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Endlich wolkenlos

Der Personentransport auf das Rothorn wirkt ein wenig so, als wolle die Seilbahnfirma Garaventa hier alle ihre technischen Möglichkeiten vorstellen. Die erste Etappe auf die Sunegga-Alm ist als Tunnel-Standseilbahn ausgeführt, man braucht sich daher auch keinerlei Gedanken zu machen, auf welcher Seite man die bessere Aussicht hat. Oben angekommen, geht es mit der Umlauf-Kabinenbahn weiter zur Alp Blauherd, sie soll nachher unser Ausgangspunkt für die Seenwanderung sein. Und dann gibt es auch noch die Großkabinen-Pendelbahn hinauf zum Rothorngipfel. Bis zu 150 Personen hätten darin Platz, wir fühlen uns wie in einem schwebenden Tanzsaal.

Der Gipfel ist derzeit eine einzige Baustelle und der Blick auf den östlichen Teil des Panoramas stark erschwert. Aber wer schaut schon nach Osten, wenn im Westen der schönste Berg der Welt prangt? Die Luft ist heute besonders klar, und das Matterhorn sieht  nach dem Schneefall der letzten Tage wie angezuckert aus. Zur Linken wie zur Rechten stehen ihm weitere Viertausender zur Seite, und über uns – ein wunderschöner Baustellenkran. Halb so schlimm. Wir sehen uns satt und nehmen dann die Gondel zurück nach Blauherd, wo die Umgebung viel grüner und auch die Luft etwas wärmer ist.

Der Stellisee ist einer jener Seen, die in keinem Schweiz-Kalender fehlen dürfen. Zwar ist das Spiegelbild heute wegen einer leichten Luftbewegung nicht ganz klar, aber man kann die beiden Pyramiden – eine mit der Spitze nach oben, die andere nach unten – deutlich erkennen. Natürlich ist inzwischen nun doch einiges los am See, aber der Platz reicht für alle, und man will seinen Weg an einem so herrlichen Tag ja auch irgendwann fortsetzen.

Fünf Seen wären auf einem Rundweg, dem Fünf-Seen-Weg, erreichbar. Sie haben so seltsame Namen wie Grindjisee, Moosjisee oder Leisee. Auch einen Grünsee gibt es, aber es ist nicht der See mit dem milchig-petrolgrünen Wasser. Und eigentlich ist ja auch der Weg das Ziel, so daß wir lieber an den schönen Bergwiesen mit allerlei Blumen entlang wandern und schon bald auf eine Herde Ziegen treffen, die sich malerisch auf einer Felsgruppe versammelt haben, im Hintergrund das Matterhorn: ein Bild wie aus einem Werbeprospekt.

Ein Stück weiter grüßen zwei weiße, zart befilzte Sterne aus dem Gras: hurra, wir haben ein besonders schönes Edelweiß entdeckt. Zwei Meter daneben prangt an schwer zugänglicher Stelle ein ganzes Büschelchen dieser edelsten aller Alpenblumen. Und dann noch welche, und noch welche. Was für ein Glück wir doch haben.

Wollen wir wirklich hinunter zum Grindjisee? Noch schöner als der Stellisee kann er nicht sein, und es ist noch ein ganzes Stück Weg bis zur Sunegga. Wir steuern lieber die Sitzbank an, die wir schon die ganze Zeit vor Augen haben. Hoffentlich ist kein anderer vor uns dort! Aber das Glück bleibt uns auch dieses Mal hold. Am Lejsee schließlich schauen wir noch eine Weile den Badegästen zu, die mitsamt allerlei Aufblasbarem von der nahen Mittelstation herübergekommen sind. Majestätisch zieht ein geflügeltes Einhorn an uns vorüber, das ein braun gebranntes Mädli auf dem Rücken trägt.

Dann nimmt uns die U-Bahn hinunter nach Zermatt wieder auf.

