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Wer nicht in Knossos war, hat Kreta nicht gesehen. Der nahezu 4000 Jahre alte Palast wurde in Teilen wieder rekonstruiert, so daß auch archäologische Laien eine hinreichend realistische Vorstellung der einstigen Pracht gewinnen. Der einstige Königsthron aus Alabaster steht in einem vergitterten Raum, aber auf einer hölzernen Nachbildung dürfen die Besucher „probesitzen“. Wie wohl die riesigen, mehr als mannshohen Ton-Amphoren transportiert wurden, damals?
Es gibt noch einen anderen Platz, an dem kretische Geschichte geschrieben wurde, das Kloster Arkadi. Noch heute kann man die Kugel sehen, die im toten Holz eines Baumes stecken blieb, als türkische Truppen das Kloster stürmten und die dort Versammelten sich lieber mitsamt dem Pulverkeller in die Luft jagten als in die Gefangenschaft zu gehen.
Es braucht schon einiges an Phantasie, um eine Vorstellung zu gewinnen, welche Szenen sich vor 3.700 Jahren auf diesem Innenhof abspielten. Denn im Gegensatz zum benachbarten Knossos wurden dem minoischen Palast von Malia keine Rekonstruktionen hinzugefügt. Wie gut, daß wir zuvor schon das Museum in Iraklio besucht hatten.
Zwischen den bestenfalls brusthohen Gemäuern umherstreifend entdeckten wir mehrere mannshohe Pithoi, das sind Vorratsgefäße für Olivenöl, Salz, Getreide oder Wein. Die außen angetöpferten Ösen, durch die für den Transport Seile geführt wurden, waren deutlich zu sehen. Auch der geheimnisvolle Kernos, ein mühlsteinähnliches Objekt mit eingetieften Näpfchen, blieb nicht lange unentdeckt. In der Mitte des Zentralhofes gab es einen Schacht, in welchem man Holzkohle gefunden hatte, über dem ein Rost lag. Für Brandopfer, hieß es. Solche Opfer veranstalten wir zuhause auch hin und wieder, hihi…!
In der Nähe des Palastes hätte es einen schönen Strand gegeben, aber wir hatten leider kein Badezeug dabei.
Das Musée d’Orsay ist ein zum Kunstmuseum umgebauter ehemaliger Bahnhof. Die Gemälde und Skulpturen sind spannend und abwechslungsreich inszeniert, und man stößt beim Rundgang auf so manches bekannte Werk. Am Museumscafé beeindruckt vor allem, daß man direkt hinter der riesigen Uhr Platz nimmt.
Wir legen unseren Besuch in die Abendstunden. Auf dem heutigen Tagesprogramm standen zuvor die «Dame mit dem Einhorn», eine berühmte Serie von Wandteppichen aus dem späten 15. Jahrhundert, sowie die gotische «Sainte-Chapelle», deren Wände zum größten Teil aus kostbaren Buntglasfenstern bestehen.
Der Eiffelturm funkelt abends zu jeder vollen Stunde für ein paar Minuten im Licht tausender Stroboskop-Lämpchen.
Das Schlangenende wird gerade umgebogen, als wir eintreffen. Dreimal den Schloßplatz hinab und wieder hinauf genügt nicht mehr. Aber schon nach einer dreiviertel Stunde halten wir zwei Tickets in der Hand und sind somit berechtigt, uns in die Schlange «Visitors with Tickets» einzureihen, denn es gibt hier Kontrollen wie am Flughafen: Metall, Taschen, Lebensmittel und Flüssigkeiten (sprich: Getränke) sind strikt verboten.
Einiges andere offenbar auch, wie sich zeigt, nachdem wir auch die dritte Warteschlange hinter uns gelassen und je einen Audioguide umhängen haben. Wurde hier 1919 mit dem Versailler Vertrag nicht nur das Deutsche Kaiserreich, sondern auch das Staubwischen abgeschafft?
Die Prunkräume erweisen sich als eindrucksvoll, insbesondere das Schlafzimmer, wo Ludwig der Vierzehnte täglich öffentlich geweckt wurde, und ebenso der berühmte Spiegelsaal. Der Blick hinaus in den Park enttäuscht jedoch, denn die Gärtner scheinen gerade anderweitig eingesetzt zu sein, und auch von den schönen Wasserspielen ist weit und breit nichts zu sehen. Dabei kostet doch der Schloßpark gerade wegen der musikalisch untermalten Fontänen heute 8 Euro Eintritt.
Wirklich gepflegt ist aber nur der Teil, den man von den Kassenhäuschen aus einsehen kann. Ein Schelm, wer Absicht dahinter vermutet.
Den Abend verbringen wir auf dem Montmartre.
Wohin geht man in Paris, wenn der Himmel wolkenverhangen ist? Natürlich in den Louvre.
Von der Metrostation (M1) gibt es einen direkten Zugang – und wer die längste Kassenschlange sucht, wird hier rasch fündig. Besser, man ignoriert den Tickets-Wegweiser und geht weiter bis unter der Glaspyramide, wo sich die Wege teilen: links in den Nordflügel (Richelieu) mit den schönen Innenhöfen, geradeaus in den Mittelbau (Sully) oder eben schnurstracks zum berühmtesten Gemälde der Welt, das uns im Südflügel (Denon) erwartet.
Da hängt sie nun, die Giaconda, und alle wollen ganz vorne stehen. Wie gut, daß der Saal so groß ist.
Auch vor der Venus von Milo und der Nike von Samothrake bilden sich dichte Trauben. Hingegen scheint kaum jemandem das Floß der Medusa sonderlich aufzufallen, dabei wird es doch in einem Asterix Comic auf ganz köstliche Weise karikiert.
Wer in Paris einen Supermarkt sucht, wird bei www.franprix.fr fündig: einfach Postleitzahl des Hotels eingeben, und schon zeigt eine Google Map den Weg zu den Läden mit dem markanten Herzchen. Wer ganz sicher gehen will, nicht an Käse, Keks und Dosenbier vorbeizulaufen, wirft vorher im Streetview kurz noch einen Blick auf die Ladenfront.
Ach ja, man ist nicht wirklich in Frankreich, so lange man noch keine Boulangerie betreten hat. 200 Meter von hier zum Beispiel gibt es köstliches Baguette de Tradition française: dunkel, knusprig, hmmm.




