Über Paßstraßen

Das Hochgebirgs-Ambiente des „007 Elements“ hat seinen Preis: 38 Euro pro Person für die Fahrt auf den Gaislachkogl. Das mag an Tagen mit Sicht auf die umgebende Gletscherwelt angemessen sein, aber will man für einen 360 Grad Waschküchenblick wirklich so viel Geld ausgeben, zusätzlich zum Eintrittspreis? Nein, will man nicht.

Ganz oben auf die Ötztaler Schlechtwetterliste gehört eine andere Einrichtung, nämlich das „Top Mountain Motorcycle Museum“ in der Mautstation der Timmelsjochstraße. Hier kommen nicht nur Motorrad-Fans auf ihre Kosten, sondern alle, die sich für die Geschichte des motorisierten Straßenverkehrs begeistern können. Denn das Museum ist äußerst spannend und lebendig inszeniert und überrascht mit Meilensteinen der Automobilgeschichte. Ein Benz Patent-Motorwagen zum Beispiel, samt Patent. Oldtimer, denen man ihr langes Autoleben ansieht. Beiwagenmaschinen. Motorräder der ersten Generation. Eine Maschine mit Wankelmotor, ein Tandem-Motorrad mit zwei Lenkstangen, eine Filmrequisite. Auch das Restaurant des Museums ist liebevoll durchsetzt mit pfiffigen Elementen, die Barhocker etwa haben Pedale für die Füße. Und im unteren Stockwerk wartet eine Sammlung von Pistenraupen aller Generationen auf ihre Entdeckung durch die Besucher, die sicher alle sehr viel mehr Zeit hier verbracht haben als ursprünlich geplant: man kann sich einfach nicht losreißen, entdeckt immer wieder Neues. Und das alles selbstverständlich auch bei schönem Wetter.


Bevor man sattgesehen wieder in sein Auto klettert, sollte man nicht vergessen, die erste Station des fünfteiligen Passmuseums zu besuchen. Der „Steg“ ist ein polygonales Gebäude mit einer kleinen Bilddokumentation und einem Aussichtssteg, von dem man einen herrlichen Blick in den Talschluß genießt.

Die zweite Station, ein begehbarer Würfel neben der Straße, thematisiert mit Objekten und Wandtafeln das einstige Schmugglerwesen über das Timmelsjoch. Und einige hundert Höhenmeter weiter erwartet das Passmuseum die grenzüberschreitenden Touristen. Sein Anliegen ist der Bau dieser faszinierenden Straßenverbindung über das Timmelsjoch, das den Menschen schon zu Urzeiten bekannt gewesen sein muß. Man hat nämlich eine Bronzefibel aus der La Tene Zeit hier oben entdeckt.

Zur Rechten der nun wieder abwärts führenden Straße taucht schon bald eine von Gletschern geprägte Berglandschaft auf. Der Wunsch nach einem Fernrohr erfüllt sich in einem Gebäude mit der Form eines solchen. Freilich sieht man drinnen nicht mehr wie draußen, allein der Bildausschnitt wird von der Architektur vorgegeben, und in den Wänden sind in kleinen Vitrinen allerlei Gegenstände ausgestellt: Handwerkszeug, Kleinfunde, Militaria.

Beinahe hätten wir, schon fast im Talboden des Passeier angekommen, die fünfte und letzte Station übersehen, den Granat. Er dokumentiert die Geschichte des Tales und seiner Menschen.

Von hier wäre der Weg nicht mehr weit nach Meran, aber man kann sich auch über einen weiteren Paß quälen, nicht so hoch wie das Timmelsjoch, aber landschaftlich ebenfalls sehr reizvoll: der Jaufenpaß. Die Edelweißhütte auf fast 2100 Meter serviert Gulaschsuppe oder auch Apfelstrudel, und man kann endlich ein WC aufsuchen.

Die heutige Etappe endet in Gais, ein paar Kilometer nördlich von Bruneck. Von weitem grüßt der Peitlerkofel im Licht der Abendsonne, und auch der Kronplatz, unser morgiges Ziel, zeigt sich wolkenfrei. Allerdings soll es morgen wieder regnen.

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