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Ein halbes Matterhorn

Touristen müssen, damit sie visuell nicht überfordert sind, erst einmal ganz langsam an den Anblick des Matterhorns gewöhnt werden. Heute etwa zeigt man uns erst einmal nur dessen untere Hälfte. Gegenüber gestern, wo der berühmte Ausblick von der Kirchenbrücke über das Flüßchen auf das alles überragende Matterhorn nur aus Brücke und Flüßchen bestand, ist das aber schon ein erheblicher Fortschritt.

Und wir haben ja auch Zermatt noch gar nicht richtig gesehen. Das Bergdorf war dereinst eine Ansiedlung aus kleinen Holzhäusern und Stadeln. Die grob behauenen Balken gleichermaßen verwittert und windschief, unterscheiden sich die beiden nur durch das Vorhandensein blumengeschmückter Fenster bei den einen und Mäusesteinen bei den anderen. Was sind Mäusesteine? Nun, so ein Stadel lädt natürlich auch ungebetene Gäste ein, die mutig vom Hunger an den hölzernen Pfählen emporklettern könnten. Um das zu verhindern, ist zwischen Pfahl und Gebäude eine Steinplatte eingefügt, als ein unüberwindliches Hindernis für die kleinen Nager.

Die Stadel standen früher über die ganze Talschaft verstreut, und das tun sie auch heute noch, nur daß dazwischen keine Wiesen mehr sind, sondern Häuser und Hotels. Offenbar wurde aber kein einziges Holzhaus jemals abgerissen. Entlang der Straßen des alten Ortskerns stehen sie noch immer dicht an dicht und sind auch nach wie vor bewohnt, wie die Briefkästen und die roten Geranien vor den Fenstern zeigen. Es wohnt sich sicher auch sehr behaglich darin.

Zermatt ist im Laufe der Jahrzehnte immer mehr gewachsen, man hat aber strikt auf einen gefälligen Baustil geachtet, ohne Flachdächer, dafür aber mit viel Holz und üppigem Balkongrün. Heute wird nur noch wenig gebaut, es ist ja auch kaum Platz mehr übrig, und vieles steht schon jetzt in spektakulärer Lage mit sicher ebenso spektakulärem Ausblick.

Gegen Abend legt das Matterhorn zum ersten Mal seinen Schleier ab. Nicht gänzlich zwar, aber immerhin so weit, daß hin und wieder der Gipfel sichtbar wird. Es hat frisch geschneit da oben, über die Nordwand fallen immer wieder kleine Neuschnee-Lawinen herab, und die Kante des Hörnligrates läßt ebenso zarte Wolkenfahnen über die Ostwand wehen. Alles in allem ein recht unterhaltsames Programm, das Vorfreude weckt, denn ab morgen soll sich das Wetter ganz erheblich bessern.

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Zermatlantis

Die Walser und insbesondere die Zermatter sind sehr gastfreundlich. Das mag daran liegen, daß Zermatt  schon seit 160 Jahren fast ausschließlich vom Tourismus lebt. Oder daran, daß heuer weniger Touristen kommen als sonst. Oder eben, weil sie von Natur aus gastfreundlich und weltoffen sind.

Das Ferienappartement „Bolero” war schon auf uns vorbereitet, als wir gestern hier eintrafen. Im Briefkasten, an dem unsere Namen standen, fand sich ein Umschlag mit den Schlüsselkarten darin, die Wohnungstür war mit einem „Willkommen”-Herzchen und ebenfalls unseren Namen markiert. Seit gestern kennen wir auch die Vermieterin, Frau Julen. Sie erklärte uns den Herd und zeigte uns die Stelle, wo die Bedienungsanleitung gelegen hätte. Die hatten wir nämlich vergeblich gesucht. Auch die Kaffeemaschine ist nun frisch gereinigt, macht aber auch weiterhin nach der dritten Tasse schlapp.

Die Zermatter Tourismusgeschichte begann 1860 im „Goldenen Zeitalter des Alpinismus”. In diese Zeit fiel auch die Erstbesteigung des Matterhorns, die vier von sieben Bergsteigern nicht überlebten: sie stürzten die Nordwand hinunter. Und sie blieben nicht die einzigen, die am Berg der Berge ihr Leben ließen, wie der Bergsteigerfriedhof unterhalb der Kirche zeigt.

