtigen im Vorbeifahren die senkrechten Gärten, das ist ein von außen begrüntes Hochhaus, sowie den berühmten Bondi Beach, draußen an der Pazifikküste, wo die Bucht von Sydney beginnt. Es folgt ein Rundgang auf eigene Faust, der uns in das schöne alte Kaufhaus Victoria führt sowie noch einmal in den Botanischen Garten, speziell in die Abteilung mit den fleischfressenden Pflanzen.

Morgen fahren wir in eine etwas wärmere Gegend. Hier in Australien ist ja vieles genau anders herum als zuhause: die Sonne wandert von rechts nach links über den Himmel, der abnehmende Mond sieht wie ein zunehmender aus, und je weiter man nach Norden kommt, desto wärmer wird es.

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Zwanzig Flugstunden bis Sydney

Nach zwanzig Stunden Flug, die meisten davon mit geschlossenen Fenstern, hat man jegliches Zeitgefühl so gründlich verloren, daß der Jetlag keine Chance hat. Zudem hatten wir Glück mit unseren Sitzplätzen, die Reihe 41 ist nämlich die erste in der Economy Class, und wo vor einem keine Rückenlehne ist, kommt einem auch keine Rückenlehne entgegen, wenn der Vorderpassagier es gemütlicher haben will. Der kleine Tisch ist hier in der Armstütze verstaut, und der Monitor hängt entweder an der Wand vor einem oder teilt das Schicksal des Tischchens. Aber das Bordprogramm ist eh nicht zu gebrauchen, und so übernimmt das eigene Smartphone diesen Part. Und dann sind wir endlich in Sydney, wo das rollende Hotel schon aufgebaut auf uns wartet. Im Dunkeln rasch noch alles aus dem Koffer geholt, was man so braucht, und was aber nicht in das Handgepäck durfte, dann heißt es: gute Nacht.

Der erste Morgen auf dem Roten Kontinent begrüßt uns sonnig, aber frisch, denn auf der Südhalbkugel ist ja gerade Winter. Unter den Bäumen hat sich ein Schwarm weißer Kakadus niedergelassen. Heute steht ein Besuch der Altstadt von Sydney auf dem Programm. Wir erkennen schnell, warum das Stadtviertel „The Rocks“ heißt, denn es ist in einen Felsrücken gebaut. Die ersten Häuser waren klein, wo nur noch die Grundmauern stehen, hat man zur Veranschaulichung ein paar typische Möbelstücke künstlerisch nachgestellt: Tisch und Stühle, eine Standuhr, ein Sideboard. An einer anderen Stelle wurde die doch recht übersichtliche Vergangenheit sogar archäologisch ergraben. Der Rest des Stadtviertels besteht aus Häusern der zweiten Generation, die vor den modernen Wolkenkratzern geradezu zwergenhaft anmuten. Einen ähnlichen Generationenwechsel sieht man hier allenthalben: dreistöckige Häuser neben zehnstöckigen, die wiederum von achtzigstöckigen überragt werden.

Das Opera House kennen wir ja schon, und ebenso den Botanischen Garten. Trotzdem ist es immer wieder ein Genuß, dort herumzustreifen und den Anblick der segelartigen Dächer vor der Harbour Bridge zu genießen, dazu die Skyline und im völligen Kontrast zu alledem das frische Grün des Gartens mit seinen exotischen Bäumen und Pflanzen.

Den Sydney Tower ist ein recht spezieller Ort. Noch überragt er die Wolkenkratzer, und man kann den Sonnenuntergang und die heraufziehende Nacht genießen. Aber der freie Blick auf die Harbour Bridge und das Opernhaus dürfte der Vergangenheit angehören.

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Von vollen Zügen und so

Wir sollen Inlandsflüge meiden und lieber mit der Bahn fahren, sagt Greta. Und recht hat sie, denn wie sollte man sonst den Unterschied ermessen? Keine Fluglinie der Welt bietet dem Reisegast das Erlebnis, sich im kombinierten Passagier- und Gepäckabteil aufzuhalten, zunächst auf der Suche nach einer Ecke, in die er sich vorübergehend zurückziehen kann, um die Mitreisenden samt ihrer Gepäckstücke vorbei zu lassen, die auf der Suche nach ihrem reservierten Platz von hinten nach vorne oder von vorne nach hinten wollen. Hat sich die Lage schließlich etwas entspannt, könnte man nun seine eigenen Reisekoffer irgendwo unterzubringen versuchen. Leider wollen aber fast alle Passagiere zum internationalen Flughafen, was vor allem den Gepäckfächern deutlich anzumerken ist. Am Ende sitzt man schließlich doch irgendwo gegen Fahrtrichtung und versucht sich zu merken, wo im Abteil welcher Koffer noch ein freies Plätzchen gefunden hat. Nächster Halt ist Würzburg, und wie sollte es anders sein, als daß weitere Fahrgäste mit Koffern am Bahnsteig stehen, die ebenfalls nach Frankfurt wollen.

Unser Ziel ist dieses Mal aber nicht der Flughafen, sondern der Hauptbahnhof, wo wir in der Nähe eine Zwischenübernachtung einlegen. Die Frankfurter Stadtplaner scheinen sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, daß sie für Hotelgäste möglichst unattraktiv sein wollen. Deshalb haben sie rund um den Bahnhof Anti-Rollkoffer-Pflaster verlegt. Und sie haben den größten Teil der Rolltreppen gesperrt. Nicht zwecks Wartung, sondern richtig stabil mit Blech verkleidet. Zum Glück verlaufen wir uns aber erst einmal, und zwar wegen des bewußten Rollwiderstandes. Denn im Inneren des Bahnhofs kommt man deutlich besser voran, und vom Nordausgang sind es dann nur noch ein paar Schritte zum … ja, wo ist es denn nun, das „NIU Charly”? In die vorige Straße hätten wir einbiegen sollen, aber da war keine. Und in der zweiten liegt wieder Anti-Rollkoffer-Pflaster, alle eineinhalb Meter ein Grobstein-Querstreifen. Völlig abgekämpft erreichen wir das Hotel von der hinteren Seite her. Der kürzeste Weg wäre durch die Unterführung gewesen, aber natürlich mit Hochtragen der Koffer mangels Rolltreppe. Man kann halt nicht alles haben.

Ein Abendspaziergang am Main? Der Weg vom Hotel dorthin führt mitten durch das Rotlichtviertel, aber das kann man ja als Ortsfremder nicht wissen.

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