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Höllenfahrt durch Varanasi

Indien von oben: die weite Ebene östlich von Delhi besteht aus Feldern in verschiedenen Schattierungen von grün bis grau, mit dazwischen eingestreuten Häusern. Nichts aufregendes.

Das Gegenteil trifft zu, wenn man das Flugzeug verläßt und sich einer Motor-Rikscha anvertraut. Denn hier gilt offensichtlich die Regel „wer hupt hat Vorfahrt“. Und gehupt wird viel. Die heiligen Kühe haben allerdings keine Hupe, sie lagern einfach irgendwo inmitten des Chaos. Wir müssen vom Hotel in Varanasi – dem früheren Benares – einmal quer durch die Stadt zur Universität, denn dort befindet sich das Museum mit den schönen Miniaturmalereien. Und natürlich später auch wieder zurück.

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Der Abend gehört dann ganz dem warmen Buffet, welches das Hotel für uns auf der Terrasse bereitgestellt hat. Die blühenden Dahlien und die Temperatur erinnern an Mitte August.

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Indisch essen

Wir waren heute indisch essen. Und wir werden auch die kommenden Tage indisch essen gehen. Jeden Tag. Was soll man denn auch sonst essen – in Indien? Und auch wenn die Namen der Gerichte ungewohnt fremd und exotisch klingen, sie schmecken jedenfalls ganz ausgezeichnet.

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Es will einem auch noch so manches andere ungewohnt und seltsam erscheinen hier. Zum Beispiel, warum es eine geschlagene Stunde dauert, bis am Immigration Counter von einer Handvoll Passagiere die Fingerabdrücke genommen sind: „not good”, schüttelt der Officer zum wiederholten Mal den Kopf. Bei mir nur zweimal, bei den Chinesinnen nebenan gefühlte zwanzigmal. Für diesen Beruf braucht es eine wahre Engelsgeduld. Und das um 4 Uhr morgens, denn unser Flug startete um halb zwei Uhr in Frankfurt und dauerte sechseinhalb Stunden. Dazu kamen fünfeinhalb, richtig, fünfeinhalb Stunden Zeitverschiebung.

Immerhin reichte es noch für drei Stunden Schaf, ehe dann heute morgen zum ersten Ausflug geblasen wurde. Auf dem Programm stand unter andrem das Grabmal des Kaisers Humayun. Es ist zwar nicht so berühmt wie das Tadsch Mahal, aber immerhin Weltkulturerbe. Im Park und auf den Plätzen herrscht der schönste Sommer, die Kapokbäume beeindrucken mit tiefdunkelroten Blüten.

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Botticelli in Berlin

„Bitte den Abfall hochklappen und die Fußrasten mitnehmen!” Oder so ähnlich. Es ist 6 Uhr morgens, wir sind soeben in Berlin angekommen. Preiswerter kann eine Städtereise nicht sein, auch wenn einen die Nachtfahrt im Berlinlinienbus schon etwas schlaucht. Ein Kaffee, eingenommen im Berliner Hauptbahnhof und kombiniert mit einem Spaziergang durch das Brandenburger Tor, scheuchen die Müdigkeit aber schnell aus den Knochen.

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Berlin hat zwei Buslinien, die den Touristen auf die Stadt einstimmen: den 100er und den 200er. Vorbei am frisch renovierten „hohlen Zahn“ Gedächtniskirche und dem neu entstehenden Schloß geht die Fahrt zum Alex und anschließend zum Kulturforum, wo in der Gemäldegalerie die Botticelli-Ausstellung wartet. So wie wir auf den Aufschließer. Inzwischen ist es 10 Uhr, und es kommen zahlreiche Touristen in freudiger Erwartung den Vorplatz herauf. Aber die Ausstellung öffnet erst um 11 Uhr.

