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Brotzeitadler

Zwiegespräch

So nennt man die Bergdohlen, jene schwarzen Gesellen mit gelben Schnäbeln und roten Füßen, die in den Gipfelregionen nach Gelegenheiten Ausschau halten, vom Proviant der Bergsteiger einen Leckerbissen für sich abzustauben. Dazu haben sie auf dem Gipfel des Nebelhorns heute reichlich Gelegenheit, denn es ist ein wolkenloser Tag mit ausgezeichneter Fernsicht vom Säntis im Westen bis zur Zugspitze im Osten. An die 400 Gipfel sollen es sein.

Aber es tummeln sich heute nicht nur Dohlen in der winterklaren Luft, sondern auch zahlreiche Gleitschirmflieger, die sich von der Thermik noch weit über die Gipfelhöhe von 2.224 Meter hinauftragen lassen. Und Brautpaare, die auf vier Brettern ins Glück wedeln.

Eine Etage tiefer, bei der Station Höfatsblick, hat man ein Eishotel erbaut. Die Saison ist bereits zu Ende, ein Glücksfall für uns, denn so können wir einen Blick in die Räume werfen. Räume, in denen bis auf die Tür und die Lichtquellen alles aus purem Schnee oder Eis ist, sogar das Bett. In der Hochzeitssuite grüßt eine Rose aus einem Eisblock, und die Wände sind über und über mit plastischen Figuren verziert. Etwas Blaues an der Braut soll ja Glück bringen, und wenn es nur ihre steif gefrorenen Finger sind.

Die Dohlen sind nicht die einzigen, über die despektierlich gesprochen wird – den Uhu in der Greifvogelvoliere an der Station Seealpe hat man „Pattex” genannt.

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See vereist, Höhenweg auch

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Zum Freibergsee muß man, egal woher man kommt, zuerst hinauf- und dann wieder hinabsteigen, denn er liegt auf einem Hügel in einer Mulde, ohne daß irgendwo ein Abfluß zu erkennen wäre. Es gibt einen Bootsverleih da oben und ein Freibad, beides aber nutzlos, wenn eine dicke Schicht Eis den See bedeckt. Aber man kann an seinem Ufer sitzen und hinüber schauen zum „schiefen Turm von Oberstdorf“, das ist der Anlauf der Skiflugschanze, die wir am Freitag besucht haben. Von hier sieht man nur den Turm, ein wahrlich seltsamer Anblick.

Denselben Weg wieder hinunter, den wir gekommen sind? Lieber nicht, denn er war noch stellenweise vereist. Es soll einen zweiten geben, und wir finden ihn auch, doch er ist noch wintergesperrt. Und so bleibt uns nur noch der „Edmund Probst Weg”, der auf halber Höhe einen weiten Bogen um Oberstdorf schlägt.

Wie sich schon bald herausstellt, sind seine schattigen Abschnitte ebenso vereist wie der Weg, den wir umgehen wollen. Es hilft nichts, da müssen wir durch, wenn wir rechtzeitig am Bahnhof sein wollen. Und das sollten wir, denn Punkt 15.39 Uhr trifft unser Besuch ein: Tatjana bleibt nur eine gute Stunde, Valentina ganze zwei Nächte.

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Enten, Adler, Huflattiche

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Der Christlessee friert nie zu, auch im Winter nicht. Auf dem See tummelt sich ein Entenpaar, aber es gibt Zoff, denn auf das Revier erhebt bereits ein anderer Anspruch. Als die Konkurrenz verjagt ist, nähern sich seine Liebste und er erwartungsvoll den Menschen am Ufer, aber die Kleinkinder werfen Steine nach ihnen und finden das lustig. Und ihren Eltern gefällt, daß die lieben Kleinen so etwas lustig finden.

Wir stärken uns mit einem ausgezeichneten Apfelstrudel im nahen Gasthaus, denn vor uns liegt ein einstündiger Anstieg hinauf zur Siedlung Gerstruben. Die alten Holzhäuser sind noch weitgehend in dem Zustand, in dem sie Ende des 19. Jahrhunderts verlassen wurden. Eines von ihnen ist als Museum eingerichtet, aber es hat nur samstags für ein paar Stunden geöffnet, und so bleiben uns und den paar anderen versprengten Wanderern nur ein paar neugierige Blicke durch die geschlossenen Fenster.

