Den Löwen besteigen

S1510032Der Weg zur Weisheit ist mit Granitsteinen gepflastert und führt durch einen Urwald, der jetzt in der Trockenzeit so gar nicht nach Dschungel aussieht, denn es ist alles staubtrocken hier – sogar die Flußläufe, die wir mit den Geländewagen überqueren, denn der Bus kommt hier nicht durch.

Vor langer Zeit lebte hier ein Eremit, dann bauten buddhistische Mönche ein Kloster samt Badeplatz und Bibliothek. Die sorgsam behauenen Steine haben sich erhalten und werden liebevoll wieder zusammengefügt, so daß man die ehemaligen Gebäude zumindest erahnen kann.

Stellenweise sind die Wege so breit und komfortabel wie einst, dann wieder heißt es über Stock und Stein klettern, vorbei an Bäumen mit Brettwurzeln oder solchen, die sich meterweit über den Boden schlängeln. Auch hier gibt es Affen, aber nicht so viele wie gestern bei den Pagoden.

Unser eigentliches Tagesziel aber ist der Löwenfelsen, ein riesiger Steinklotz, der schon von weitem sichtbar ist. Es soll dort oben Felsmalereien geben, also machen wir uns auf den langen Weg dort hinauf. Zunächst überqueren wir einen breiten Wassergraben. Vorhin haben wir in diesem Graben ein Krokodil erspäht, hier aber besteht keine Gefahr. Der Weg führt durch ein Gelände, das mit seinen Mäuerchen und Teichen eine wunderschöne Gartenlandschaft abgäbe, wäre nicht alles so brottrocken hier.

Je näher wir dem großen Steinklotz kommen, desto länger und steiler werden die Treppen. Zuletzt geht es gar eine enge eiserne Wendeltreppe hinauf, dann treten wir unter den Überhang mit den berühmten Wolkenmädchen. Eine barbusige Schönheit neben der anderen fesselt durch ihren prächtigen Erhaltungszustand, denn diese Fresken sind immerhin eineinhalbtausend Jahre alt. Weiter unten haben die Mönche alles weggekratzt, aber diese Stelle hoch oben im Fels war ihnen unzugänglich.

Und der luftige Steg geht noch weiter! Wir erreichen einen Platz, wo zwei riesige gemauerte Löwenpranken aus dem Felsen ragen. Und dazwischen, man glaubt es kaum, führt eine Himmelsleiter noch weiter hinauf. Einst hatte der Löwe auch einen Kopf, und die Besucher durchschritten zunächst das riesige Maul, ehe sie sich an den schwindelnd-luftigen Aufstieg wagen konnten, denn Eisentreppen gab es noch nicht. Dennoch ist es auch heute noch ein Abenteuer nur für Schwindelfreie.

Der Felsen ist oben erstaunlich geräumig, es gibt sogar einige große, in den Fels gehauene Wasserbecken. Und es weht ein kräftiger Wind da oben.

Vom Treppensteigen ermüdet kehren wir zum Bus zurück und fahren unserem Hotel entgegen, als der Reiseleiter plötzlich ausruft: da vorne steht ein Elefant am Straßenrand! Und als hätte das Rüsseltier nur auf das Anhalten des Busses gewartet, setzt es sich in Bewegung, hinter sich im Schlepptau eine ganze Herde, große kleine und ganz kleine Tiere, 14 an der Zahl. Welch ein Erlebnis.

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