Rückblickend darf jedoch gesagt werden: das Warten lohnt sich. Denn präsentiert werden nicht nur Werke des florentinischen Renaissance-Künstlers, sondern auch solche, für die seine dem Meer entsteigende Venus oder die Allegorie des Frühlings mehr oder weniger erkennbar Pate gestanden haben. Prominentestes Beispiel ist sicher Andy Warhols kolorierter Siebdruck. Aber auch so manche Strandschönheit, mit der Rechten ihre Brüste und mit der Linken ihre Scham notdüftig bedeckend, zitiert Botticelli – vorausgesetzt, der Fotograf weiß, was er tut.

Die Stunden verfliegen, und auch der kleine Hunger will noch gestillt sein, wofür sich wieder einmal das Asia Food am Hauptbahnhof empfiehlt, ehe uns dann am frühen Nachmittag erneut der Fernbus aufnimmt. Wir verkürzen uns die fünfstündige Fahrzeit mit unserem eigenen Bordprogramm und sind am frühen Abend wieder zuhause.

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Bayreuther Gartenkunst

Der Sommer 2015 ist Geschichte, die ersten Bäume haben sich herbstlich eingekleidet, und in der Bayreuther Eremitage wird in knapp zwei Wochen die Saison zu Ende gehen. Carpe diem, es ist warm und sonnig, wir haben Zeit und eine Mobicard, also laß uns doch nach Bayreuth fahren.

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Vor dem Hauptbahnhof stehend, suchen wir die Bucht der Linie 322. Jetzt nur nicht die falsche Busbucht wählen! Das fällt aber nicht schwer, denn es gibt nur deren eine, die Busse wenden nämlich vor dem Bahnhof. „Fahren Sie zur Eremitage?” „Nein, Sie müssen am ZOH umsteigen.” ZOH ist die zentrale Omnibus-Haltestelle. Wir tun, wozu uns geraten wurde, und steigen am ZOH um. In den 322, der zur Eremitage fährt. Vorher jedoch erst einmal zum Hauptbahnhof. Lerne Bayreuth kennen!

Es ist nicht die einzige Haltestelle, an der wir zweimal vorbei kommen, aber irgendwann sind wir dann da: Eremitage. Wo ist die Kasse?

Es ist keineswegs so, daß man für die gepflegten Anlagen, für die Grünflächen und Blumenbeete, die Springbrunnen und natürlich den Blick auf das einzigartige Orangerieschloß mit seinen Fassaden aus bunten Glassteinen, bekrönt von einer goldenen Quadriga, Eintritt bezahlen müßte. Nein, Eintritt kostet allein die Führung durch das Alte Schloß. Es darf auch nur mit Führung betreten werden, aus gutem Grund.

Denn für die erlauchten Gäste, die die es Anfang des 18. Jahrhunderts beherbergte, war eine Läuterung vorgesehen, in Form eines gigantischen Zimmerspringbrunnens. Hier blieb kein Gast trocken, es sei denn, er hätte sich so nah an die Wand gedrückt, wie es auch uns nun geraten wird. Eine feuchte Überraschung folgt der anderen, dann dürfen wir den Hof der vierseitigen Anlage betreten. Die Gäste logierten, wie es sich für eine Eremitage gehört, in Mönchszellen, ein Schrank, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl.

Die spätere Besitzerin, Markgräfin Wilhelmine, ließ das Schlößchen dann aber doch um ein paar Prunkzimmer erweitern, mit üppigen Deckengemälden, kostbaren Stuck- und Schnitzarbeiten sowie handbemalten Seidentapeten. Nicht alle überdauerten die Zeit. Durch die Küche gelangen wir schließlich wieder hinaus in den gepflegten Schloßpark.

Die Gärtner scheinen ihren Beruf in der Gemüsesparte erlernt zu haben: zwischen den Chrysanthemen und Alpenveilchen findet sich Zierkohl sowie hin und wieder ein Büschelchen Basilikum.