1891 wurde die Eisenbahnlinie eröffnet und füllte die ersten großen Hotelbauten mit touristischem Leben. In den Jahren ab 1914 und ab 1939 kam der Auslandstourismus fast zum Erliegen und boomte dann wieder ab 1960, jetzt aber vorwiegend im Winter. Vor unserem geistigen Auge entsteht ganz unten schon eine neue Zeile: 2020 starke Einbrüche aufgrund der Corona-Epidemie. Der Glacier-Expreß zum Beispiel kam uns gestern am Oberalppaß nahezu leer entgegen.

Unser Ferienhaus allerdings ist gut belegt. Die Schweizer Nachbarn, die ich über das Balkongeländer hinweg nach dem WLAN-Passwort fragte, antworteten verwundert: ja, steht das denn nicht auf Ihrem Schlüsselumschlag? Tatsächlich! Jeder blamiert sich hat so gut wie er kann.

Das Wetter ist mäßig, aber laut Wetterbericht haben wir Traumtage vor uns. Bei solchen Aussichten lohnt es sich, eine Sieben-Tage-Karte für die Bergbahnen zu erwerben. Denn Einzelfahrten sind teuer, um nicht zu sagen, sehr teuer: allein schon der Gornergrat würde ein 119 Franken teures Loch ins Budget reißen. Pro Person, versteht sich. Jetzt könnten wir also sieben Mal dort hinauf, für 367 Franken. Oder aber jeden Tag eine andere Bergbahn nehmen. Es gibt ja so viele davon.

Das „untergegangene” Zermatt von 1850

Das Wetter, die vorläufige Unsichtbarkeit der Berge sowie der Wunsch nach Akklimatisierung treiben uns in eine der interessantesten Attraktionen des Ortes: das Matterhorn-Museum. Es sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, aber nur, bis man registriert hat, daß der gläserne Kristall mit der Warteschlange davor nur das Zugangsgebäude ist, das eigentliche Museum liegt unterirdisch. Wegen Corona dürfen nur 60 Besucher gleichzeitig hinein, wir stehen offenbar auf Platz 81 und 82. Und dann ist es endlich so weit.

Als akkreditierter Journalist darf ich mit Stativ fotografieren. „So so, Sie haben also mit Herrn Graf korrespondiert, wissen Sie denn, wer der Herr Graf ist?”, fragt mich die Kassendame verschmitzt. Ich verneine. „Das ist der Herr, der Sie soeben hereingelassen hat.” Ach, so! Ich gehe noch einmal zurück zu ihm, stelle mich vor („aha, Sie sind also der Mann mit dem Stativ”), wechsle ein paar warmherzige Worte und fühle mich jetzt noch willkommener als schon zuvor.

Unten, im eigentlichen Museum, lernen wir dann auch noch den Direktor kennen, Herrn Schmidt. Er und sein Team sind eifrig bemüht, das Kino wieder instand zu setzen. Auch hier ist Zeit für einen kurzen, anregenden Plausch. Und dann nimmt uns das Museum fesselnd gefangen, zwei Stunden lang: die alten Holzhäuser mit ihrer authentischen Einrichtung, die Geschichte der Matterhorn-Erstbesteigung samt gerissenem Seil, das besagte Kino mit Ausschnitten aus dem Trenker-Film „Der Berg ruft”, der Fund vom Theodulgletscher, wo ein mit Pistole und Säbel bewaffneter Mann mitsamt seinem Maultier 400 Jahre lang im Eis begraben lag, das kleine Kirchlein, das eigentlich nur ein halbes Kirchlein ist, dank eines raumhohen Spiegels allerdings seine fehlende Hälfte perfekt ergänzt, das Arbeitszimmer des Geologen Saussure, der vom Gletscher aus erstmals die Höhe des Matterhorns vermaß, und noch vieles mehr.

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Durch Täler und über Pässe

Jede Reise beginnt mit dem Schließen des Koffers. Es ist quasi die finale, nicht mehr korrigierbare Entscheidung, was man während des Urlaubs zur Verfügung haben wird und was nicht.