Hier oben auf 1.150 Meter Meereshöhe herrscht noch tiefster Winter, was den Berggipfeln ringsum ein imposantes Aussehen verleiht.

Der Rückweg offenbart ein Erlebnis der besonderen Art: wo heute früh noch eine geschlossene Schneedecke lag, grüßen nun die Blüten von Schneeheide, Anemone, Wiesenkrokus und Huflattich.

P.S.: nun habe ich doch glatt den Adler vergessen. Der kreiste über unserem Tisch und wurde wenig später in Begleitung seiner Adlerin noch einmal gesehen.

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Schnee und Blumen im Oytal

Wer sagt, daß einem traumhaft schönen Tag mit Neuschnee und blauem Himmel nicht noch ein zweiter folgen könnte? Erneut hat es nachts geschneit, erneut lacht morgens die Sonne von einem blauen Himmel. Und sie lacht so kräftig, daß schon bald der Schnee von den Zweigen verschwindet und wenig später auch von den Wiesen, wie die beiden Bilder zeigen – sie sind mit 3 Stunden Zeitunterschied von exakt derselben Stelle aus aufgenommen.

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Nimmt man den oberen Weg ins Oytal, hat man zunächst für einige Zeit die Talschlüsse von Trettach und Stillach vor Augen, dann wendet der Weg sich nach Osten, das Tal wird enger, und schon bald sieht man den anderen Weg, der im Talgrund verläuft. Wo beide sich schließlich treffen, weitet sich wenig später der Talkessel, und das von einer Allee begleitete Sträßchen endet am Oytalhaus. Wir genießen ein Weilchen den Blick auf die verschneiten Felswände, dann wenden wir uns wieder talwärts.

Mit zwischenzeitlich schneebefreiten Südhängen hatten wir schon gerechnet. Nicht aber mit all den Farbtupfern, die unter der Schneedecke ausgeharrt hatten: Schneeheide, Veilchen, Hahnenfuß und viele andere erfreuen sich mit uns am Sonnenschein.

Was für ein schöner Tag, mit einem ebenso schönen Ausklang.

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Von den Kapellen zum Moorsee

P1100263 2Die Oberstdorfer pflegen in einer der Lorettokapellen einen Brauch, den man eigentlich nur aus dem Tirolischen kennt: am Karfreitag wird vor dem Altar eine Kulisse errichtet und darin ein Christus aufgebahrt, der dann am Ostersonntag – erwartungsgemäß – verschwunden ist. An seiner statt liegen weiße Tücher aufgestapelt. Aber auch ohne dieses Extra sind die drei verschieden großen barocken Kapellen eine Besichtigung wert.

Spirituell bereichert steigen wir anschließend den Weg hinauf, der zum Moorbad und dem Moorsee führt. Das Oberstdorfer Moor befindet sich nämlich auf einem Bergrücken. An Badebetrieb zu denken fällt um diese Jahreszeit natürlich schwer, und auch der See läßt bestenfalls erahnen, wie romantisch es an seinen Ufern schon bald wieder zugehen mag. Wir laufen und laufen und erreichen schließlich ein Sträßchen, das uns auf einem anderen Weg wieder zurückbringt in den Ort.

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Die Geschichte Oberstdorfs


Das Heimatmuseum befindet sich in einem alten Oberstdorfer Haus von 1620. Der Dielenfußboden knarzt unter den Füßen, denn er ist im Original erhalten, genau wie die Wände und Decke der Guten Stube. Ein Stubenofen, der von der Diele aus befeuert wurde und auch noch das angrenzende Schlafzimmer wärmte, verbreitet Behaglichkeit. Es gibt einen Herrgottswinkel und – eine Schusterwerkstatt. Denn alle Kleinbauern übten typischerweise auch noch ein Handwerk aus. Und zwar zuhause in der warmen Stube. Was fürs Spinnen und Weben gut gehen mag, erscheint mir bei der Schusterwerkstatt mit ihrem typisch-penetranten Geruch irgendwie unvorstellbar.