Und dann kommt plötzlich Leben in die Obere Grotte, denn Punkt 13 Uhr beginnen die Wasser speienden Brunnenfiguren ihr Werk. Pumpen gibt es hier keine, das Spektakel endet, wenn der Druckbehälter leer ist. Und die Untere Grotte ging wegen des trockenen Sommers heuer sogar ganz außer Betrieb.

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Wir könnten aber noch das Schloß Fantaisie besuchen, ganz am anderen Ende der Stadt. Der uns schon vertraute 322 bringt uns zum ebenfalls schon vertrauten ZOB, von dort geht es mit einer anderen Linie hinaus nach Eckersdorf, wo das dortige Schloß mit einem besonderen „Kunstmuseum” aufwarten kann, einem Museum für Gartenkunst. Vom Mittelalter über Barockzeit, Klassizismus und Historismus bis hin zur Neuzeit wird dort beschrieben, was Gartenkunst ist und wie sie sich entwickelt hat.

Schloß und Museum schließen um 16 Uhr, aber der Schloßpark bleibt rund um die Uhr geöffnet. Und sogar die Wasserspiele gehen Punkt 16 Uhr noch einmal in Betrieb. Phantasievolle Steinfiguren speien Wasser, das als munteres Bächlein über Kaskaden bis hinunter zum Neptunbrunnen springt, denn der Schloßpark liegt an einem Abhang.

Leider steht die Sonne schon tief, und der Bus zum Bahnhof macht sich sonntags ziemlich rar. Macht aber nichts, denn wir haben ja wirklich viel gesehen heute.

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Irrwege

Guarulhos Airport São Paulo, am Abend des 12. September. Man sieht ein Grüppchen Touristen durch das Labyrinth des Flughafens eilen, auf der Suche nach dem Flugzeug, das schon in wenigen Minuten in Richtung Frankfurt am Main abheben soll.

Der Zubringerflug von Rio hatte nämlich Verspätung und endete zu allem Überfluß auch noch mitten auf dem Rollfeld, samt Bustransfer zum Gebäude. So ein Airbus 321 ist groß, und die Reisegruppe saß völlig verstreut, als der zweite Bus am Terminal ankommt, sind die Mitreisenden aus dem ersten Bus bereits irgendwohin verschwunden. Und der Reiseleiter steckt noch weiter hinten fest. Die internationalen Flüge starten von Terminal 3, weiß eine Mitreisende. Aber hier gibt es nur „Baggage Claim” und „Connections”. Endlich ein Schild zum internationalen Terminal, dann noch eines … und wir stehen draußen an einer Bushaltestelle. Ein Stück Busfahrt, dann wieder ins Gebäude, Safety Check ohne Auspacken, die Frage nach dem richtigen Weg. Nach oben, aha. Noch einmal Safety Check mit Auspacken, dann Paßkontrolle. Wann findet sie endlich den Stempel, drückt den ihren daneben? Endlich fertig. Zu welchem Gate müssen wir? Laut Bildschirm Gate 28, aha. Der Weg zu den Gates ist mit Duty Free Shops gepflastert. Weiter geradeaus. Jetzt rechts. Gate 30, Gate 29. Endlich Gate 28. Die Passagiere sind schon alle an Bord. Unser Gepäck hoffentlich auch.

Ob die anderen Teilnehmer ebenfalls hergefunden haben? Hier jetzt stranden, in der großen fremden Stadt und ohne die bereits nach Frankfurt durchgecheckten Koffer, nicht auszudenken! Ein paar Minuten später kommen noch weitere Nachzügler. Es kann losgehen: 12 Stunden Flug plus 5 Stunden Zeitverschiebung. Punkt 14.30 sind wir in Frankfurt.

