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Oberstdorf – Das Video

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Einödsbach

Ganz hinten im Stillachtal befindet sich der Weiler Einödsbach, der südlichste ständig bewohnte Ort Deutschlands. Genau gesagt bräuchte es aber mindestens noch ein weiteres Haus, damit man von einem Weiler sprechen könnte.

Wer nach Einödsbach möchte, muß das Auto an der Fellhorn-Talstation parken und sich einem Weg anvertrauen, der das Wandererherz höher schlagen läßt: der autofreie Schotterweg schlängelt sich zwischen grünen Wiesen, auf denen der Löwenzahn in voller Blüte steht, begleitet von Butterblumen, Wiesenschaumkraut, Vergißmeinnicht, Lichtnelken, Blutströpfchen und allerlei anderen Blütenschätzen. Zur Linken wie zur Rechten weiden Kühe mit diversen Fellfarben und Hornlängen. Zwei Kilometer vor dem Ziel steigt das Sträßchen plötzlich steil an: eine enge und tiefe Schlucht will umgangen sein. Und dann steht man, je nach Kondition mehr oder weniger keuchend, vor dem Gasthaus samt Kapelle.

Die Hauskatze ist offenbar etwas unterkuschelt, denn es verirren sich nur wenige Gäste auf die heute leider geschlossene Terrasse. Wir genießen ein Weilchen den Blick auf Trettachspitze und Mädelegabel, dann treten wir den langen Rückweg an.

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Die neue Nebelhornbahn

Mußten wir bei unserer letzten Auffahrt zum Nebelhorn noch an der Seealpe umsteigen, fahren die neuen 10er-Kabinen jetzt einfach durch die Mittelstation hindurch. Die Gipfelsektion wiederum ist noch immer die alte Pendelbahn oder – wie ein Mitpassagier seiner Liebsten erklärt – „ein Bus, der an einem Seil hinaufgezogen wird“. Oben haben sie einen Tunnel hinaus in die Nordwand gebaut und einen atemberaubenden Steg entlang derselben.

Kein Wölkchen trübt den Himmel, und der Gipfelblick reicht heute vom Zugspitzmassiv im Osten bis zum Säntis im Westen. Wie lange wohl der Hochvogel noch so aussieht wie gewohnt? Experten sprechen ja von einem bevorstehenden Absturz eines Teils der Gipfelregion. Der entfernteste Gipfel, den wir sehen, dürfte die Jungfrau im Berner Oberland sein. Aber das weiß nur die Peakfinder-App, denn die Gipfelnamen entlang der Verglasung der Aussichtsplattform sind längst abgekratzt.

Weiter unten an der Umsteigestation haben sie für ungeduldige Wanderer einen Weg durch den Schnee gebahnt bis hinüber zum Zeigersattel, wo man einen Tiefblick auf den Seealpsee erhaschen kann. Der See ist um diese Jahreszeit aber noch eine verschneite Ebene mit grünblauem Rand. Eine Alpendohle schwingt sich, den typischen Dohlenschrei ausstoßend, über den Grat. „Mama, schau mal, ein Steinadler!“ Die Mama glaubt‘s. Wir sehen noch einem Gleitschirmpiloten dabei zu, wie er sich mutig in den Abgrund stürzt und wenige Minuten später vom Bergwind weit über unsere Köpfe hinaufgetragen wird, wo auch schon sein kurz vorher gestarteter Kollege kreist.

Etwas später vertrauen wir uns angesichts zunehmender Frische durch aufziehende Bewölkung erneut einem der Kabinchen an, das uns zuverlässig wieder nach Oberstdorf bringt, wo wir den Nachmittag nahr- und schmackhaft in der nahen Pizzeria abrunden.

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Ins Oytal

Viele schöne Wanderwege in Oberstdorf beginnen an der Trettachbrücke gleich neben dem Gasthaus Trettachstüble. Da ist es doch recht praktisch, wenn man im Trettachstüble wohnt. Zumal es eine wirklich gute Adresse ist.

Das Stattliche Knabenkraut, eine der prächtigsten heimischen Orchideen, hat in den Bergwiesen des Kühbergs einen idealen Standort gefunden, Hunderte der violettroten Blütenkerzen wetteifern mit Enzianen und Primeln um die Aufmerksamkeit der zahllosen Ausflügler, die aber allesamt achtlos daran vorüberlaufen oder radeln: man interessiert sich halt mehr für das Ziel als für den Weg dorthin. Und dieses Ziel heißt Oytalhaus.

Man erreicht das Berggasthaus entweder über die besagte Kühbergstraße oder alternativ über den Hohenadelweg, der von Gruben aus am schattigen Oybach entlang führt. Natürlich ist auch ein Rundweg möglich, den wir dann auch wählen und für den Rückweg zuerst dem Oybach und dann unten, wo er in die Trettach mündet, dieser weiter folgen bis zur Brücke.

Wie im gesamten Alpenraum ist auch in Oberstdorf das Mountainbike-Fieber ausgebrochen. Vom entspannten Wandern Seite an Seite wird man sich wohl verabschieden müssen, denn die Biker sind überall, und sei der Weg noch so schmal oder steil oder steinig.

Heute ist wieder Coronatest angesagt. Natürlich wieder negativ. Vor dem Eiskiosk stehen zwei Sitzbänke, die aber verbarrikadiert sind, damit die Gäste sich nicht im Sitzen gegenseitig anstecken. Auf dem kleinen Mäuerchen gleich daneben besteht natürlich keine Gefahr.