Auch die anderen dörflichen Handwerke sind mit ihren typischen Werkstätten im Heimatmuseum vertreten, es gibt eine Drechslerei, eine Nagelschmiede, eine Webstube, eine Sennerei, ja sogar eine Schnapsbrennerei für den berühmten Enzian. Eine große Abteilung beschäftigt sich mit Brauchtum und Tracht, eine mit Wild und Jagd, eine mit dem Tourismus und eine weitere mit dem Wintersport. Auch die Feuerwehr kommt nicht zu kurz. Das alles erstreckt sich über 38 Räume auf 3 Etagen. Zwei Stunden vergehen wie im Flug, und selbst dann hat man das meiste nur oberflächlich gesehen.

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Karfreitag im Schnee

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Wer sagt, daß das Oberallgäu ein Regen- oder Schneeloch ist? Zumindest am diesjährigen Karfreitag hätten wir uns keinen besseren Ort aussuchen können als diesen. Denn auf Regen und Schnee, von dem es in der Karwoche mehr als genug gab – Stichwort Niklas – folgte ein Tag, wie es im Jahreslauf nur wenige gibt: frisch gefallener Schnee auf den Zweigen, ein Panorama schroffer Gipfel im Winterkleid, und darüber ein strahlend blauer Himmel, von dem die Sonne lacht.

Vom Quartier „Heides Hüs” geht es hinaus in den Wiesengrund, vorbei an verschneiten Vorgärten, die in diesem Jahr schon einmal grün waren. Die Sonne läßt Nebel aus den Wiesen steigen, während wir zwischen den Heuhütten entlang wandern und schließlich ein Waldstück betreten, wo das sich von den Zweigen lösende Eis immer wieder für kleine Hagelschauer sorgt. Aber es ist nur ein kurzes Stück, dann weitet sich der Blick, und wir stehen vor einer der größten Skisprungschanzen der Welt.

Bei diesem strahlenden Wetter wäre es eine Sünde, hier schon umzukehren, und so laufen wir noch hinauf nach Schwand, um das Alpenpanorama zu genießen. Der Weg durch den Wald bis zum Freibergsee ist uns dann aber doch zu ungemütlich, denn es tropft inzwischen recht intensiv von den Bäumen. Und als wir schließlich ins Tal zurück kehren, hat sich der Zauber weitgehend aufgelöst, und auch der blaue Himmel hat einem trüben Grau Platz gemacht.

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Franz Marc und August Macke

Die beiden Künstler waren Freunde. Und so lautet denn auch der Untertitel der Ausstellung: „Eine Künstlerfreundschaft”. Gezeigt wird sie im Münchner Kunstbau, einem ganz besonderen Museum, das nur über das Zwischengeschoß des U-Bahnhofs „Königsplatz” zu erreichen ist. Architektonisch gesehen ist es der Raum zwischen Bahnsteig und Straßenoberfläche, der normalerweise einfach wieder verfüllt wird. Hier in München sieht man von den Rolltreppen aus durch ein großes Schaufenster hinein. Oder aber, man holt sich im nahen Lenbachhaus ein Ticket, welches einem vom Verteilergeschoß her den Zutritt ermöglicht.

Hier hängen sie nun nebeneinander, die bunten Straßenszenen des Rheinländers August Macke und dazwischen Franz Marcs gleichermaßen farbenfrohe Tiere. Eine gelbe Kuh. Ein blaues Pferd. Rehe in verschiedenen Farben, die irgendwie an die Heilige Familie erinnern. Die Farben sind bewußt gewählt: blau, die Farbe des Himmels, steht für das männliche Prinzip, die Sonnenfarbe gelb für das weibliche.

Die beiden Künstler besuchten sich gegenseitig, tauschten sich aus, inspirierten einander – und blieben doch ein jeder seinem eigenen Stil treu. Leider verbindet sie auch ein allzu früher Tod auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.

In der Ausstellung wird mit vielen Besuchern gerechnet, deshalb gibt es Tickets mit Zeitfenster. Ganz so schlimm war der Andrang dann aber doch nicht, anscheinend muß sich die Ausstellung erst herumsprechen. Wir beide waren jedenfalls begeistert.

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Auch vom Lenbachhaus, dessen Ausstellungsgebäude der Kunstbau ist. Das Haupthaus ist ein Schlößchen aus der Zeit, in der in Bayern ein Prinzregent das Sagen hatte. Seinen Weltruhm verdankt es der einmaligen Sammlung von Werken des „Blauen Reiter”, einer Vereinigung von Künstlern, der eben auch Franz Marc und August Macke angehörten.