Typisch Deutschland: Koffer die Treppe hinauftragen, weil Rolltreppe defekt. Dann wieder hinunter ins Zwischengeschoß, von dort – nein, Rolltreppe defekt. Also wieder hinauf und anderen Weg? Denkste, Rolltreppe defekt. Fazit: erneut Koffer über Treppen schleppen. Endlich am Bahnsteig. Zug fährt heute verkehrt herum ein, mit der ersten Klasse hinten. Also hinten hingestellt. Zug fährt dann aber doch richtig herum ein, erste Klasse ist vorne. Schon wieder rennen, alternativ hinten in die zweite einsteigen und dann mit zwei Roll- und zwei Handkoffern bis vorne durcharbeiten. Deutschland halt.

Zweieinhalb Stunden nach Nürnberg? Leider nein, an der Strecke wird gebaut, Zug fährt über Ansbach, gerät dann hinter eine S-Bahn. Es kommt sicher nicht allzu oft vor, daß ein ICE an jedem Gartenzaun anhält: Wicklesgreuth, Roßtal, Stein, Schweinau und wie sie alle heißen.

Eingenebelt

In Rio gibt es den Restauranttyp der Churrasceria, die Kellner kommen mit diversen Fleischspießen an den Tisch und schneiden dem Gast je nach dessen Gusto und Hunger eine Scheibe ab. Dieses Lokal verläßt man nur vollkommen gesättigt.

Gestern abend besuchten wir ein solches, heute kurz vor dem Abflug nehmen wir mit einem sog. „Kilo-Restaurant” Vorlieb: egal wovon man nimmt, gezahlt wird am Ende nach Gewicht.

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Eine Reise nach Rio ist undenkbar ohne einen Ausflug auf den Zuckerhut. Der ist heute leider vollkommen in Wolken gehüllt, der Blick von oben auf die Copacabana sieht exakt genauso aus wie der auf den Hafen oder hinüber zum Corcovado. Und die Pinseläffchen in den Bäumen kuscheln sich frierend aneinander im Nebel.

Wir besuchen noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten: die moderne Kathedrale mit ihren Glasfenstern, den neu gestalteten Platz am Hafen mit dem „Museum der Zukunft” sowie natürlich das Maracaná-Stadion.

Doch nun heiß es Abschied nehmen, die Koffer packen und die lange Heimreise antreten. Vom Vorfrühling in den Herbstanfang. Zuhause soll es sogar ein paar Grad wärmer sein als hier.

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Zuckerhut mit Mütze

Das Wetter sah gar nicht gut aus heute morgen. Allein die Temperatur überraschte: statt kalt und regnerisch war es warm und regnerisch. Aber die Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Corcovado war gebucht, also fand sie auch statt. Die Christus-Statue war sogar ein paarmal zu sehen, während der Bus seinen Weg durch die Häuserschluchten nahm.

P1090312Wer hätte gedacht, daß die Zahnradbahn dort hinauf älter ist als die Statue selbst? Es gab sie schon, als der Corcovado noch ein gewöhnlicher Aussichtsberg war. Gewöhnlich? Nun ja, oben angekommen, haben wir keinen Blick für den Christus über unseren Köpfen, alle Aufmerksamkeit gilt dem Zuckerhut und seinem Wolkenschleier, der sich soeben so weit lüftet, daß das kleine Rechteck der Gipfelstation sichtbar wird.

Auch die anderen Gipfel ringsum sind von Wolken umspielt, sie bilden sich ständig neu und hängen wie Schleier an der windabgewandten Seite. Wo keine Wolken sind, erhaschen wir Tiefblicke auf das Häusermeer, auf die Copacabana, auf Ipanema und sein markantes Hippodrom, auf den Flughafen und die einschwebenden Flugzeuge, die fast die Häuser und den Zuckerhut zu streifen scheinen.

