Vom Paradies nach Verona

Wir sind in Verona im Ai Leoni eingebucht, die Unterkunft befindet sich in der Via XX Settembri 7, das Navi führte uns hin. Hier soll eine Ferienunterkunft sein? Der einzige positive Hinweis darauf ist, dass es einen Briefkasten und eine Klingel „Ai Leoni” gibt. Nur öffnet da keiner. Das Eingeben des Schlüsselcodes auf dem Ziffernblock neben der Tür könnte helfen. Wenn wir ihn denn hätten. Und nun? Ich könnte meine E-Mail checken, ob etwas vom Vermieter gekommen ist. Wir könnten ihn aber auch anrufen. Flugs hat die Liebste ihn am Telefon, und nachdem geklärt ist, dass sie in meinem Namen anruft, erfahren wir auch die beiden Codes, für außen und oben.

Es ist wie in einem dieser Computerspiele: gehen Sie durch die Tür im ersten Stock links, am Schlüsselbrett hängt Ihr Zimmerschlüssel. Hängt er aber nicht. Dann schauen Sie bitte auf dem Tresen der Rezeption! Nein, auch nicht. Die junge Italienerin, die mit uns hereingekommen war, übernimmt hilfsbereit Gespräch und Schlüsselsuche: im offenen Zimmer 2 war er, auf dem Tischchen.

Vielleicht hätte ich im Lauf des Tages mal mein WhatsApp-Postfach checken sollen, denn da wäre alles drin gestanden. Aber das Smartphone hatte schon seit heute mittag keinen Akku mehr, und als es dann vom Auto wieder Strom bekam, war ich vollauf mit Navigieren beschäftigt.

Schloss Trauttmansdorf heute morgen war ein Traum. Man passiert die Blumenbrücke und findet sich in einem paradiesischen Garten wieder, mit Palmen und Olivenbäumen, mit Seerosenteichen und üppigen Blumenrabatten, mit Weinlauben und einem kleinen Zoo. Und über allem thront das Schlösschen, wo Kaiserin Elisabeth von Österreich viele Monate fern von Wien und vom Kaiser verbrachte.

Ob der Garten damals auch schon so weitläufig war? Eines gab es ganz gewiß noch nicht, nämlich die botanische Unterwelt. In dieser künstlichen Grotte, bewacht von einem dreiköpfigen Höllenhund, kann man Baumwurzeln von unten betrachten und seltsamen Wesen beim Herstellen von Mineralien zusehen. Und auch dem Touriseum, dem Museum über die Geschichte des Tourismus in Südtirol, hätte es damals noch erheblich an Substanz gefehlt. Andererseits ist aber das meiste, das im Museum gezeigt wird, heute ebenfalls schon wieder Vergangenheit.

Nach mehr als vier erlebnisreichen Stunden, die uns auch noch hinauf in die kaiserlichen Räume und abschließend in die Gastronomie führten, treten wir die Weiterreise nach Verona an, begleitet von einem heftigen Wolkenbruch. Alles richtig gemacht heute. Allein das Auto parkt jetzt mehr als einen Kilometer entfernt am Straßenrand, aber das wird sich morgen hoffentlich ändern.

Wie weit es wohl bis zur berühmten Arena di Verona ist? Probieren wir es aus! Wir müssen dazu nur der Via XX Settembri folgen, über die Brücke, dann irgendwo links abbiegen, und schon stehen wir vor dem antiken Bauwerk oder was davon noch übrig ist. Vorher schon haben wir das antike Stadttor gesehen, das unserer Unterkunft als Namenspatron dient. Man hat zwei Meter unter der heutigen Straße die antike römische gefunden und die Stelle offen gehalten, so dass man staunend hinunter blicken kann. Nein, die alten Bauwerke sind nicht eingesunken, das Gelände liegt heute höher. Auch rings um die Arena, die wir morgen besuchen werden.

Category: Allgemein, Verona 2023
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