Im Laufe des Abends lösen sich die letzten Wolken auf, und die Luft riecht angenehm nach Heu und Bergwiese. Morgen wird sicher ein schöner Tag.

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Die Flugschanze

Das Frühstücksbuffet besteht in Coronazeiten im wesentlichen aus Joghurt und Fruchtsalat im Glas, alles andere wird gemäß Wunschliste an den Tisch gebracht. Auch schönes Wetter ist vom Norden her auf dem Weg zu uns, im Augenblick staut es sich aber an den Oberstdorfer Bergen, so dass sich ein Regenschirm empfiehlt.

Ein Spaziergang über die große Wiese mit den vielen Heuhütten ist für Oberstdorf obligatorisch, auch wenn von den Bergen vorerst noch nicht viel zu sehen ist. Aber was leuchtet dort so violettrot aus der Wiese? Es ist ein Knabenkraut, genauer gesagt ein Stattliches Knabenkraut. Das einzige weit und breit.

Der Weg hinauf zum Freibergsee ist steil und beschwerlich, aber interessant. Nicht nur wegen der Landschaft, auch wegen der vergeblichen Versuche eines Unimogfahrers, sein Gefährt samt Anhänger wieder flott zu bekommen, nachdem es sich mit seinen Stollenreifen tief in die nasse Bergwiese eingegraben hat. Nach einer gefühlten halben Stunde gibt er auf und holt Hilfe.

Ein Stück weiter leuchten erneut Knabenkräuter aus der Wiese. Eine andere Art, mit anderen Blättern und anderen Ansprüchen an den Standort. Zum Glück ist mein Schuhwerk einigermaßen sumpftauglich. Stattliches Knabenkraut gibt es hier auch, ganz viele davon, auf der anderen Seite des Weges, und es macht seinem Namen alle Ehre.

Und dann stehen wir unter dem Schiefen Turm von Oberstdorf. Der schräg in den Himmel ragende Anlaufturm der Skiflugschanze, der drittgrößten der Welt, darf auch von uns Nichtsportlern bestiegen werden, natürlich nur gegen Entgelt und mit aktuellem Coronatest. Da stehen wir nun also in der Kabine des Schrägaufzugs und drücken diverse Knöpfe, aber nichts passiert. Vielleicht die Ruftaste? Vergeblich. Einer muss aussteigen und Personal herbeirufen. Aha, jetzt geht es endlich los. Oben wird der Aufzug schon sehnsüchtig erwartet: man will ja nach ausgiebiger Besichtigung der Aussicht und des schwindelerregenden Anlaufs irgendwann auch wieder runter, um zum einen den Schanzentisch und das Darumherum zu besichtigen und zum anderen, um mit dem unteren Schrägaufzug hinunterzufahren in den Auslaufbereich, wo wir uns noch beim Schanzenwirt stärken. Natürlich gegen Vorlage eines aktuellen Coronatests. Der unsere ist noch ganze 5 Minuten gültig, aber soo genau geht es nun auch wieder nicht: schnelles Essen ist ungesund, sagt der Wirt.

Von hier weg ist es noch eine gute Stunde zum Quartier: durch die schöne Ahorn-Allee, dann entlang der Stillach und schließlich über die besagte große Wiese. Für den ersten Bergtag nach so langer Abstinenz haben wir ganz schön viel geschafft.

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Endlich wieder reisen

Damit wir nicht nur wandern, sondern unsere müden Glieder auch im Fremdenzimmer ausstrecken dürfen, brauchen wir einen frischen Coronatest. Und der will gut geplant sein, wird er einem doch frühestens 24 Stunden nach dem Abstrich mitgeteilt und berechtigt dann gerade einmal 24 Stunden lang zum Einchecken in die Pension.

Als wir dort eintreffen, liegt von den beiden Ergebnissen aber nur eines vor. Dabei wurden doch beide Proben gleichzeitig genommen! Das Labor reagiert pampig auf die Nachfrage: es sei schließlich ein kostenloser Bürgertest und der Andrang groß.

Zum Glück betreibt Oberstdorf im Bürgerhaus ein Schnelltestzentrum mit überschaubarer Warteschlange. Es dauert ja ohnehin eine gewisse Zeit, bis alles was man von uns wissen will ins Smartphone getippt ist: Name, Wohnort, Aufenthaltsort, Geburtsdatum, Mailadresse, Handynummer und die Nummer des Personalausweises. Dann noch rasch Fieber messen, Blutdruck ist verzichtbar, aber eine Urinprobe … nein, Scherz beiseite. So manches ist eben nur noch mit Humor zu ertragen.

Zum Beispiel die Übermittlung des QR-Codes per Mail aufs Smartphone. Wie soll man das denn in die Corona-Warn-App übertragen, bitteschön? Die wenigsten Gäste dürften ja einen Drucker bei sich tragen, aber vielleicht könnte man sich gegenseitig die Bildschirme abfotografieren? Zurück im Quartier rufe ich die Mail via Tablet ab, und … Code ungültig. Sie machen es einem wirklich nicht leicht. Dass das Testergebnis ein elektronisches A4 Blatt ist, das man auf dem Smartphone nur schwer vorzeigen kann, paßt ins Bild.

Sei‘s drum. Hauptsache endlich wieder Berge.

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