Auf Umwegen nach Meran

Endlich sitzen wir auf dem Balkon des Garni Pöhl im Südtiroler Dorf Tirol, gleich oberhalb von Meran, und genießen den Blick in den Talkessel, durch den wir vorhin heraufgekommen sind, denn über Bozen fährt es sich doch deutlich entspannter als über den Jaufenpass oder gar das Timmelsjoch.

Gleich am Montag nach dem ersten bayerischen Ferien-Wochenende zu reisen erfordert Mut, aber was soll man machen, wenn die Vorstellung in der Arena di Verona ausgerechnet in dieser Woche über die (Steintri-)Bühne geht und ebenso die Bregenzer Festspiele. Um die langen Fahrten etwas zu strukturieren, haben wir uns für morgen die Gärten von Schloss Trauttmansdorf vorgenommen sowie das Tourismus-Museum an eben diesem Ort.

Dass wir mit nur kurzen Pause geschlagene achteinhalb Stunden unterwegs waren, verdanken wir den diversen staubedingten Umwegen. Eigentlich ist es ja ganz einfach: wenn das Navi den totalen Stau meldet, fährt man von der Autobahn ab und nimmt die parallel verlaufende Landstraße bis zur ersten Einfahrt hinter dem Stau. Und während man dort so entlang fährt, dreht man denen, die drüben nur im Schritttempo vorankommen, eine lange Nase.

Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Ausweichstrecke eine Baustelle, und man muss sich eine neue, leider deutlich längere Umfahrung suchen. Inzwischen hat nun aber der Stau reichlich Gelegenheit, sich bis zur übernächsten Ausfahrt auszudehnen. Halb so schlimm, fahren wir halt auf der Landstraße zu diesem neuen Ziel.

Erneut haben wir jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn auf dem Wegweiser zur Autobahn in Richtung München prangt unübersehbar ein rotes Sperrkreuz. Und die Umleitung führt exakt zu der Anschlussstelle zurück, die wir wegen des Staus eigentlich weiträumig umfahren wollten.

Warum muss aber auch ausgerechnet die Einfahrt in Richtung München gesperrt sein? Wegen Brückenbauarbeiten, heißt es. Und wenn man von der anderen Seite kommt? Wir suchen uns eine Straße, die von Westen an die Auffahrt heranführt, haben aber Pech: kurz vor dem Ziel unterquert die Straße die Autobahn, und wir sind wieder auf der Ostseite. Aber jetzt kommt’s: nicht die Brücke oder die Auffahrt sind gesperrt, sondern nur die Landstraße dorthin. Und wenn man wegen der Sperre statt zur gewünschten zu einer anderen Auffahrt fahren muss, kann man dort auch gleich auf die Autobahn wechseln und muss nicht erst wieder dorthin zurück, wo man das ursprünglich tun wollte. Deshalb das Kreuz. War das jetzt kompliziert? Egal, Hauptsache es geht endlich weiter gen Süden.

Auch den Stau hinein nach München umfahren wir elegant, denn da wollen wir ja gar nicht hin, sondern nur durch und weiter auf die Garmischer Autobahn. Das geht auch über den nördlichen und westlichen Teil des Autobahnrings A99.

Noch ein wenig Baustellenstau auf der Autobahn nach Garmisch, dann rollen wir über Mittenwald und Seefeld in Richtung Innsbruck und daran vorbei. Wider Erwarten zeigt sich der Angstgegner Brennerautobahn heute sehr touristenfreundlich, und wir gelangen ohne weiteren Stau nach Bozen und von dort nach Meran.

Das letzte Stück hinauf nach Dorf Tirol hat es nun aber in sich. Denn die Baustelle ist immer abwechselnd mal in die eine Richtung passierbar, dann in die andere und dann wieder gar nicht, weil der Bagger die ganze Straßenbreite braucht. Für das Navi heißt das: oh, eine Straßensperre, ich muss umplanen. Doch kaum ist man ein Stück weit der neuen Empfehlung gefolgt, ist die Sperre wieder weg, und das Navi plant zurück: bei nächster Gelegenheit bitte wenden. Man kann sich jetzt leicht ausrechnen, was ein paar Minuten später passiert: die Straße ist gesperrt, bitte der Umleitungsempfehlung folgen. Am Ende sind wir oben in Schenna, von wo es nur einen einzigen Weg nach Dorf Tirol gibt: wieder runter nach Meran. Jetzt lassen wir uns aber nicht mehr beirren und reihen uns in den Stau ein. Das dauert zwar, bringt uns aber endlich ans richtige Ziel.

Die Straße hinauf zum Quartier erweist sich als abenteuerlich und schmal, aber irgendwann stehen wir auf dem Parkplatz – und suchen den Eingang. Rechts herum, wie zuletzt in Prag? Leider falsch, neuer Versuch. Links herum? Richtig, da ist er.

Fast überall auf der Welt kann man der Hauptstraße entweder nach links oder nach rechts folgen. Hier im Ort folgt man ihr entweder bergauf oder bergab. Letzteres ist nicht nur bequemer, sondern bringt einen auch ins Ortszentrum mit dem Supermarkt. Dumm ist nur, dass man danach mit dem Einkauf bergauf laufen muss. Umso besser schmeckt dann aber das Südtiroler Bier aus der Dose ohne Pfand.

Category: Allgemein, Verona 2023
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