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Ausflug in die Löhe-Zeit

IMG_0356Das Baldachinbett stammt aus dem Jahr 1855, der Schrank daneben wurde offenbar erst 5 Jahre später fertig, kein Wunder bei der liebevollen Bemalung und dem harten Leben auf dem Land. So hart, daß etliche Familien nach Amerika auswanderten und heute in Michigan leben, von Wilhelm Löhe (1808-1872) im Geiste des Neuluthertums seelsorgerisch betreut. Im Museum gibt es auch eine Knechtskammer, direkt unter den Dachziegeln. Was muß das im Winter kalt und zugig gewesen sein.

Es ist nicht das erste Museum, das wir heute besuchen. Der Sonntagnachmittag ist zwar eine gute und praktische Zeit, aber wenn man sich zwei oder drei Museen vorgenommen hat, kann es terminlich schon etwas eng werden. Vom Museumshof Roßtal zum Beispiel sahen wir nur, was der Name andeutet: den Hof. Sehr ausgiebig hingegen widmeten wir uns dem Heilsbronner Museum „Vom Kloster zur Stadt” mit seiner ansprechenden Inszenierung. Dem himmlischen Thema angemessen befindet es sich ganz oben im Dachgeschoß des Konventhauses.

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Auf Museumstour im Steigerwald

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Was hier so frisch, ja beinahe appetitlich aussieht, sind Millionen Jahre alte versteinerte Araukarien-Früchte. Wir entdeckten sie im Museum des kürzlich verstorbenen Fossiliensammlers Hans Klein. Auf engstem Raum sind dort bemerkenswerte Raritäten versammelt, teils aus dem Fränkischen, teils von anderen Kontinenten wie etwa dem Petrified Forest in den USA.

Beinahe hätten wir das Museum nicht gefunden, denn die in älteren Verzeichnissen eingetragene Hauptstraße wurde nicht nur umbenannt, sondern das Städtchen ist durch Eingemeindung zu einer neuen Hauptstraße gekommen, so daß das Navi den interessierten Besucher zielstrebig zum falschen Haus führt. Gut, daß wir so hartnäckig geblieben sind. Prichsenstadt ist übrigens auch als städtebauliches Ensemble durchaus sehenswert.

Heute morgen besuchten wir schon das Stadtmuseum in Schlüsselfeld mit seiner „Steigerwald-Hangmaus”, deren bergseitige Füße angeblich kürzer sind als die talseitigen. Man darf eben nicht alles glauben.

Für den späten Nachmittag steht noch ein Museum auf dem Programm, das auch nicht ganz leicht zu finden ist, denn es befindet sich … in der Vollzugsanstalt, auf deutsch Gefängnis. Um Strafvollzug geht es in der Ausstellung jedoch nur ganz am Rande, eigentliche Attraktion des Museums sind die Räume selbst, denn das Gefängnis war früher ein Kloster und das Museum die Wohnung des Abtes. Mit barockem Hausaltar.

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Geklöppeltes und Gewebtes

P1070041Der heutige Ausflug in die Welt der Museen abseits der Metropolen führt nach Roth und Abenberg – und zwar mit dem Linienbus. Der startet direkt an der S-Bahn Endhaltestelle in Roth und bringt den museumsaffinen Ausflügler zunächst einmal in die malerische Altstadt von Abenberg. Das kleine Städtchen hat gerade einmal 5.500 Einwohner, kann aber mit zwei Museen und einer Burg aufwarten, die sich stolz die Krone des Rangaues nennt.

Oben angekommen gilt das Interesse nicht dem größeren Haus Fränkischer Geschichte, sondern dem kleineren Klöppelmuseum gegenüber. Dort ist in angenehmer Atmosphäre dargestellt, wie durch geduldiges Verdrehen und Verknüpfen vieler Dutzend Fäden schließlich ein Spitzendeckchen, eine Borte oder ein ganzes Kleid entsteht. Alles in Handarbeit, versteht sich.