Wir reisen dieses Mal, was selten genug vorkommt, mit dem Auto. Für die letzten Kilometer müssen wir allerdings dann doch den Zug nehmen, denn Zermatt ist autofrei. Entsprechend aufgeräumt sieht es im Auto aus, denn letztlich darf eben doch nur so viel Gepäck mit, wie man auf einmal tragen kann.

Bis Täsch, wo das Auto ins Parkhaus muß, ist es freilich noch ein Stück hin. Die günstigste Strecke führt über Bregenz und Chur. Zeitungsberichten zufolge soll der Pfändertunnel, obschon Österreich und Autobahn, neuerdings mautfrei sein, vor Ort steht jedoch nichts dergleichen angeschrieben. Weder Pflicht noch Freigabe. Und wo muß man spätestens die österreichische Autobahn verlassen, um auf die schweizerische Seite zu wechseln? Irgendwo stand etwas von Diepoldisau. Wird schon stimmen.

Die Schweizer Autobahnvignette haben wir schon an der Raststätte Hörbranz erworben, leider erweist sich der Kleber ihrer Vorgängerin als recht hartnäckig, und man soll doch von außen lesen können, daß wir autobahnberechtigt sind.

Das Autobahnvergnügen endet allerdings schon bald. Kurz hinter Chur bei Reichenau tut es die Straße dem Rhein gleich und teilt sich. Nun, eigentlich tun Vorder- und Hinterrhein genau das Gegenteil, denn sie kommen uns ja entgegen. Aber aus der zweispurigen Fahrbahn werden leider zwei einzelne. Und die rechte von beiden, also die unsere, erweist sich als überraschend schmal und kurvenreich. Wir passieren etliche Orte, sehen hin und wieder auch die Schienen der Furka-Oberalp-Bahn, aber bisher keinen Zug. Dabei verkehrt hier doch der berühmte Glacier Express!

Ein paar enge Kehren noch, dann stehen wir auf dem Oberalppass. Es ist frisch hier, und die Landschaft nicht sonderlich interessant. Zumindest im Sommer nicht. Und wer trotzdem hier herauf will, bevorzugt wohl in der Regel die gut ausgebaute Westrampe von Andermatt herauf, denn das liegt an der Gotthardstraße. Der alten Gotthardstraße, muß man heute sagen, denn die neue untertunnelt alles, und man muß auch nicht mehr über die Teufelsbrücke.

Von Andermatt zweigt aber auch noch eine andere Strecke ab, nämlich die über den Furkapaß ins Goms, wie man den oberen Teil des Oberwallis nennt. Erneut geht es eng und steil hinauf.

An einem sperrigen Wohnmobil hat auf solchen Strecken wohl ausschließlich nur dessen Besitzer Freude, kann er doch an jeder Engstelle wieder neu seine Fähigkeit unter Beweis stellen, sein Gefährt zentimetergenau zwischen Gegenverkehr und Abgrund hindurch zu manövrieren. Und das dauert. Natürlich gäbe es auch Ausweichstellen, aber dann müßte man ja vorausschauend fahren.

Was vom spektakulären Gletscherblick übrig blieb

Früher einmal hat man wohl auf der Paßhöhe übernachtet, denn die Pferde waren verständlicherweise erschöpft. Heute sind alle Hotels verlassen, die Fensterläden geschlossen, und die Farbe blättert. Eines dieser Häuser steht markant in einer der Haarnadelkurven der Westrampe. Hier hat es noch nicht einmal der einst spektakuläre Blick auf den Rhonegletscher in die Gegenwart geschafft. Gletscher, ade.

Blick vom Furkapaß nach Westen, rechts die Grimselpaßstraße

In erneut vielen Kehren und durch viele kleine Orte geht es nun hinab ins tief eingeschnittene Rhonetal, wo wir bei Visp schließlich in das Tal von Zermatt einbiegen. Die letzten Kilometer legen wir, wie bereits eingangs erwähnt, per Zug zurück, den allerletzten Kilometer sogar zu Fuß. Das war aber keine gute Idee, wir hätten eben doch das Elektrotaxi nehmen sollen.