Satt gesehen treten wir nach dem Gipfelbesuch eine kleine Stadtrundfahrt an, die uns zunächst zum Strand von Ipanema führt, wo wir unseren Durst mit einer frisch aufgeschlagenen grünen Kokosnuß stillen. Vorbei am Lokal, wo das bekannte Lied „Garota de Ipanema” (The Girl from Ipanema) komponiert wurde, geht es schnurstracks ins Herz des Edelstein-Imperiums H.Stern. Natürlich hätten sie gerne, daß die Gäste aus Deutschland nach dem Museumsbesuch einen schön geschliffenen und in Gold gefaßten Aquamarin, Turmalin oder Amethyst erstehen oder auch eine Uhr im Wert einer Südamerika-Rundreise, aber wir vertrösten die freundliche Dame auf ein anderes Mal und versuchen in der uns verbliebenen Freizeit, den berühmten botanischen Garten von Rio zu Fuß zu erreichen. Der Weg sieht auch gar nicht weit aus, nur um den See herum und dann noch um das Hippodrom.

Abgekämpft erreichen wir nach einer Stunde den Eingang. Im Garten gibt es allerlei tropische Zimmerpflanzen, die hier im Freien gedeihen, ein Haus für Orchideen, eines für Bromelien und noch vieles mehr. Zum Beispiel lustige kleine Pinsel-Affchen. Doch auch wenn Herr Stern seine Kunden – einschließlich derer, die es werden sollen – kostenlos vom Firmensitz zum Hotel chauffieren läßt, ist doch der Weg zuerst wieder um das Hippodrom und dann wieder um den See herum ein recht mühseliger.

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Das große Tosen

Es gibt Schwalben, die ihre Nester in die Felswand hinter einem Wasserfall bauen. Man sieht den Vogel direkt auf die Wand aus Wasser zusteuern – und weg ist er. Oder aber, er taucht direkt aus der Wasserwand auf. Woher weiß der Vogel, wo genau sich sein Nest befindet? Und wieso reißt ihn das herabstürzende Wasser nicht mit sich?

Selbst die kleinsten der unzähligen kleineren Wasserfälle wären anderswo eine Attraktion. Hier in Iguaçu bilden sie für die, die auf brasilianischer Seite entlang wandern, ein unvergleichliches Panorama. Aber das ist erst der Anfang. Am Ende des Weges, dort wo der Hauptteil der Wassermassen herunter stürzt, führt ein Steg mitten hinein in diese tosende Welt. Allein die Gischt ist ein Erlebnis, wenn auch ein feuchtes. Hier Regencapes zu verkaufen ist definitiv eine gute Geschäftsidee.

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Die argentinische und die brasilianische Seite der Fälle unterscheiden sich deutlich, nur eine der beiden Seiten zu besuchen wäre ein echtes Versäumnis. Und auch das Wetter ist heute anders als gestern: ist das noch Gischt, oder ist es schon Regen? Leider trifft letzteres zu, aber das ist zu verschmerzen, denn unser Flugzeug nach Rio de Janeiro wartet schon.

Die Fälle und das zugehörige Städtchen leisten sich zwei Flughäfen, einer übersichtlicher als der andere. Einen Zubringerbus braucht es hier nicht, die Passagiere laufen einfach vom Gebäude zum Flugzeug. Eineinhalb Stunden später – und um den Rekord von 11.870 Höhenmeter reicher – sind wir in Rio, wo uns der Regen leider treu bleibt.

Das Hotel steht direkt an der weltberühmten Copacabana. Für morgen ist eine Fahrt auf den Corcovado geplant, übermorgen soll es dann auf den Zuckerhut gehen. Auch Ziele auf eigene Faust sind möglich. Oder ein Bad am Ipanema-Strand. Aber wer will schon bei diesem Wetter baden?

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Gischt und Regenbögen

Das Wetter muß mitspielen, will man die Iguazú-Fälle in ihrer vollen Pracht erleben. Und das Wetter spielt mit: die Sonne zaubert Regenbögen in die schäumende Gischt, während wir auf sicheren Stegen zuerst den Teufelsschlund ansteuern, wo sich der größte Tal der gewaltigen, breit heranfließenden Wassermassen unter lautem Tosen in eine Schlucht stürzt, deren Grund man bestenfalls erahnen kann, so dicht ist die aufsteigende Gischt.