Man darf in ländlichen Regionen die Abfahrt des Linienbusses nicht verpassen, und so ist etwas Eile angesagt, denn der nächste fährt sonntags erst drei Stunden später. Zweites und letztes Ziel meines Ausflugs in die mittelfränkische Textilwelt ist das Industriemuseum der Kreisstadt Roth.

Hier werden an meterhohen Maschinen bunte metallene Fäden zu allerlei Waren verarbeitet, die man Leonische nennt. Das Know-how ihrer Herstellung kam mit den vertriebenen Hugenotten aus dem französischen Lyon hierher.

Das maschinelle Heben und Senken, Drehen und Wickeln fasziniert, ich könnte stundenlang zusehen. Leider ruft aber ein privater Termin auch hier zur Eile, und vorbei am Bachlauf und einer blühenden Sommerwiese geht es hinauf zur wartenden S-Bahn, wobei das prächtige Schloß Ratibor links liegen bleiben muß. Ein guter Grund, noch einmal wiederzukommen.

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Nürnberger Sonnenuhren

IMG_0097Mach’ es wie die Sonnenuhr, zähl’ die heit’ren Stunden nur! Und wie ist das bei einer Sonnenuhr, die im Schatten liegt? Der Nürnberger Sonnenuhrenweg bietet so manche Gelegenheit, die eigenen Vorstellungen über die typischen Eigenschaften einer Sonnenuhr zu verifizieren.

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So scheint das obige Motto am IHK-Gebäude in der Nähe des Nürnberger Hauptmarkts in ganz besonderem Maße zu gelten.

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Hunderte von Touristen fotografieren täglich das Heilig-Geist-Spital, die Sonnenuhr am Südgiebel dürfte von den meisten unbemerkt bleiben, da etwas hinter den Ästen der Pappel versteckt.

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Eine besonders schöne Sonnenuhr befindet sich am Haus Innere Laufer Gasse 11. Und das, obwohl die Renovierung nun doch schon einige Jahre zurückliegt, wie die römische Jahreszahl verrät.

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Wer sagt, daß eine Sonnenuhr römische Ziffern haben muß? Diese hier hat arabische. Zum Vordach kommt hier als natürlicher Feind noch der Baum. Gesehen am Heilig-Geist-Spital, vom gegenüberliegenden Ufer aus.

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Das soll eine Sonnenuhr sein? Um sie zu verstehen, bräuchte man wohl eine Anleitung. Standort: der Platz vor dem Gewerbemuseum.

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Richteten sich die Fahrer der am Hallplatz startenden Ausflugsbusse nach der Sonnenuhr an der Mauthalle, würden sie bei Regen erst gar nicht losfahren.

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Mit Buchs-Einfassungen kenne ich mich aus, sie zu schneiden besserte einst mein Taschengeld auf. Hier hat jemand römische Zahlen geschnitten. Des Rätsels Lösung wird sicher niemanden überraschen: es ist tatsächlich eine Sonnenuhr, und sie befindet sich in den Nürnberger Hesperidengärten.

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Wie versprochen…

der zweite Teil der Jordanien-Rundreise:

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Weidenberger Museumsweg

Akelei
Es empfiehlt sich, den Weidenberger Museumsweg an einem ersten Sonntag im Monat zu begehen. Denn nur am ersten Sonntag eines Monats haben alle Museen geöffnet. Und heute ist der erste Juni. Ein Sonntag.

Weidenberg ist Endstation einer Bahnlinie, die von Bayreuth her mit modernen Triebwagen befahren wird. Und es kann – bei 6.000 Einwohnern – mit sage und schreibe 5 Museen aufwarten. Auf unserem Plan stehen zwar 6 Museen, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Scherzenmühle, unser erstes Ziel, liegt etwas abseits. Als wir dort eintreffen, ist noch geschlossen, aber schon bald kommt eine freundliche Dame und entschuldigt sich für ihr Zuspätkommen. Halb so schlimm. Im Museum gibt es Wohnraum, Küche, Stall und natürlich das funktionsfähige Mahlwerk, das aber nur an besonderen Tagen in Betrieb genommen wird. Heute ist aber einfach nur Sonntag.