Die Ferienwohnung ist modern, großzügig geschnitten, und sie hat sogar eine Terrasse. Leider aber ohne Matterhornblick. Der berühmteste Berg der Welt wäre allerdings ohnehin wolkenverhangen heute.

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Felsmalereien

Der Kakadu Nationalpark könnte es an Größe mit der halben Schweiz aufnehmen. Sagt die Rangerin Esther, die unverkennbar in der Schweiz geboren ist. Damit sie uns zeigen kann, wo es die schönsten Aboriginal-Felsmalereien „hat”, holen wir sie am Visitor Center ab und fahren dann gute 30 Minuten über eine Seitenstraße zu einer Felsgruppe, wo wir auf einem kleinen Rundweg allerlei sonderbare, an geschützten Stellen an die Sandsteinfelsen gekritzelte Figuren zu sehen bekommen. Und es ist brüllend heiß.

Nach der Mittagspause im Besucherzentrum suchen wir noch eine weitere Stelle auf, sie liegt inmitten abenteuerlicher Felsformationen. Daß es hier noch brüllender heiß ist, mindert ein wenig die Fähigkeit, sich das Erklärte so lange zu merken, bis der Platz vor der erklärten Stelle zugänglich wird, immerhin sind wir 18 Personen, die alle auch fotografieren wollen. Natürlich wurde derweilen längst eine andere Stelle erklärt, Gruppenführungen haben halt ihre ganz eigene Dynamik. Aber die Aussicht über die tief unten liegende grüne Ebene und die Felsinseln entschädigt für vieles. Und daß direkt neben der Straße der Pilzfelsen steht, der im vorab herumgereichten Prospekt abgedruckt war, weiß noch nicht einmal die Rangerin selbst.

Morgen werden wir Australien über den Flughafen von Darwin verlassen. Die Strecke dorthin ist noch einmal recht interessant, denn es gibt haushohe Termitenbauten, und wir fahren auch an einem aktiven Buschfeuer vorbei.

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Unterwegs im Northern Territory

Das Lokal war mit unserer 20-köpfigen Reisegruppe etwa überfordert: die Tische weder zusammengestellt noch eingedeckt, und bis die letzten Gäste ihren Fisch serviert bekamen, waren die ersten schon lange fertig. Aber geschmeckt hat er allen großartig.

Die bunten Sittiche scheinen sich auf Campingplätzen besonders wohl zu fühlen und turnen sich schon in der Dämmerung mit lautem Gekrächze durchs Geäst. Kommt jedoch ein Raubvogel in Sicht, flüchtet der ganze Schwarm tiefer in den Baum.

Heutesteht eine Wanderung zu einer Kaskade von Wasserfällen auf dem Programm. Die Landschaft ist reizvoll, einige von uns schwimmen auch ein paar Runden, aber der Rundweg erweist sich als recht anstrendend und schweißtreibend.

Ein Stück weiter im Norden biegen wir dann vom Stuart Highway in den Kakadu Highway ein, wo wir nach einer guten Stunde unseren heutigen Campingplatz ganz in der Nähe des Yellow River erreichen. Für den Rest des Tages steht eine zweistündige Bootsfahrt auf dem Programm, mit Krokodilen, Wasserbüffeln, Vögeln, Schlangen und einem schönen Sonnenuntergang.

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Schluchtkrokodile

Seit heute ist die Butter morgens wieder streichfähig, und wir müssen uns im Städtchen Katherine auch nicht mehr die Hände an der Kaffeetasse wärmen.

In Katherine steigt man nicht aus, durch Katherine fährt man durch. Es sei denn, man will die Katherine Gorge besuchen, das ist eine Schlucht im roten Sandstein. Von oben dürfte dieser Landstrich aussehen wie eine Tafel Schokolade, denn das Flüßchen biegt immer wieder rechtwinkelig ab, während die geradeaus sich fortsetzende Schlucht kein Wasser führt. Man befährt das Naturwunder in kleinen Ausflugsschiffen für je etwa 50 Personen. Der Steuermann erklärt über Lautsprecher die Naturerscheinungen ringsum. Wir sichten das eine oder andere kleine Krokodil sowie einen Kormoran.