Im Garten, der sich zwischen die beiden Flügel des Gebäudes schmiegt, liegt noch Schnee, die Brunnen sind abgedeckt, aber in den Blumenrabatten zeigen sich erste grüne Spitzen.

Ganz nebenbei bemerkt, waren wir heute auch im OEZ, dem „Olympia Einkaufszentrum”, und in der beeindruckenden BMW Welt. Bleibenden Eindruck hinterließ auch das winterlich verzauberte Altmühltal vor den Zugfenstern. Alles in allem also ein sehr gelungener Tag.

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Vom Saurier zum Raumschiff

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In Altdorf unweit von Nürnberg studierten berühmte Kriegsherren, Philosophen, Literaten, Historiker, Mediziner und Baumeister. Moment mal, hat Altdorf mit gerade mal 15.000 Einwohnern denn eine Universität? Nicht mehr, denn sie fiel anno 1809 an das Königreich Bayern und wurde von König Maximilian I. aufgelöst.

Die „Altdorfina” ist daher heute ein kleines aber feines Museum mit ausgewählten Exponaten und Inszenierungen, die den damaligen Lehrbetrieb anschaulich machen. Es gibt Möbel, Bücher, ein kleines Alchimielabor, einen Karzer samt darin einsitzendem Studenten und im Hinterhof einen Heilkräutergarten.IMG_0498Als wahre Fundgrube erweist sich die paläontologische Abteilung mit dem frei präparierten Fischsaurier und dem „Altdorfer Marmor”, das sind polierte Steinplatten mit zahlreichen angeschliffenen Versteinerungen.

Die Marktgemeinde Feucht, ein paar Kilometer weiter und nur wenig kleiner als Altdorf, kann sogar mit zwei interessanten Museen aufwarten. Nur einen Steinwurf voneinander entfernt, beschäftigt sich das eine mit Raketen und Raumfahrt, das andere mit Imkerei.

Der Raumfahrtpionier Hermann Oberth entwickelte die Grundlagen für die erste Generation von deutschen Raketentechnikern und Raumfahrtpionieren: Wernher von Braun, Eugen Sänger und andere. Im Museum finden sich zahlreiche Raketenmodelle sowie die komplexe Antriebseinheit einer V2.

IMG_0383Im Bienenenmuseum nebenan geht es weit weniger technisch zu, von den diversen Honigschleudern einmal abgesehen. Aber wer hätte gedacht, daß es so viele Typen von Bienenkörben gibt?

Der ausgedehnte Nürnberger Reichswald lieferte die Grundlagen der Zeidlerei, und diese wiederum die Grundlage für die Nürnberger Lebkuchen. So ergibt sich eines aus dem anderen.

Alles in allem ein wunderschöner Sonntag, der schon draußen in Kalchreuth einen guten Auftakt hatte, denn der elterliche Ziergarten steht in voller sommerlicher Pracht.

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Ausflug in die Löhe-Zeit

IMG_0356Das Baldachinbett stammt aus dem Jahr 1855, der Schrank daneben wurde offenbar erst 5 Jahre später fertig, kein Wunder bei der liebevollen Bemalung und dem harten Leben auf dem Land. So hart, daß etliche Familien nach Amerika auswanderten und heute in Michigan leben, von Wilhelm Löhe (1808-1872) im Geiste des Neuluthertums seelsorgerisch betreut. Im Museum gibt es auch eine Knechtskammer, direkt unter den Dachziegeln. Was muß das im Winter kalt und zugig gewesen sein.

Es ist nicht das erste Museum, das wir heute besuchen. Der Sonntagnachmittag ist zwar eine gute und praktische Zeit, aber wenn man sich zwei oder drei Museen vorgenommen hat, kann es terminlich schon etwas eng werden. Vom Museumshof Roßtal zum Beispiel sahen wir nur, was der Name andeutet: den Hof. Sehr ausgiebig hingegen widmeten wir uns dem Heilsbronner Museum „Vom Kloster zur Stadt” mit seiner ansprechenden Inszenierung. Dem himmlischen Thema angemessen befindet es sich ganz oben im Dachgeschoß des Konventhauses.

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