Um das Militärmuseum zu finden, müssen wir hinauf in den Ortskern. Es ist eines der bedeutendsten Museen seiner Art weit und breit. Besonders faszinieren uns die schönen Dioramen.

Die Musikinstrumentensammlung befindet sich nur einen Steinwurf entfernt und kann mit Akkordeons und Bandoneons, aber auch einem Harmonium aufwarten, auf dem der Hausherr gerne eine Probe seines Könnens gibt.

Das Zinnfigurenmuseum suchen wir vergebens, es wurde aufgelöst und war zudem nie an der angegebenen Adresse. Auf dem Weg zum Glas-Knopf-Museum, schon fast wieder am Bahnhof, kommen wir noch an der Volkskundlichen Sammlung vorbei, die das gesamte Untergeschoß des Schulhauses einnimmt. Was gibt es da nicht alles zu bestaunen: Geräte, Korbwaren, eine riesige Wäschemangel und noch viel mehr.

Im Glas-Knopf-Museum werden, wie der Name schon sagt, Glasknöpfe hergestellt. Ausgangsmaterial sind Stangen aus Buntglas, das Endprodukt sind edle Knöpfe in allerlei Farben.

Unser Fazit: will man alle Museen des Museumsweges sehen, sollte man sich an den einzelnen Stationen nicht zu lange aufhalten, sonst schafft man es nicht in der limitierten Zeit.

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Wie versprochen…

… folgt auf die Reise das Video zur Reise. Dieses Mal immerhin schon nach knapp vier Wochen 😉 Allerdings muß es hier und heute noch heißen: Fortsetzung folgt. Denn es fehlt noch der Teil über Petra, die Felsenstadt.

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Maiausflug zu den Inka

Mumie
Der etwas gruselige Herr ist der Star der Inka-Ausstellung im bayerischen Rosenheim. Der Lokschuppen versteht es wieder einmal blendend, ein Thema fesselnd in Szene zu setzen, zwei Stunden vergehen wie im Flug.

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Petra by Night

Die Felsenstadt sah gestern abend ganz anders aus als gewohnt: zahllose Kerzen zur Linken wie zur Rechten wiesen den Weg hinüber zum Eingang der Schlucht und dann zwischen den steilen Wänden der Klamm hinab zum kleinen Platz vor dem Schatzhaus. Dort hatte man für uns und die anderen Gäste Matten aufgelegt, damit wir nicht im Sand sitzen mußten, der im übrigen vernehmlich nach Esel roch. Gespannt harrten wir der Dinge, die da kommen und uns für den zwar romantischen, dennoch aber etwas anstrengenden Fußmarsch durch den Siq entschädigen sollten.

Man bot uns Tee an, stark gesüßt, während sich hinter uns die Reihen weiter füllten und ein Flötenspieler anhub, eine arabisch-exotische Melodie zu spielen. Oben am kleinen Stück Himmel, das die Schluchtwände frei ließen, funkelten die Sterne, vor uns im Halbdunkel waren schemenhaft die Pfeiler des über 2000 Jahre alten Gebäudes zu erkennen. Was für eine Atmosphäre! Und noch immer kamen Menschen den Siq herab, wurden irgendwo plaziert und mit Tee bewirtet, während in der Mitte ein Beduine ein Lied zum besten gab, gefolgt von einem weiteren Flötenspiel.

Dann begann er von den Erbauern der Felsenstadt zu erzählen, und wir möchten uns doch vorstellen, wie es war, als hier auf diesem Platz morgenländische Schönheiten tanzten. Und daß wir bitte nicht vergessen sollten, beim Verlassen des Platzes alle unsere Besitztümer wieder mitzunehmen. Wie denn, das war’s schon? Die Zeit war wie im Flug vergangen.