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Das Bähnlein hat trotz schmaler Gleise recht viele Besucher hergebracht, so daß man nicht sofort einen Platz in der ersten Reihe bekommt, mit etwas Geduld und Sprühnebel-Toleranz klappt es aber ganz gut. Wir halten uns nicht lange auf, denn es warten noch andere Aussichtspunkte auf uns. Sie liegen entlang eines Weges, der geschickt an den Rand der Schlucht gebaut ist und dabei auch den einen oder anderen Flußarm überspannt, so daß direkt über den heranfließenden und sich dann hinab stürzenden Wassermassen steht. Ein weiterer Weg führt auf halber Höhe zu einigen markanten Stellen.

Es ist schon später Nachmittag, wir sind ja nach einem Inlandsflug vom kleineren der beiden Flughäfen von Buones Aires erst um die Mittagszeit hier angekommen. Und im Schatten liegende Wasserfälle sind nun einmal nicht mehr ganz so interessant. Morgen werden wir die brasilianische Seite der Fälle besuchen, auch das Hotel liegt bereits in Brasilien. Der Grenzübertritt gestaltet sich dieses Mal allerdings wesentlich bequemer als der von Peru nach Bolivien.

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Frühlingsspaziergang

Es ist Frühling in Buenos Aires. Zwergpapageien-Pärchen polstern ihre Nisthöhle offenbar mit Baumwolle aus, jedenfalls vergnügen sich die beiden grünbunten Gesellen ausgiebig mit den Wollknäueln des Kapok-Baumes. Und auch die Webervögel zeigen sich emsig.

Heute sind wir in Eigenregie unterwegs, unsere erste Station ist das Teatro Colón, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt und mit 3.500 Plätzen wohl auch eines der größten. Wir genießen eine Führung, die uns durch das carraramarmorne Treppenhaus und diverse Galerien bis in die Hauptloge führt. Welch ein Eindruck! Hier möchte man einer Aufführung beiwohnen, aber die Karten sind extrem teuer und kosten bis zu 6.000 Dollar. „Für die ganze Loge?”, will ein Gast wissen. Nein, pro Sitzplatz natürlich.

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Die Metro heißt in Buenos Aires „Subte”, wir erstehen zwei Tickets á 5 Pesos (ca. 40 Cent) und zwängen uns in einen ohnehin schon überfüllten Zug, um zur Plaza Italia zu gelangen, dem Startpunkt für die Besichtigung diverser Gärten. Den zoologischen Garten zum Beispiel. Den lassen wir aber links liegen und erkunden zuerst einmal den botanischen Garten. Der ist aber nicht sehr groß, so daß wir zum Rosengarten weiterziehen. Rosen blühen um diese Jahreszeit aber noch nicht.

Auf der anderen Straßenseite – die Hauptstraßen haben hier 10 oder mehr Fahrspuren – soll es einen japanischen Garten geben, aber wir sehen nur eine Grünfläche, sind fast schon am Umkehren, wollen nur noch sehen, was hinter der nächsten Hecke kommt, und tatsächlich: da liegt er vor uns mit seiner roten Brücke und all dem anderen für einen Japangarten typischen Zierrat. Im Augenblick stehen gerade die Azaleen in voller Blüte.

Wir lustwandeln, bis die Schatten lang und länger werden, dann geht es mit der Subte zurück zum Opernhaus und ins Hotel.

Die gestrige Tangoshow war übrigens ein echtes Erlebnis, sie fand in einem kleinen alten Theater statt, wir saßen jeweils zu vieren an einem Tisch, während auf der Bühne ein Klavier, ein Kontrabaß, zwei Bandoneons und eine Geige zum Tango aufspielten und mehrere Paare ihr exzellentes Können zum besten gaben. Die Zeit im „El viejo Almacen” verging wie im Flug.