Die Flugschanze

Das Frühstücksbuffet besteht in Coronazeiten im wesentlichen aus Joghurt und Fruchtsalat im Glas, alles andere wird gemäß Wunschliste an den Tisch gebracht. Auch schönes Wetter ist vom Norden her auf dem Weg zu uns, im Augenblick staut es sich aber an den Oberstdorfer Bergen, so dass sich ein Regenschirm empfiehlt.

Ein Spaziergang über die große Wiese mit den vielen Heuhütten ist für Oberstdorf obligatorisch, auch wenn von den Bergen vorerst noch nicht viel zu sehen ist. Aber was leuchtet dort so violettrot aus der Wiese? Es ist ein Knabenkraut, genauer gesagt ein Stattliches Knabenkraut. Das einzige weit und breit.

Der Weg hinauf zum Freibergsee ist steil und beschwerlich, aber interessant. Nicht nur wegen der Landschaft, auch wegen der vergeblichen Versuche eines Unimogfahrers, sein Gefährt samt Anhänger wieder flott zu bekommen, nachdem es sich mit seinen Stollenreifen tief in die nasse Bergwiese eingegraben hat. Nach einer gefühlten halben Stunde gibt er auf und holt Hilfe.

Ein Stück weiter leuchten erneut Knabenkräuter aus der Wiese. Eine andere Art, mit anderen Blättern und anderen Ansprüchen an den Standort. Zum Glück ist mein Schuhwerk einigermaßen sumpftauglich. Stattliches Knabenkraut gibt es hier auch, ganz viele davon, auf der anderen Seite des Weges, und es macht seinem Namen alle Ehre.

Und dann stehen wir unter dem Schiefen Turm von Oberstdorf. Der schräg in den Himmel ragende Anlaufturm der Skiflugschanze, der drittgrößten der Welt, darf auch von uns Nichtsportlern bestiegen werden, natürlich nur gegen Entgelt und mit aktuellem Coronatest. Da stehen wir nun also in der Kabine des Schrägaufzugs und drücken diverse Knöpfe, aber nichts passiert. Vielleicht die Ruftaste? Vergeblich. Einer muss aussteigen und Personal herbeirufen. Aha, jetzt geht es endlich los. Oben wird der Aufzug schon sehnsüchtig erwartet: man will ja nach ausgiebiger Besichtigung der Aussicht und des schwindelerregenden Anlaufs irgendwann auch wieder runter, um zum einen den Schanzentisch und das Darumherum zu besichtigen und zum anderen, um mit dem unteren Schrägaufzug hinunterzufahren in den Auslaufbereich, wo wir uns noch beim Schanzenwirt stärken. Natürlich gegen Vorlage eines aktuellen Coronatests. Der unsere ist noch ganze 5 Minuten gültig, aber soo genau geht es nun auch wieder nicht: schnelles Essen ist ungesund, sagt der Wirt.

Von hier weg ist es noch eine gute Stunde zum Quartier: durch die schöne Ahorn-Allee, dann entlang der Stillach und schließlich über die besagte große Wiese. Für den ersten Bergtag nach so langer Abstinenz haben wir ganz schön viel geschafft.

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