Der letzte Tag unserer Rundreise führte uns wieder nach Amman, wo es eine zwar moderne, aber nicht sonderlich attraktive Moschee zu besichtigen gab sowie einen Hügel mitten im Stadtzentrum, der bereits in der Steinzeit besiedelt gewesen sein soll und heute von ein paar wieder aufgerichteten Säulen des Herkulestempels dominiert wird, einem Überbleibsel der Römerzeit. Vom kolossalen marmornen Hausherrn selbst blieb nur eine halbe Hand und ein Ellenbogen übrig.

Natürlich reichen all die Worte und Bilder nicht aus, um die Faszination dieses Landes auch nur annähernd wiederzugeben, deshalb wird es in Kürze hier auch noch einen Filmbeitrag geben.

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Über den Hohen Opferplatz

Es gibt zwei Arten, einen Obelisken zu errichten. Die eine: man meißelt in einem Steinbruch ein langes Stück Stein los, bringt es zum vorgesehenen Platz und richtet es auf. Die andere: man sucht sich eine Bergkuppe und meißelt alles weg, was nicht zum Obelisken gehört. Die Nabatäer bevorzugten die zweite Methode.

Allerdings suchten sie sich für ihr Werk einen der höchsten Berge der Umgebung aus, und so warten erneut 800 Steinstufen auf uns. Für zwei fußschwache Teilnehmer und für sich selbst ordert der Reiseleiter drei Esel, und schon sieht man ihn auf dem Grautier bergan ziehen wie einst Jesus, während seine Jünger ihm zu Fuß folgen. In unserem Fall mit einer Flasche Mineralwasser bewaffnet, denn in den nächsten 3 Stunden gäbe es nichts zu kaufen. Was sich jedoch als unzutreffend erweist.

Oben gibt es neben einem steinernen Altar am allerhöchsten Punkt, den bereits erwähnten Obelisken und ein wenig Mauerwerk im wesentlichen sehr viel Aussicht zu bewundern, der Hauptplatz mit dem römischen Theater und einige der Grabtempel liegen uns quasi zu Füßen.

Für den Rückweg nehmen wir eine andere Strecke. Noch ein letzter schweifender Blick – bautz, liege ich auf der Nase: Knie aufgeschlagen, Kamera ein Bild des Jammers. Der Staub läßt sich abwischen, der Kratzer in der Frontlinse nicht. Mein Opfer an die Götter.

Der Weg hinab ist mit seinen steilen, direkt in den Fels gemeißelten Stufen noch abenteuerlicher als der andere. Hier kann kein Esel entgegen kommen. Oder doch? Ist das nicht Eselsdreck, der mitten auf dem Weg einen Schwarm Fliegen begeistert? Und da kommt auch schon so ein Lasttier die Himmelsleiter herauf. Unfaßbar.

Der rote Sandstein ist überall von farbigen Bändern durchzogen, eine in diesen Fels geschlagene Kammer braucht keine Tapete, das Muster für Wände und Decke liefert die Natur. Wir passieren verschiedene mehr oder weniger verwitterte Tempel und kehren sodann bei einer alten Beduinenfrau zur verdienten Rast ein. Natürlich gibt es, wie auch schon weiter oben, nicht nur Andenken zu kaufen, sondern auch Wasser und sogar Tee aus vergoldeten Mokka-Täßchen.

Und dann verlieren wir den Anschluß an die Gruppe. Was nicht weiter tragisch ist, denn die Königsgräber finden wir auch allein. Man hat sie in Petra ja ohnehin ständig vor Augen. Auch hier fasziniert nicht nur der malerische Verfall, sondern auch die sichtbar gewordene innere Struktur des Felsens.

Anhand einer Texttafel versuchen wir die Grabtempel zu identifizieren: Urnengrab, Seidengrab, korinthisches Grab, Palastgrab. Demnach stehen wir … Moment, das sieht aber anders aus. Erst beim zweiten Lesen erkenne ich meinen Fehler: die Gräber von rechts nach links, steht da. Wir sind in Arabien.

Abgekämpft und ich leicht lädiert erreichen wir pünktlich unseren Bus. Für heute abend steht „Petra at Night” auf dem Programm.

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