An einer Stelle müssen wir aussteigen und ein paar hundert Meter weit zu einer anderen Anlegestelle laufen, denn der dazwischen liegende Abschnitt ist nicht befahrbar. Der Weg ist gut präpariert mit Stegen, Trittstufen und sogar Gummimatten, damit beim Rudelwandern niemand zu Schaden kommt. Die zweite Bootsfahrt endet an einer kleinen Höhle mit Vogelnestern an der Decke, dann geht es in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück.

In Australien gibt es eine Vogelart, deren Männchen Liebeslauben bauen: ein tunneliges Gebilde aus Zweigen, dessen beiderseitige Eingänge der gefiederte Bräutigam mit allerlei hübschen Steinen dekoriert. Hübsch sind für ihn auch Flaschendeckel, Kaugummipapierchen, Trinkhalme und sogar zwei Schrauben mitsamt Muttern. Von der Schrauben- zur Vogelmutter wäre hier nur ein kleiner Schritt, allerdings scheint keine der Damen das Angebot wahrnehmen zu wollen.

Wir unterbrechen die Rückfahrt mit den beiden Taxis an einer Aboriginal Art Gallery, deren Betreiber auch verwaiste Känguruhs aufpäppeln. Eines der Tiere läßt sich, wenn als Belohnung die eine oder andere Scheibe Süßkartoffel winkt, gerne mit den Damen der Reisegruppe fotografieren, den noch im Stoffbeutel hausenden Jungtieren bleibt ohnehin keine andere Wahl.

Für heute abend ist das Abschiedsessen geplant. Zwar haben wir noch zwei Stationen vor uns, aber das hiesige Restaurant soll besonders schön und der Barramundi besonders lecker sein.

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Auf John Stuarts Spur

Und jetzt alles noch einmal in umgekehrter Reihenfolge: Ulurú, Mount Conner, Salzsee, Alice Springs, Devil‘s Marbles und schließlich Tennant Creek, wo wir am Abend des zweiten Fahrtages eintreffen. Das Abenteuer Ballonfahrt in Alice Springs haben wir ausgelassen: nicht im Reisepreis inbegriffen. Was wir täglich aufs Neue genießen sind die schönen Sonnenuntergänge, doch sind sie mit zunehmender Dunkelheit verbunden, und nachts die Straße querende Rindviecher sind leider unbeleuchtet. Rudi kann rechtzeitig bremsen, aber viel hätte nicht gefehlt, und die Kuh hätte tödliche Bekanntschaft mit unserer Stoßstange machen müssen.

Am dritten Tag zweigt nach rechts der Barkly Highway ab, von dort sind wir vor 5 Tagen gekommen. Heute jedoch folgen wir weiter dem Stuart Highway in Richtung Darwin, das noch fast 1000 Kilometer entfernt liegt. Zur Linken wie zur Rechten erstrecken sich Ebenen mit kargem Baumbestand, und zwischen ihnen Millionen von Termitenbauten, kleine und große, mit nur einer Spitze oder mit mehreren. Dem einen oder anderen haben Scherzbolde ein T-Shirt übergestreift.

Abgetragene Kleidungsstücke aller Art, insbesondere Damenunterwäsche, finden sich auch im sehenswerten Pub der kleinen Ortschaft Daly Water, dazu Geldscheine und Nummernschilder aus aller Welt und so manches mehr. Auf der anderen Seite der Kreuzung – und recht viel größer ist der Ort nicht – steht ein Schuppen mit Oldtimer-Autos und allerlei Skurrilitäten. Angeblich ist hier das Zentrum des Nichts, und ich denke, die Leute werden es wohl wissen.

Und dann sind wir plötzlich in den Tropen.

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Das rote Zentrum

Der Ulurú ist ein riesiger Felsen, der wie ein halb vergrabenes rotbraunes Ei über der Ebene aufragt. Seine Oberfläche sieht, wenn man direkt davor steht, schuppig aus. Das Material scheint sehr hart zu sein, unterliegt aber eben doch allerlei Verwitterungsprozessen. Zum einen bilden sich, wo die Oberfläche dem sandigen Wind Angriffsfläche bietet, kleine Höhlen aus. Zum anderen lösen sich Teile der Felsmasse wie Zwiebelschalen vom Hauptkörper ab und rutschen herab. Und dann gibt es noch die vielen dunkel gefärbten Rinnen, in denen das Regenwasser sich seinen Weg über den harten Stein sucht.

Die Aborigines verehren den faszinierenden Felsen, in dessen Strukturen sie Gesichter und allerlei Phantasiegestalten sehen. Viele der geschützten Grotten sind noch heute voller Felsenbilder, einige Abschnitte dürfen aus Respekt vor den indigenen Glaubensvorstellungen nicht fotografiert werden.

Wir wandern, begleitet von der Rangerin und ihrem Schützling Henry, zunächst ein Stück an der Nordwestseite entlang, passieren eine Stelle, wo Felskörper und abgestürzte Außenschicht eine Art gotischer Kathedrale bilden, und beenden die Tour in einer der riesigen Nischen, wo die grünroten Felsen an drei Seiten himmelhoch empor ragen, während ein Wald die vierte Seite bildet. Es herrscht eine besondere Stille an diesem Ort, allein der knatternde Hubschrauber stört kurzzeitig. Die zweite, kürzere Wanderung führt uns auf der gegenüber liegenden Seite an eine Stelle, wo sich bei Regen am Felsen herablaufendes Regenwasser in einem Wasserloch sammelt. Abschließend fahren wir mit dem Bus noch einmal um den gesamten Ulurú herum, bewundern die diversen Verwitterungsformen und hören die Interpretationen der Aborigines, bevor wir uns nach einer Stippvisite im Kulturzentrum auf den langen Weg zurück nach Alice Springs machen.

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Sterne über dem Ulurú

Auch der Ulurú (früher: Ayers Rock) ist leicht zu finden: von Alice Springs zuerst zwei Stunden nach Süden, dann zwei Stunden nach Westen. Schon vorher kommt zur Linken ein markanter Tafelberg ins Blickfeld. Eindrucksvoll zwar, aber noch nicht der Ulurú. Trotzdem lohnt sich ein Fotostop, denn von einem kleinen Hügel aus schweift der Blick zur anderen Seite hin über einen ausgetrockneten Salzsee mit Insel. Etliche Kilometer weiter erblicken wir dann zum ersten Mal den markanten Felsrücken. Die nähere Betrachtung steht allerdings erst morgen auf dem Programm, heute besuchen wir erst einmal die ebenfalls markanten Felskuppen der Kata Tjutas (früher: Olgas).

Im Ulurú-Nationalpark ist eine Führung obligatorisch. Die Rangerin hält ein junges Känguruh im Arm, es ist gerade einmal 6½ Monate alt, und jeder von uns darf es ein wenig auf den Arm nehmen, sogar ich.

Die Olgas sind markante Felskuppen aus rötlichem Konglomerat-Gestein, im Inneren sind die gerundeten Kiesel allerdings grün. Man kann ein Stück weit in eine Schlucht zwischen zwei Kuppen hinein laufen, besteigen darf man sie nicht, denn sie sind den Aborigines heilig, und ebenso der Ulurú.

Inzwischen ist es später Nachmittag, und die Schatten werden länger: höchste Zeit, zum Ulurú zurückzukehren und mitzuerleben, wie die roten Felsen im Licht der untergehenden Sonne noch röter werden. Vom Busparkplatz aus wandern wir einen Pfad hinauf, bis wir einen schönen Blick haben. Auch auf unsere Schatten, die sich immer weiter in Richtung Berg verlängern. Was für ein Anblick! Und dann ist die Sonne weg, und der Berg wird fahl.

Als wir wieder beim Bus eintreffen, wartet zu unserer Überraschung ein Sektempfang auf uns. Und ein Abendessen. Reiseleitung und Gäste lassen einander hochleben, während am Himmel die ersten Sterne blinken. Sterne über dem Ulurú: ein unvergeßlicher Augenblick.

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